Hexenverfolgung im Sauerland-Museum

Hexenverfolgung – Geschichte und Gegenwart: Bis zum 4. September 2022 zeigt das Sauerland-Museum in Arnsberg die Sonderausstellung „Du Hexe! Opfer und ihre Häscher“. Wie es um 1600 bei einem Hexenprozess zuging, das können Besucherinnen und Besucher in einem Escaperoom erleben, nachdem sie sich in den drei Stockwerken des Museums mit Tätern und Opfern auseinandergesetzt haben.

Viele Ausstellungsstücke wurden In Arnsberg zusammen getragen. Hier: Hexen beim Wetterzauber, nach 1655, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin - Foto Patrice Cartier / Bridgeman Images

Viele Ausstellungsstücke wurden In Arnsberg zusammen getragen. Hier: Hexen beim Wetterzauber, nach 1655, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin – Foto Patrice Cartier/Bridgeman Images

Die große regionalhistorische Ausstellung im Neubau des Kulturforum Südwestfalen richtet den Blick in Vergangenheit und Gegenwart, vom Rückblick auf die Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen des 17. Jahrhunderts bis zur heutigen Hexenverfolgung. Dabei vermittelt sie auch Ansätze, was das mit Hatespeech und Fake News in den sozialen Netzwerken des 21. Jahrhunderts zu tun hat.

Vom Mittelalter bis zur Hate Speech

In eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit hat das Museumsteam aus deutschen Landen und weltweit viel zusammen getragen. Denn, so die Stellvertretende Museumsleiterin Dr. Ulrike Schowe im Gespräch mit Westfalium, „Hexenverfolgung gibt es heute noch in 36 Ländern.‟ Zu sehen ist in Arnsberg unter anderem ein afrikanischer Scheiterhaufen.

Die Arnsberger Ausstellung setzt sich auch mit Hexenverfolgung im 21. Jahrhundert auseinander. Hier: Opfer einer Hexenjagd in Papua-Neuguinea, 2018 - Foto Bettina Flitner

Die Arnsberger Ausstellung setzt sich auch mit Hexenverfolgung im 21. Jahrhundert auseinander. Hier: Opfer einer Hexenjagd in Papua-Neuguinea, 2018 – Foto Bettina Flitner

„Die meisten von uns verorten die Hexenprozesse ins tiefe Mittelalter … ihren Höhepunkt erhielten die Verfolgungswellen jedoch in der Frühen Neuzeit. Wir führen Sie in das Herzogtum Westfalen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Dort gehen wir der Frage nach, warum diese Region sich zu einem Zentrum der Hexenprozesse entwickeln konnte. Immerhin wurden in dem kleinen Ort Balve innerhalb von nur zwei Jahren 280 Menschen als „Zaubersche“ befragt und hingerichtet‟, schreibt Ulrike Schowe im Blogbeitrag zur Ausstellung.

Dr. Schowe zu Ausstellungsdetails: „Die Ausstellung präsentiert außergewöhnliche Objekte. Sie zeigt zum Beispiel einen originalen Hexengürtel aus dem Jahr 1619, das einzig erhaltene Hexentuch (um 1600) mit echten Brandspuren und eine Reproduktion des originalen Hexenhemdes der Anna Kramer, die 1680 hingerichtet wurde.‟ Zu sehen sind auch Folterinstrumente aus dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber.

Ferdinand von Bayern, in Westfalen herrschender Fürst gilt als der „Hexenjäger“. Er verschärfte die Rechtslage zur Hexenverfolgung. Zu sehen im Sauerland-Museum, Hochsauerlandkreis - Foto Kaleidoskop Design

Ferdinand von Bayern, im 17. Jahrhundert in Westfalen herrschender Fürst gilt als der „Hexenjäger“. Er verschärfte die Rechtslage. Zu sehen im Sauerland-Museum, Hochsauerlandkreis – Foto Kaleidoskop Design

Mit Blick aufs ehemalige Herzogtum Westfalen ergründet die Ausstellung Ursachen und Zusammenhänge der Hexenverfolgung. Der Glaube an „Hexen“ war, wie in ganz Europa, auch in Westfalen tief in der Bevölkerung verwurzelt. In den Kirchen wiesen Priester bei Predigten auf das schädliche Wirken von Magie wirkenden „Hexen“ hin. Im armen und vom bäuerlichen Leben geprägten Westfalen war die Angst vor Wetterkatastrophen, Viehseuchen und ausfallenden Ernten besonders groß. Solche Unglücke schrieb die Bevölkerung gerne dem Unwesen „der Zauberschen“ zu.

Die Ausstellung richtet einen besonderen Blick auf die Tätergesellschaft und stellt Persönlichkeiten vor, die in der Region die strukturellen Voraussetzungen für das Ausmaß der Hexenverfolgung schufen. Einer von Ihnen ist der Kölner Erzbischof und Kurfürst Ferdinand von Bayern. Er erließ am 24. Juli 1607 eine Verschärfung der Constitutio Criminalis Carolina, der kurkölnischen Hexenordnung. Die führte dazu, dass Westfalen zu einer Hochburg der Hexenprozesse wurde. Nicht nur die Verfolgung wird gezeigt. Ein Bereich der Ausstellung widmet sich dem Widerstand gegen die Verfolgungen.

Für die Vermittlung des schwierigen Themas hat man sich einiges einfallen lassen. Unter anderem besteht die Möglichkeit sich Tablets auszuleihen, mit denen Aufgaben zur Ausstellung gelöst werden können. Für Schulen wurden – angepasst an unterschiedliche Altersklassen – Unterricht begleitende Konzepte entwickelt.

Ausstellungsstück in Arnsberg: Memento-Mori-Schild mit dem Triumph des Todes, 1607/1635, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin

Ausstellungsstück in Arnsberg: Memento-Mori-Schild mit dem Triumph des Todes, 1607/1635 – Foto Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin

Darüber hinaus bietet das Museum ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Lesungen sowie zur Walpurgisnacht am 30. April eine besonderen Abend im Museum. Dabei soll es, verriet Dr. Schowe im Westfalium-Gespräch, um Zauberei und Wissenschaft gehen.

Ausführliche Informationen gibt es im Online-Angebot des Sauerland-Museums, unter anderem einen Flyer zur Ausstellung (PDF Download) sowie Hinweise zu Führungen. Einstündige Führungen werden sonntags an geboten. Nächste Führung im Sauerland-Museum – Museums- und Kulturforum Südwestfalen, Alter Markt 24-30, 59821 Arnsberg – ist am Sonntag, 27. März 2022 um 11 Uhr. Weitere Termine sind am 3. und 10. April. Telefonisch ist das Museum unter 02931 944444 zu erreichen.

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