Der Niedergermanische Limes ist Welterbe

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Xanten – Der Niedergermanische Limes mit herausragenden Fundorten auch in Nordrhein-Westfalen ist von der UNESCO (www.unesco.de) auf die Liste des zu schützenden Welterbes gesetzt worden, das entschied die zuständige Welterbekommission gestern, am 27. Juli 2021, auf einer rein digitalen Sitzung. Die insgesamt etwa 400 Kilometer lange, so genannte „nasse“ Grenze entlang des Rheins diente ab dem ersten Jahrhundert nach Christus etwa 450 Jahre lang als Abschluss und zur Sicherung des Römischen Reiches nach Nordwesten hin und zog sich über Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bis in die Niederlande. Auf nordrhein-westfälischem Gebiet bieten unter anderen die Städte Köln, Xanten, Haltern und Zülpich international beachtete Besichtigungsorte des römischen Erbes.

Eines der eindrucksvollsten, in Teilen rekonstruierten römischen Gebäude ist der sogenannte Hafentempel in Xanten. – Foto Dr. Peter Kracht

„Es ist ein großes Vergnügen, den römischen Spuren in Nordrhein-Westfalen zu folgen. Über lange Zeit hinweg brachten die Römer Kulturgüter, Lebensstil und auch Lebensfreude aus ihrer Heimat mit in unser heutiges Gebiet. Das zeigen die Museen und Denkmäler, die bei uns zu den meistbesuchten Kultureinrichtungen im Land zählen, sehr anschaulich“, freut sich Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW e.V., über die Auszeichnung der UNESCO und gratuliert dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege für die erfolgreiche Betreuung des Welterbe-Antrags auf nordrhein-westfälischer Seite.

Fundorte des niedergermanischen Limes folgen dem Grenzverlauf aus der Antike und befinden sich in den heutigen NRW-Gemeinden Alfter, Alpen, Bad Münstereifel, Bedburg-Hau, Bonn, Bornheim, Dormagen, Duisburg, Moers, Monheim, Neuss, Kalkar, Kleve, Köln, Krefeld, Swisttal, Uedem, Wesel und in Xanten. Die Colonia Ulpia Traiana war einst eine der größten römischen Metropolen am Rhein, heute erinnert der LVR-Archäologische Park Xanten an diese Zeit und gibt auf einem riesigen Gelände umfassende Einblicke in den Alltag der römischen Legionäre und ihrer Zusammenarbeit mit der damaligen Bevölkerung. Auch mit dem Rhein als Verkehrsweg und Grenze beschäftigt sich die Einrichtung am Niederrhein ausführlich. Die Spuren des Limes sind in den genannten Orten nicht überall sichtbar, vielerorts sind sie verschwunden oder nur noch unter der Erdoberfläche auszumachen. In Zukunft sollen hier digitale Lösungen die Spuren und Erkenntnisse der Archäologen erlebbar machen.

Im römischen Gasthaus in Xanten konnte man es sich durchaus bequem machen… – Foto Dr. Peter Kracht

Wer sich ausführlicher mit dem Erbe der Römer beschäftigen möchte, findet in Nordrhein-Westfalen ein thematisch sehr weitreichendes und abwechslungsreiches Erlebnisfeld. Zu besichtigen sind zum Beispiel das Römisch-Germanische Museum (derzeit zum Teil in einem Ausweich-Quartier zu sehen), die römischen Fundamente des Kölner Doms, eine Grabkammer im Kölner Stadtteil Weiden und römische Spuren aus der Zeit der Stadtgründung Kölns im Archäologischen Quartier, das in den nächsten Jahren zum MIQUA – Jüdischen Museum ausgebaut wird. Auch die Römertherme in der Voreifel-Stadt Zülpich, das LWL-Römermuseum in Haltern am See und die für Radurlauber ausgezeichnete Römer-Lippe-Route halten die Erinnerung an die einstigen römischen Besatzer wach.

Der Niedergermanische Limes ist nach dem Aachener Dom, den Schlössern Augustusburg und Falkenlust in Brühl, dem Kölner Dom, der Zeche Zollverein in Essen und dem ehemaligen Benediktinerkloster Corvey in Höxter die sechste Welterbestätte in Nordrhein-Westfalen. Die Aufnahme in die Liste des zu schützenden Welterbes lenkt internationale Aufmerksamkeit auf die Orte und gehört in der kulturtouristischen Vermarktung auch des Tourismus NRW e.V. zu den wichtigsten und wirksamsten Auszeichnungen.  Jens Nieweg

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