Persönlichkeit bestimmt Wahrnehmung von Corona

Print Friendly, PDF & Email

Persönlichkeit bestimmt Wahrnehmung von Corona: Psychologen der Universitäten Münster und Kopenhagen veröffentlichen dazu eine länderübergreifende Studie.

Persönlichkeit bestimmt die Wahrnehmung

Co-Autor der Studie Prof. Dr. Mitja Back vom Institut für Psychologie der WWU – Foto Privat

Die Persönlichkeit ist wohl ausschlaggebend: Sowohl Deutsche als auch Dänen mit sogenannten prosozialen Persönlichkeitsmerkmalen (positiv, konstruktiv, hilfsbereit) befolgen Gesundheitsempfehlungen in der Corona-Pandemie bereitwilliger und verstehen den Kampf gegen die Pandemie eher als gemeinschaftliche Aufgabe.

Menschen, die anfälliger für negative Emotionen sind, empfinden die Viruserkrankung hingegen eher als Risiko. Für einen länderübergreifenden Vergleich kombinierten Psychologinnen und Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster und der Universität Kopenhagen fünf Studien mit knapp 20.000 Probanden. Die Ergebnisse werden in der Fachzeitschrift „Social Psychological and Personality Science“ veröffentlicht und sind bereits online erschienen.

„Unsere Ergebnisse zeigen deutlich den Einfluss der Persönlichkeit auf bestimmte Reaktionen in Bezug auf Corona”, erklärt Co-Autor Prof. Dr. Mitja Back vom Institut für Psychologie der WWU. Die Forscher aus Deutschland und Dänemark untersuchten, wie die Persönlichkeit mit den Wahrnehmungen, Bewertungen und dem Verhalten rund um Corona zusammenhängt. In den Studien fanden sich ähnliche Ergebnisse dazu, wer sich aufgrund der Pandemie Sorgen macht und wer eher Gesundheitsempfehlungen befolgt.

„Wir sehen, dass emotionalere Menschen sich mehr Sorgen über Corona machen und die Lungenkrankheit eher als Risiko für verschiedene Aspekte ihres Lebens betrachten“, erklärt Dr. Ingo Zettler, Professor am Institut für Psychologie an der Universität Kopenhagen und Erstautor der Studie. Darüber hinaus fanden sich Geschlechtsunterschiede: Frauen hatten ein größeres Risikoempfinden als Männer. Die Experten schauten sich verschiedene Persönlichkeitsmerkmale an, die anti- oder prosoziale Tendenzen umfassen. Dazu zählen unter anderem Ehrlichkeit und Bescheidenheit, verschiedene Formen von Narzissmus sowie der dunkle Faktor der Persönlichkeit. Das Muster sei bei allen ähnlich: Personen mit einem sozialeren Verhalten berichteten im Allgemeinen über ein konsequenteres Verhalten bezüglich der Gesundheitsempfehlungen und von einem stärkeren Gefühl des sozialen Zusammenhalts im Kampf gegen die Pandemie.

Bedeutung von länderübergreifenden Studien

Die Wissenschaftler betonen, wie wichtig es sei, die Ergebnisse studienübergreifend zu betrachten, bevor man Schlussfolgerungen ziehe. „Das ist vor allem in Zeiten einer Pandemie von Bedeutung, in denen die Politik und die Öffentlichkeit nach sofortigem Wissen fragen. So fanden wir nicht nur ähnliche Muster über die Studien hinweg, sondern auch einige unterschiedliche Ergebnisse, zum Beispiel in Bezug darauf, wie angemessen die Menschen die Absage von Veranstaltungen oder Reisebeschränkungen wahrnahmen“, betont Mitja Back. Angesichts der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Katastrophen wie Pandemien oder Naturkatastrophen könnten länderübergreifende Initiativen zudem dazu beitragen, tragfähige Ergebnisse zu liefern, die nicht nur auf einer spezifischen Stichprobe basierten.

Hintergrund

Drei der fünf Studien wurden in Dänemark durchgeführt, zwei in Deutschland. In allen Studien baten die Wissenschaftler die Probanden, neben standardisierten Fragebögen zu Corona auch Fragebögen zur Persönlichkeit auszufüllen.  Eine der dänischen und die beiden deutschen Studien wurden zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 durchgeführt. Die zwei weiteren Studien aus Dänemark beziehen Antworten in die Analyse ein, die bis zum Oktober 2020 erhoben wurden.

Speak Your Mind

*