Projektmanagement geht Online an den Start

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Projektmanagement geht Online an den Start: Mit Teamgeist kommt man besser zum Ziel. Eine Ausgründung der Universität Paderborn geht mit einem Onlinetool für agiles Projektmanagement an den Markt.

Projektmanagement geht online

Das Team von „edelsprint“ in der Arena der garage33, dem Gründungsinkubator der Universität Paderborn. Adrian Hülsmann und Christian Klaussner (v. l.) haben ein Onlinetool für agiles Projektmanagement nach der Scrum-Methode entwickelt – Foto TecUP

Arbeitsprozesse im Team optimieren – das hat sich das junge Start-up „edelsprint“, eine Ausgründung der Universität Paderborn, zum Ziel gesetzt. Seit zwei Monaten ist die Webanwendung für agiles Projektmanagement der beiden Gründer Adrian Hülsmann und Christian Klaussner online. Dabei arbeiten die jungen Unternehmer nach der sogenannten Scrum-Methode, die es Teammitgliedern ermöglichen soll, effizienter zusammenzuarbeiten. Durch eine KI-basierte Coaching-Funktion und den einfachen Aufbau der Anwendung sollen Entwicklungsprozesse nachhaltig optimiert und erheblich beschleunigt werden. Insbesondere kleine bis mittelständische Unternehmen und Einsteiger sollen davon für ihr Projektmanagement profitieren.

Vor zwei Jahren wandten sich Hülsmann und Klaussner mit ihrer Geschäftsidee an die Coaches des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP). Noch im selben Jahr bezogen sie ihren Arbeitsplatz in der garage33, dem Innovationsquartier des TecUP und gründeten die „edelsprint UG“. Heute freuen sie sich, mit der Onlineplattform ihr eigenes Unternehmen aufgebaut zu haben.

Von der Forschung in die Praxis

In ihrer Ausgründung bündeln die Paderborner Hochschulabsolventen zehnjährige Forschungsarbeit über agiles Projektmanagement, intuitive Benutzeroberflächen und moderne Interaktionskonzepte. Adrian Hülsmann beendete 2011 sein Informatikstudium an der Universität Paderborn. Während seiner anschließenden Promotionsforschung auf dem Gebiet der Softwaretechnologie in der ehemaligen Fachgruppe „Mensch-Computer-Interaktion“ unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Szwillus entstand die Idee für das Start-up „edelsprint“.

Hülsmann forschte zunächst an zukunftsweisenden Benutzerschnittstellen, sogenannten User Interfaces für kollaborative Arbeitsweisen, und entwickelte benutzerfreundliche Multitouch-Tische für sechs- bis achtköpfige Teams. Der Wunsch, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen, verfestigte sich, als Hülsmann zwei Projektgruppen mit Studierenden leitete. Dabei lernte er seinen heutigen Co-Founder Christian Klaussner kennen. Um die Forschungsergebnisse in ein Geschäftskonzept zu überführen, stellte sich schließlich die Frage nach einem marktreifen Anwendungsszenario als Webanwendung.

Vollumfängliche Planung und Durchführung von Scrum-Projekten

Im Dezember des vergangenen Jahres brachten die Gründer ihre Webanwendung „edelsprint“ auf den Markt. Sie soll helfen, die Teamarbeit, beispielsweise in Unternehmen oder Bildungseinrichtungen, nach der Scrum-Methode zu organisieren. Scrum werde hauptsächlich im IT-Bereich eingesetzt, eigne sich aber generell für jegliche Form der Produktentwicklung, wie Hülsmann erklärt. „Bislang sind viele Scrum-Projekte allerdings durch mangelnde Transparenz und Kommunikation sowie durch fehlende Selbstorganisation ineffizient. Mehr als achtzig Prozent der Teams, die Scrum nutzen, arbeiten bisher unproduktiv“, so Hülsmann. Die Folgen seien ein zu hoher Arbeitsaufwand sowie zu hohe Zeit- und Geldinvestitionen.

Bei „edelsprint“ werden alle Anforderungen an ein neues Produkt an zentraler Stelle, dem „Backlog“, gesammelt. In sogenannten Sprints setzen Teams in einem zeitlich begrenzten Turnus von ein bis zwei Wochen die wichtigsten Anforderungen um und präsentieren dem Kunden die Ergebnisse als fertiges Teilprodukt. Das Kundenfeedback fließt anschließend wieder direkt in Form von neuen oder überarbeiteten Anforderungen in das Backlog mit ein, woraufhin der Entwicklungszyklus von neuem beginnt.

Um die Scrum-Methode in vollem Umfang zu unterstützen und für die Nutzenden einen einfachen und intuitiven Einstieg in das agile Arbeiten mit der Webanwendung zu schaffen, ermöglicht „edelsprint“ maximale Transparenz und Eigenverantwortung durch nicht hierarchische Arbeitsweisen. Klassische Managementpositionen arbeiten mit dem Entwicklungsteam auf einer Ebene zusammen. Das Tool sei deshalb besonders für kleine bis mittelständische Unternehmen, Agenturen und Familienunternehmen mit flachen Hierarchiestufen, einem starken Teamgedanken und einer geringen Anzahl an Teams geeignet.

Künstliche Intelligenz unterstützt die Teamarbeit

Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden Empfehlungen für die Teams ausgesprochen. Solche Feedback-Mechanismen helfen bei der Reflexion des Entwicklungsprozesses und bei der Identifikation von Optimierungsmaßnahmen. Dabei lernt die Software das Team immer besser kennen, findet Schwachstellen und gibt durch eine integrierte Coaching-Funktion Tipps und Hilfestellungen. Der sogenannte Scrum-Master, der normalerweise im Unternehmen die korrekte Durchführung der Scrum-Methode und somit effizientes Arbeiten sicherstellt, ist in der Anwendung von „edelsprint“ durch eine KI-basierte Prozessanalyse voll integriert. „Kleine bis mittelständische Unternehmen leisten sich diese Stellen bisher häufig nicht“, so Hülsmann. „Die KI-basierte Anwendung von ‚edelsprint‘ ist jedoch äußerst benutzungsfreundlich. Sie ist das Ergebnis unserer zehnjährigen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der ‚Mensch-Computer-Interaktion‘.“

Vom Netzwerk des Gründungscenters profitiert

„Einen komplexen Prozess in eine Anwendung zu übersetzen und diese leicht bedienbar zu gestalten, war eine der größten Herausforderungen für unsere Entwicklung“, sagt Hülsmann. Stetige Unterstützung erhielt das Team in den vergangenen Monaten vom TecUP, das exzellente Forschung, die Förderung von Start-ups, die Betreuung gründungsinteressierter Hochschulangehöriger sowie die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft vereint. Bereits Anfang 2019 erhielt das „edelsprint“-Team eine 21-monatige Förderung im Programm „START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW“ (heute „Start-up Transfer.NRW“) des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 240.000 Euro. Seither profitieren sie von der Expertise und dem Netzwerk des Gründungscenters. Nun wollen die Gründer ihre innovative Geschäftsidee weiter vorantreiben, denn seit Januar erhält das Team eine einjährige Förderung mit dem „Gründerstipendium NRW“ des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) des Landes Nordrhein-Westfalen.

Zu den Kunden von „edelsprint“ zählen bereits kleine und mittelständische Unternehmen, Agenturen und Start-ups, ebenso wie eine weiterführende Schule aus der Region. Besonders erfreut ist das Team von „edelsprint“ darüber, im Bildungsbereich Fuß zu fassen: „Mit der Digitalisierung der Schulen wächst auch die Bereitschaft für die Verwendung eines neuen Tools. Selbstorganisiertes Arbeiten und Lernen wird zukünftig noch stärker Einzug in viele Bereiche halten“, so Hülsmann.

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