Mahnmal am Phönixsee eingeweiht

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Mahnmal am Phönixsee

Einweihung des Mahnmal am Phönixsee durch Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Foto Gaye Suse Kromer

Bis zu 80.000 ausländische Zwangsarbeiter*innen wurden während des Zweiten Weltkriegs in der Industriestadt Dortmund ausgebeutet. Fast ein Viertel dieser Männer und Frauen musste allein für den Dortmund Hörder Hüttenverein (DHHV) arbeiten, dessen Werk („Phoenix“) an der Stelle des heute gleichnamigen Sees lag. Der Rat der Stadt Dortmund hat im Jahr 2014 beschlossen, ein Mahnmal am Phönixsee für die in Dortmund zwangsarbeitenden Kriegsgefangenen und Deportierten zu errichten. Heute (Montag) wurde es von Oberbürgermeister Ullrich Sierau feierlich der Stadtgesellschaft übergeben.

„Einen geeigneteren Standort für dieses Mahnmal der Erinnerung hätten wir nicht wählen können. Gerade der Kontrast zwischen Naherholungsgebiet und schrecklicher Vergangenheit wird uns dabei helfen, die Erinnerung wach zu halten“, sagte Sierau zur Eröffnung. Jede und jeder, die oder der in den 1940er Jahren in Dortmund gelebt hat, habe auch Kenntnis von den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeitenden gehabt, so der Oberbürgermeister. „Als Stadtgesellschaft beziehen wir heute eindeutig Stellung gegen Rechtsextremismus und rechtsextremistische Gewalttaten, gegen Diskriminierungen jeder Art. Auch dafür steht diese Gedenkstätte. In unserer Stadt soll niemals mehr jemand solches Leid erfahren müssen. Dieses starke Signal soll von der Gedenkstätte ausgehen.“

Von der Idee zum Entwurf

Die Idee für ein Zwangsarbeiter-Denkmal geht auf die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zurück. In Zusammenarbeit zwischen dem Stadtarchiv, der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache und dem Fachbereich Architektur der FH Dortmund wurden im Rahmen eines Seminars verschiedene Entwürfe für ein Mahnmal entwickelt. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Pia Emde. Im Jahr 2014 beschloss der Rat, das Mahnmal zu errichten. An der Realisierung des Entwurfs hatte der Architekt Marc Horstmeier vom Dortmunder Büro SHA Scheffler Helbich Architekten wesentlichen Anteil. Die Kosten von ca. 200.000 Euro für die Errichtung des Mahnmals werden über den Wirtschaftsplan der Kulturbetriebe abgedeckt. Sparkasse Dortmund und DSW21 spendeten jeweils 20.000 Euro.

Eine begehbare Skulptur: Die Gestaltung

Blick ins Innere des Mahnmals

Unter der Leitidee „Zwischen Licht und Schatten“ entwarf Pia Emde eine 4,50 Meter hohe, begehbare Skulptur. Die Konstruktion besteht aus einer Vielzahl von geschichteten Cortenstahlblechen, die auf einer Grundfläche von 3 x 3 Metern auf Stahlboxen zum Turm gestapelt und verbunden sind. Die Boxen übernehmen die tragende Funktion und sind zugleich Informationsträger: Von außen beleuchtet, enthalten sie in einer von der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache kuratierten Ausstellung Texte und Bilder zur Zwangsarbeit in Dortmund. Diese Informationen sind ausschließlich im Inneren der Skulptur zu finden, wo die Betrachter*innen sich in Ruhe mit dem Thema auseinandersetzen können. Darüber hinaus ist auf den Webseiten des Stadtarchivs und der Steinwache ein 10-minütiger Film zur Zwangsarbeit in Dortmund zu sehen.

Gedenken auch an die Morde an Gestapo-Häftlingen

Während des Zweiten Weltkriegs befand sich auf dem Werksgelände am ehemaligen Emschertor an der Hermannstraße auch ein Lager der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) – auf Wunsch der Konzernleitung. Zunächst diente dieses sogenannte Auffanglager für etwa 80 bis 100 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion dazu, diejenigen zu „disziplinieren“, die die menschenverachtenden Ausländergesetze der Nationalsozialisten übertreten hatten, und sie gleichzeitig zu immer unmenschlicheren Arbeitsleistungen für den DHHV zu zwingen.

Im März 1945 wurden in diesem Lager unterschiedliche Gruppen von Gestapo-Häftlingen untergebracht, von denen viele in den Rombergpark gebracht und dort kurz vor Kriegsende ermordet wurden. Auch diesen Ereignissen wird im neuen Gedenkort gedacht.

www.dortmund.de

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