Dortmund – Der 1876 eingeweihte Ostfriedhof, genannt „Ostpark“, ist außergewöhnlich kunstvoll – und ein Ort, an dem man entlang der Grabmale prominenter Dortmunderinnen und Dortmunder die Stadt- und Wirtschaftsgeschichte erlaufen kann. Mehr über die teils denkmalgeschützten Skulpturen und Denkmäler auf dem Ostfriedhof sowie die dort Bestatteten erzählt Marco Prinz beim nächsten „Spaziergang zur Kunst im öffentlichen Raum“ am Sonntag, 3. November. Los geht es um 12 Uhr am Haupteingang, Robert-Koch-Straße 35. Die Führung dauert anderthalb Stunden. Unter anderem geht es zu den Arbeiten des gebürtigen Dortmunder Bildhauers Benno Elkan, der seine künstlerische Laufbahn in Dortmund mit Grabmalen begann.
Der Ostenfriedhof in Dortmund wurde 1876 als zweiter städtischer Friedhof nach dem „Westentotenhof“, dem heutigen Westpark, eingerichtet. Diese zweite Friedhofsanlage steht im Zusammenhang mit dem rapiden Bevölkerungswachstum im Zuge der Industrialisierung des Ruhrgebiets. Während bei der Gründung des Westentotenhofs 1811 etwa 4.000 Menschen in Dortmund lebten, waren es 1876 über 50.000. Die erste Beisetzung fand am 1. April 1876 statt.
Im umliegenden Wohngebiet des Ostenfriedhofs lebten zur Gründungszeit viele Familien, die eine bestimmende Rolle in Industrie und Wirtschaft der Stadt spielten. In der Hochphase der Montanindustrie erwarben diese Familien große Vermögen, was sich in den eindrucksvollen Grabanlagen widerspiegelt.
Direkt hinter dem Eingang rechts liegt das Grab von Henriette Davidis, die zu den ersten und erfolgreichsten Kochbuchautorinnen in Deutschland gehörte. Eine andere bedeutende Dortmunderin, die Frauenrechtlerin und Schulbegründerin Marie Reinders, ist im Gräberfeld 19 im westlichen Teil des Friedhofs bestattet.
Vom Haupteingang an der Robert-Koch-Straße 35 führt eine der Hauptachsen des Friedhofs Richtung Süden. Die Gründergeneration der Familie Hoesch, lange Eigentümer eines der größten deutschen Stahlunternehmen, ist hier beerdigt. Der Entwurf für das Grab des bedeutenden Bauunternehmens Caspar Heinrich Jucho (Feld 13) stammt von der Pariser Weltausstellung von 1898. Eines der letzten erhaltenen gusseisernen Grabmale in Westfalen ist die Gruft der Familie Bäumer mit eindrucksvollen Schmiedarbeiten im Jugendstil (Feld 3).
Zwei Gedenkstätten erinnern an große Schlagwetterexplosionen in Dortmund. Am 19. August 1893 kamen 61 Bergleute auf der Zeche Kaiserstuhl I ums Leben. 48 dieser Bergleute wurden neben einem großen Gedenkstein unter eisernen Stelen mit Namenstafeln beerdigt (Feld 10). Am 22. Dezember 1897 folgte eine weitere große Explosion auf der gleichen Zeche, diesmal bei Schacht II, bei der 19 Bergleute ums Leben kamen. Das Denkmal in Form einer großen Steinplatte findet sich in Feld 11.
Eine weitere Gedenkstätte erinnert an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Neben einem zentralen Denkmal findet sich eine Reihe mit Ketten verbundener Steine, die die Namen verschiedener Konzentrationslager tragen.
Ein Gedenkstein neben dem Mahnmal für die Zechentoten erinnert an Carl Wilhelm Tölcke, einen der Vorkämpfer des 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins.
Der Rundgang kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Tickets gibt es an der Kasse des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, Tel.: 0231/5025525. Gäste von außerhalb erhalten eine Rechnung.
Die Dortmunder Spaziergänge zur Kunst im öffentlichen Raum können auch separat gebucht werden, zum Beispiel für eine Geburtstagsfeier, einen Betriebsausflug oder für externe Gästegruppen. Infos telefonisch unter 0231/5024876.
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