Nordwalder Biografietage: Düstere Erinnerungen

Nordwalde – Die 12. Nordwalder Biografietage finden mit dem Motto „Macht und Missbrauch“ vom 26. bis 29. September in Nordwalde und Münster statt. Das Thema ist allgegenwärtig, so Organisator Matthias Grenda, Vorsitzender der ausrichtenden Gesellschaft für biografische Kommunikation e.V. Ob nun in der Politik, in der Wirtschaft und Finanzwelt, sexueller Missbrauch in der Kirche, aber auch Machtmissbrauch in der alltäglichen Kommunikation, die zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft führt. Dazu zitiert Grenda den Katholischen Theologen Blaise Pascal (1623-1662): „Der Mensch ist weder Engel noch Bestie, und sein Unglück ist, dass er umso bestialischer wird, je mehr er ein Engel sein will.“

Thomas Middelhoff – Foto: Darius Ramazani

Eine offizielle Definition von Macht besagt: „Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person oder Gruppe, auf das Denken und Verhalten einzelner Personen, sozialer Gruppen oder Bevölkerungsteile so einzuwirken, dass diese sich ihren Ansichten oder Wünschen unterordnen und entsprechend verhalten. Macht ist praktisch in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens beteiligt und bedingt auf unterschiedliche Weise das Entstehen von Sozialstrukturen mit ausdifferenzierten persönlichen, sozialen oder strukturellen Einflusspotenzialen.“

Zum zwölften Mal finden die Nordwalder Biografietage statt wieder mit einem spannenden Programm – Foto: Nordwalder Biografietage

Macht und das Streben nach ihr ist also ein völlig normaler menschlicher Vorgang und auch allgegenwärtig. Menschen reagieren je nach Situation nur vollkommen anders auf die Auswirkung von Macht. Auch nicht jeder Mensch übt Macht aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen Macht nur von einem König oder Herrscher ausging. Der französische Psychologe und Philosoph Michel Foucault spricht sogar davon, dass Macht überall ist, Macht von überall kommt, sie heute strategisch eingesetzt wird und Freiheit als Voraussetzung hat und entsprechend sich Machtbeziehungen aufbauen.

Hans Zollner über den Machtmissbrauch in der Kirche – Foto: Nordwalder Biografietage

Abhängig von Naturell, Persönlichkeit oder auch Befähigung – ist jemand z. B. ein Alpha-Tier, also eine Führungspersönlichkeit, oder eher Helfer des Anführers, vielleicht, wie die meisten, nur Mitläufer, oder wie einige Meckerer oder sogar Verweigerer und Saboteur – hat die Macht ganz unterschiedliche Erscheinungsformen und entsprechende Konsequenzen. Wird Macht missbraucht, führt sie bei vielen Menschen zu einem Gefühl der Ohnmacht.

Sich so einer Machtbeziehung zu entziehen, ist für die meisten Menschen äußerst schwierig, schmerzhaft und für manche auch unmöglich. Der Oberbegriff Missbrauch (lateinisch abusus) bezeichnet deshalb allgemein den anerkannten (oder vorherrschenden) Regeln oder gesellschaftlichen oder rechtlichen Normen widersprechenden Gebrauch von Gegenständen, Lebewesen, Substanzen (Medikamente, „Drogen“), Rechtsstellungen („Amtsmissbrauch“), Missbrauch von Macht und Einfluss sowie den sexuellen Missbrauch, auch den sexuellen (Missbrauch von Kindern) oder seelischen Missbrauch von Kindern. Auch dient der Begriff der moralischen Bewertung von Handlungsabsichten, bevor der bemängelte Gebrauch oder die Handlung stattgefunden hat.

Bei den 12. Nordwalder Biografietagen wird es deshalb um das Thema „Macht und Missbrauch“ in seiner vielfältigen Erscheinungsform gehen. Natürlich können über die ausgesuchten Biografien und Aspekte nur ein Teil dieses menschlichen Phänomens abgebildet werden. Auf jeden Fall gibt es viele Ansatzpunkte, sich nicht nur an die eigene Nase zu fassen, sondern auch den schmalen Grat zwischen Macht und Missbrauch zu erfahren und zu erspüren. Denn manches Mal ist auch die gute Absicht eher Unglück als Hilfe, gerade in der heutigen Diskussion um die Zukunft von uns Menschen und unserem Planeten.

Einige der prominenten Gäste sind z.B. der Gesandte von Papst Franziskus aus Rom zum Thema Missbrauch in der Katholischen Kirche Prof. Dr. Pater Hans Zollner, der etwas zur Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz der Katholischen Kirche sagen wird. Oder als Wiederholungsgast Dr. Thomas Middelhoff mit seinem neuen Buch „Schuldig. Vom Scheitern und Wiederaufstehen“, wo es um seinen persönlichen Machtmissbrauch geht. Christoph Röhl präsentiert als Kino-Vorpremiere seine Dokumentation „Verteidiger des Glaubens“ über Papst Benedikt. Christoph Röhl zeichnet darin ein erschreckendes Bild der Machtspiele des Vatikans. Dirk Laabs, Autor des Buches „Bad Bank“ spricht über den Aufstieg und Fall der Deutschen Bank.

http://www.biografische-kommunikation.de/

 

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