Kunst aus der Glasfachschule in Kamenický Šenov

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Coesfeld – Das Glasmuseum in Lette zeigt vom 28. Juli 2018 bis zum 6. Januar 2019 unter dem Ausstellungstitel “Glas und Licht” Glaskunst aus der Glasfachschule in Kamenický Šenov.

Pavel Kopřiv: The squirrel, 2017 – Foto: Dagmar Petrovická

Die kleine, aber weltberühmte tschechische Glas-Stadt Kamenický Šenov (“Steinschönau”) liegt in einer idyllischen Landschaft an der Grenze zwischen dem Lausitzer Bergland und dem Böhmischen Mittelgebirge. Die Region ist seit dem 16. Jh. untrennbar mit der Glasherstellung verbunden; Kamenický Šenov wurde im 18. Jh. zu einem wichtigen Zentrum des europäischen Glashandels.

Karolína Kopřivová: Forest flower, 2017 – Foto: Vladimir Labaj, Jiří Koudelka

Als die Glasindustrie um 1840 einen neuen großen Aufschwung nahm, versuchten die Glasproduzenten in Kamenický Šenov, die fachlichen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter weiter auszubilden, um auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Bereits 1839 hatte man deshalb in der örtlichen Sonntagsschule Zeichnen als Lehrfach für Schüler, Glasgesellen und -meister eingeführt. 1856 wurde schließlich die Glasfachschule gegründet, sie gilt als älteste Schule dieser Fachrichtung in Mitteleuropa. Am Anfang gab es nur die traditionellen Abteilungen für Glasmalerei und -schliff, später kamen die Abteilungen für Konstruktion und Design von Beleuchtungskörpern und für Glasgravur hinzu.

Martin Novák: Untitled, 2008 – Foto: Vladimir Labaj, Jiří Koudelka

Dank der hervorragenden Infrastruktur erlernen die Schüler seit den frühen 1990er Jahren auch das Glasblasen, das Arbeiten mit dem Schmelzofen, das Gestalten mit geschmolzenem Glas, das Modellieren von Flachglas im Elektroofen, das Bedrucken von Glasscheiben (Vitrographie) und auch die Möglichkeiten der Computergraphik. Die Ausbildung dauert vier Jahre und endet mit dem Abitur.

Orientierte sich die Schule anfangs vor allem am Bedarf der Industrie an geschickten Schleifern, Graveuren und Glasmalern, rückten, bedingt durch die veränderten Anforderungen der Glasindustrie, die künstlerischen Fähigkeiten der Schüler in den Vordergrund. Die Glasfachschule bereitet daher bis heute nicht nur die Ausbildung von Spezialisten für die Glasindustrie vor, sondern fördert auch besonders talentierte Schüler für das Studium an einer Kunstakademie. So kommen viele renommierte Glaskünstler aus der Glasfachschule Kamenický Šenov. Die Liste der Absolventen liest sich wie ein „Who is Who“ der tschechischen Glasszene!

Kateřina Fabiánová: Light object, 2011 – Foto: Vladimir Labaj, Jiří Koudelka

Seit ihrer Gründung hat die Glasfachschule einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Glasindustrie in Bezug auf Kunst, Handwerk und Technologie – früher wie heute tragen Schulleiter, Lehrer und Absolventen wesentlich zum hohen Niveau der tschechischen Glaskunst bei. Das bezeugen auch die Arbeiten von Absolventen und Lehrern der Glasfachschule Kamenický Šenov, die wir in unserer neuen Ausstellung präsentieren. Allesamt spiegeln sie den hohen ästhetischen und handwerklichen Anspruch der dortigen Ausbildung wider. So führt das Glasmuseum Lette auch seine Tradition fort, Schülern und Studenten, ein Forum zu bieten, ihren künstlerischen Weg, ihren Umgang mit dem Material Glas zu präsentieren.

Glasdepot Höltingshof

Seit Frühjahr 2006 können die Besucher des Glasmuseums Lette auch das offene Glasdepot besichtigen. Außergewöhnlich in der deutschen Museenlandschaft ist, dass ein Museumsdepot öffentlich und dauerhaft für Besucher zugänglich gemacht wird. Gezeigt wird die chronologische Entstehung der Sammlung, die inzwischen aus über 2000 Glasobjekten besteht. Das Glasdepot befindet sich im benachbarten Höltingshof.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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