Mittelalter Spektakel auf der Bielefelder Sparrenburg: Ritter und Burgfräulein, Gaukler und Musiker, Handwerker und Händler bevölkern vom 27. bis 29. Juli die Burganlage und lassen für die Besucher längst vergangene Tage wiederauferstehen. Bielefeld Marketing veranstaltet das historische Spektakel mit Live-Musik, Schauspiel-Einlagen und Marktständen. Mit viel Liebe zum Detail lassen die Akteure der Agentur Le Petit Festival die Vergangenheit lebendig werden. Erstmals sorgen illuminierte Bäume für besonders stimmungsvolle Abendstunden rund um die Festungsanlage.
Die Sparrenburg (eigentlich: Burg und Festung Sparrenberg, früher auch Sparenburg) ist eine restaurierte Festungsanlage im Bielefelder Stadtbezirk Mitte. Die Sparrenburg liegt auf dem 180 m hohen Sparrenberg im Teutoburger Wald und überragt das nahe Stadtzentrum um gut 60 m. Ihr heutiges Aussehen geht im Wesentlichen auf das 16. und 19. Jahrhundert zurück. Die Sparrenburg ist die nördlichste erhaltene Spornburg Deutschlands und gilt als das Wahrzeichen Bielefelds – eine ideale Kulisse für ein Mittelalter Spektakel.
Die Sparrenburg wurde als Burg vor 1250 durch die Grafen von Ravensberg erbaut. Sie diente der Sicherung des Bielefelder Passes über den Teutoburger Wald, als Herrschersitz der Grafen von Ravensberg und dem Schutz der um 1214 gegründeten Stadt Bielefeld. Da in der Regel die Anlage einer schützenden Burg einer Stadtgründung vorausging, wird neuerdings vermutet, dass es noch einen älteren Vorgängerbau gegeben habe. Andererseits konnte die Bielefelder Altstadt (im engeren Sinne) vor der Erfindung von Feuerwaffen nicht vom Osning (alter Name des Teutoburger Waldes) aus angegriffen werden und nach der Errichtung der Sparrenburg wurde zwischen Burg und Altstadt die Neustadt angelegt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1256.
Als nach der Erfindung des Schießpulvers immer mehr Geschütze und andere Feuerwaffen in Gebrauch kamen, wurde die alte Burg zu einer frühneuzeitlichen Festung ausgebaut, die auch Kanonenfeuer standhalten und eigene Geschütze einsetzen konnte. Um 1530 wurde westlich ein – nur durch eine Steinbogenbrücke mit der eigentlichen Burg verbundener – Geschützturm (Batterieturm) errichtet, der nun auch den Einsatz eigener Geschütze zur Verteidigung ermöglichte.
1535 begann im Auftrag von Johann III. von Jülich-Kleve-Berg der Ausbau zu einer planmäßig rondellierten Festungsanlage. Nachdem die Nordecke mit dem Kiekstattrondell versehen war, dessen obere Geschützplattform 2007 freigelegt wurde, entstanden einige Jahre später auf der Süd-Ost-Seite das Schuster- und Marienrondell. Der Geschützturm und die drei Rondelle wurden dabei durch Kurtinen (Festungsmauern) miteinander verbunden. 30 m vor dem alten Burgtor entstand ein neues Festungstorhaus. Im Bereich zwischen der inneren Burg und der neuen Festungsumwallung wurden Wege und Plätze zu Kasemattenräumen und Verbindungsgängen (“unterirdischen” Räumen und Gängen) überwölbt und danach der Bereich fast bis zur Oberkante der Kurtinen mit Erde verfüllt.
An der Westecke ergab sich durch den früheren Geschützturm, der an einer ungünstigen Stelle stand, eine festungsbauliche Schwachstelle. Zur Lösung dieses Problems wurde 1556 der italienische Festungsbaumeister Alessandro Pasqualini nach Bielefeld gerufen. Dieser entwarf – nach der damals modernen italienischen Festungsbaumanier – für die Westecke die Bastion „Scherpentiner“. Der Geschützturm wurde dabei als Flanke in die Bastion integriert. Die Bezeichnung Scherpentiner lässt sich nur bei der Sparrenburg nachweisen, seine Herkunft geht auf die Serpentinen (Serpentin = ital. Schlange, deutscher Begriff: Feldschlange), leichte Artilleriegeschütze des 15. und 16. Jahrhunderts, zurück. So entstand die größte Festung in Westfalen und eine der am besten erhaltenen renaissance-zeitlichen Befestigungsanlagen in Norddeutschland.
Das Veranstaltungsgelände des Mittelalter Spektakel Sparrenburgfest ist in vier Erlebnisbereiche unterteilt: Unterhalb der mächtigen Festungsmauern zeigt sich das Mittelalter aus der Sicht des Adels. Im Ritterlager erklingt Stahl auf Stahl. Der Geruch nach Kardamon, Anis und Koriander lockt die Besucher in die orientalische Welt. Das bäuerliche Quartier entführt schließlich in das einfache Leben. An den Marktständen zeigen Schmiede, Töpfer und Kerzenzieher ihre Arbeit. Besucher können den Akteuren dabei auch zur Hand gehen. Eine Falknerin mit ihren Greifvögeln, zahlreiche Musiker, Ritterkämpfe und Bogenschießen versetzen in vergangene Zeiten.
Das Programm zum Sparrenburgfest 2018 erscheint Anfang Juli. Tickets sind dann in der Tourist-Information im Neuen Rathaus Bielefeld erhältlich.
www.bielefeld.jetzt/sparrenburgfest
PS: Einen weiteren Westfalium-Bericht über das Sparrenburgfest 2018 gibt es hier
Speak Your Mind