Wundermittel Botox hilft auch gegen Rhinitis

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Es ist wirklich eine Art Wundermittel: Glatte Haut, weniger Falten – Botulinumtoxin A, als Botox geläufig, wird in erster Linie mit ästhetischen Behandlungen in Verbindung gebracht. Doch es bietet mehr: Eine Studie des Changi General Hospital in Singapur hat aktuell neue Heileigenschaften von Botox entdeckt: Es lindert die Symptome einer allergischen Rhinitis, einer Entzündung der Nasenschleimhaut. Dr. Anita Rütter von der Praxis am Germania Campus in Münster, Fachärztin für Dermatologie, Allergologe und Phlebologie in Münster, weiß um die multifunktionale und elementare Wirkung von Botulinumtoxin.

Wundermittel

Botox kann mehr als nur Falten mildern – Foto scyther5/gettyimages

Botox findet bereits in unterschiedlichsten Bereichen der Medizin erfolgreichen und wichtigen Einsatz: bei Depressionen, Migräne, Bewegungsstörungen und neuropathischen Schmerzen hat sich Botox als Heilmittel bewährt. Eigentlich ist Botox ein Neuromodulator des Bakteriums Clostridium botulinum, was in sehr seltenen Fällen in Lebensmitteln, wie schlecht eingelegten Dosenkonserven, vorkommt. Der Neuromodulator verhindert im Körper, dass Signale zwischen Nerven und Muskeln gesendet werden und führt damit zur Lähmung. Doch was im Grunde als menschliche Gefahr droht, macht Botox in kleinen injizierten Dosen wirklich zum Wundermittel – Haut wird verjüngt, die Bildung von Falten verlangsamt. Für Dr. Rütter ist der Einsatz von Botox aber darüber hinaus eine wichtige Errungenschaft in der Medizin: „Wenn Botulinumtoxin zu therapeutischen Zwecken und geringen Mengen gezielt verabreicht wird, ist es in dieser Form harmlos. Die Wirkung wird von der Medizin vielmehr für sich genutzt und findet mittlerweile nichtnur in der Schönheitschirurgie Anwendung.“

Forscher des Changi General Hospital in Singapur haben nun die Sicherheit und Wirksamkeit einer Botox-Therapie bei einer allergischen Rhinitis untersucht. Die Symptome bei einer mäßigen bis schweren allergischen Rhinitis reichen von Fließschnupfen, Niesreiz zu verstopfter Nase und Juckreiz. Anerkannte Behandlungen, wie mit Antihistaminika, sind nicht immer erfolgreich. Die Studienergebnisse zeigen, dass durch Botox-Injektionen in die Nasenwand die Symptome gelindert werden können.

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Dr. Anita Rütter, Fachärztin für Dermatologie, Allergologie und Phlebologie aus Münster, ist Expertin in Sachen Botox – Foto Markus Köller

In Deutschland alleine gibt es Millionen von Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden, welche durch Eigenaktivität beschädigter Nerven entstehen. Die Nerven senden aus Eigeninitiative einen elektrischen Impuls an das zentrale Nervensystem. Resultat: Es entsteht ein lokales Schmerz- oder Taubheitsgefühl. „Die Therapiemaßnahmen sind bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen begrenzt, da die nur schwer verträglich sind“, erklärt Dr. Rütter. Eine Studie der Neurologischen des Universitätsklinikums Würzburg und der Klinik für Neurologie Universitätsklinikums Essen hat sich die Wirkung von Botox in Zusammenhang mit der Therapie von neuropathischen Schmerzen näher angesehen Im vergangenen Jahr wurden 34 Probanden mit neuropathischen Schmerzen Botulinumtoxin in die schmerzenden Körperregionen verabreicht. Diese Behandlung wurde nach zwölf Wochen wiederholt. Zeitgleich erhielt eine Placebo-Gruppe in gleichen Abständen eine Kochsalzinjektion. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schmerzintensität der Versuchsgruppe signifikant reduziert werden konnte.

Nicht nur im Bereich der Schmerztherapie wird aktuell mit dem unwahrscheinlichen Wundermittel Botox geforscht: Die Medizinische Hochschule Hannover führt derzeit Experimente mit Botulinumtoxin zur Behandlung von Borderline-Störungen durch. Erste Befunde zeigen bereits, dass das Spritzen von Botox in die mittlere untere Stirn die Krankheitssymptome reduziert. Die Studie soll zeitnah weiterführende Ergebnisse über diese ersten Erkenntnisse liefern.

„Botox ist längst mehr als bloß ein Lifestyle-Medikament, unter dem es oft abgestempelt wird. Es gibt heute viele Therapien, in denen Botox bereits als zugelassenes Medikament genutzt wird. Ob Migräne, übermäßiges Schwitzen, Blasenschwäche oder Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall: Indem Botox die Kommunikation zwischen Nerv und Muskel lahmlegt, hemmt es mögliche Schmerzen oder Störungen.“

Dr. med. Anita Rütter, Grevener Str. 105 (Germania Campus), 48159 Münster, Tel. 0251/2845325, www.dr-ruetter.de

 

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