Diözesanmuseum: Sternstunden des Sammelns

Paderborn – Diözesanmuseum Paderborn feiert den bedeutendsten Sammlungszugang seiner über 160-jährigen Geschichte. „Es handelt sich um eine echte Sensation“, erklärt Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums Paderborn. Dem Paderborner Museum ist es gelungen, hochkarätige Kunstwerke des Mittelalters aus der bedeutenden Sammlung Thomée zu erwerben.

Diözesanmuseum: JOHANN BRABENDER, Heilige Anna – Anna Selbdritt (Ausschnitt), Baumberger Sandstein, um 1540/50

Diözesanmuseum: JOHANN BRABENDER, Heilige Anna – Anna Selbdritt (Ausschnitt), Baumberger Sandstein, um 1540/50

Das Paderborner Museum hat sich in der Vergangenheit vor allem mit seinen großen kunst- und kulturhistorischen Sonderausstellungen einen Namen gemacht. In besonderer Weise aber ist es seiner Sammlung verpflichtet. Jetzt konnte der Sammlungsbestand des ältesten Museums seiner Art in Deutschland um hochkarätige Werke mittelalterlicher Malerei und Skulptur aus der namhaften Sammlung Thomée erweitert werden.

Meisterwerke der Sammlung
Bei diesem in der Geschichte des Museums einzigartigen Neuerwerb handelt es sich um insgesamt 14 Kunstwerke, die in der einschlägigen Literatur einhellig als Höhepunkte der Sammlung Thomée ausgewiesen sind, darunter die Statuen der thronenden Heiligen Anna, Dorothea und Elisabeth, Spätwerke des namhaften Münsteraner Bildhauers Johann Brabender (1498/99–1561/62).

Kunst, Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn, Inventar-Nr.: M848, Tod Mariens, Gemälde, Neuerwerbung 2016, Sammlung Thomèe ; Foto: Ansgar Hoffmann,www.hoffmannfoto.de

Tod Mariens, Gemälde, Neuerwerbung 2016, Sammlung Thomèe ; Foto: Ansgar Hoffmann

Die drei weiblichen Sitzfiguren aus Baumberger Sandstein wurden um die Mitte des 16. Jahrhunderts für die Klosterkirche der ehemaligen Zisterzienserabtei im ostwestfälischen Marienfeld geschaffen.Unter den erworbenen Gemälden ragt die Tafel mit der Darstellung des Marientods im Kreis der Apostel heraus, die dem Meister von Liesborn und seinem Umkreis zugeschrieben wird. Der spätmittelalterliche Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem ehemals imposanten Hochaltar, den er 1465 für die Klosterkirche der Benediktinerabtei von Liesborn im Kreis Beckum bei Münster schuf. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Meister von Liesborn möglicherweise mit Johann von Soest identisch ist. Seine Werkstatt war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter anderem in Münster tätig, und ihr Einfluss strahlte bis nach Norddeutschland aus. Mit dem Marientod verfügt nun auch das Diözesanmuseum Paderborn über ein Tafelbild aus dem Umkreis dieses bedeutenden mittelalterlichen Meisters, das wohl zu einem weiteren Altar in der Liesborner Abteikirche gehört hat.

Die Sammlung Thomée – eine der bedeutendsten Kollektionen mittelalterlicher Sakralkunst

Die insgesamt 14 hochrangigen vom Diözesanmuseum erworbenen Werke stammen aus der Sammlung des preußischen Landrats Dr. Fritz Thomée (1862–1944). Dieser hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts im westfälischen Altena eine Kunstsammlung aufgebaut, die zu den bedeutendsten in ganz Deutschland zählte. Thomée stand in engem Kontakt mit dem legendären Kölner Sammler und Domkanoniker Alexander Schnütgen, der sich in einer seiner letzten Publikationen intensiv mit der privaten Sammlung des Landrats auseinandergesetzt hatte.

Kunst, Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn, Inventar-Nr.: M848, Tod Mariens, Gemälde, Neuerwerbung 2016, Sammlung Thomèe ; Foto: Ansgar Hoffmann,www.hoffmannfoto.de

Tod Mariens, Gemälde, Neuerwerbung 2016, Sammlung Thomèe ; Foto: Ansgar Hoffmann

Zudem pflegte Thomée Austausch mit Berliner Museen und Museumsbeamten unter Wilhelm von Bode (1845–1929) sowie weiteren bekannten nationalen Sammlern. Dass Thomées hochkarätige Sammlung den Zweiten Weltkrieg überstand, ist seiner Tochter Magarete zu verdanken: Sie hatte die Werke in weiser Voraussicht im Anwesen der Familie einmauern lassen und so die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich die hochkarätigen Kunstwerke der Sammlung bis heute erhalten haben.

Diözesanmuseum: JOHANN BRABENDER, Heilige Dorothea, Baumberger Sandstein, um 1540/50

Diözesanmuseum: JOHANN BRABENDER, Heilige Dorothea, Baumberger Sandstein, um 1540/50

Sternstunden des Sammelns – ab 8. November
Museumsleiter Christoph Stiegemann ist überglücklich: „Die Neuzugänge bereichern unsere Sammlung auf einzigartige Weise, handelt es sich doch um Werke, die Landrat Thomée in Westfalen erwarb und zwar aus den nämlichen Quellen, aus denen auch Alois Fuchs, der Gründungsdirektor des Diözesanmuseums ab 1911/13 seine Ankäufe tätigte.“ Auch Alfons Hardt, Generalvikar des Erzbistums Paderborn, ist hocherfreut: „Diesen über drei Generationen in Privatbesitz gehüteten Schatz an spätmittelalterlicher Kunst nun auf Dauer in Paderborn – gewissermaßen an seinen angestammten Platz – bewahren und präsentieren zu können, ist
Anlass großer Freude!“

Vom 8. November bis 29. Januar 2017 wird diese bedeutendste Neuerwerbung der mehr als 160-jährigen Geschichte des Diözesanmuseums unter dem Ausstellungstitel „Sternstunden des Sammelns“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Zur Ausstellung erscheint ein 120 Seiten umfassender, bebilderter Katalog.

Geöffnet ist das Museum von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Die Eintrittspreise betragen für Erwachsene 4 Euro, ermäßigt: 2 Euro.

www.dioezesanmuseum-paderborn.de

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