Der Kiepenkerl bloggt: Bye-bye Old England

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Die Briten haben sich für den Austritt aus der Europäischen Union entschieden. Die Jungen waren für den Verbleib in der Gemeinschaft, die Alten votierten mehrheitlich dagegen. Weil die imperialen Greise der Rollator-Generation zahlreicher waren, werden jetzt alle Einwohner des Vereinigten Königreichs ausgesperrt.

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Foto: Pixabay

Der Brexit könnte sich zum Glücksfall für die Weltwirtschaft entwickeln, falls die Welthandelsorganisation im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung die schrulligen Maße und Gewichte der Briten endlich kassieren würde. Die fehlende Vereinheitlichung im internationalen Warenaustausch verursacht Jahr für Jahr Leerkosten von vielen Milliarden. Als Leerkosten bezeichnet man in Deutschland den Teil der Fixkosten, der durch nicht genutzte Kapazitäten entsteht. Unter dem englischen Begriff non-necessary-cost lassen sich auch Kosten für das Festhalten an antiquierten Vorschiften subsumieren.

Einheitliche Maße und Gewichte würden nicht nur die internationale Mengenverrechnung vereinfachen, auch Kosten für Entwicklung, Produktion und Logistik von Wirtschaftsgütern könnten abgebaut werden. Die Vereinheitlichung wäre problemlos umsetzbar, denn in den meisten Fällen ließen sich die bisherigen Mengenbezeichnungen weiter verwenden, weil lediglich die zugrundeliegenden Mengen- und Maßeinheiten dem internationalen Standard anzupassen wären. Schließlich heißt der Zollstock in Deutschland immer noch so, obwohl er die Länge in Meter und Zentimeter angibt.

Die Hauptstörenfriede im Warenverkehr sind: Bye bye Old England2

Das Barrel wird im Handel mit Erdöl verwendet. Die Maßeinheit geht zurück auf das 18. Jahrhundert und entspricht dem Inhalt der damals üblichen Heringstonnen:
1 Barrel = 158,987294928 Liter; neu: = 100 Liter
Die Unze hatte sich in Rom und Byzanz nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. als Handelsgewicht durchgesetzt. Später wurde die Unze zur Grundlage der ersten edelmetallbasierten Münzprägungen.
1 Feinunze = 31,1034784 Gramm; neu: = 100 Gramm
Die Meile ist eine Längenmaßeinheit außerhalb der internationalen Norm. Vor der Umstellung auf das metrische System (in den meisten Ländern um 1870) gab es allein in Europa etwa 60 Definitionen mit Längen zwischen 1,5 und 11 Kilometern.
1 Meile = 1,609 Kilometer; neu: = 1,0 Kilometer
Die Seemeile gilt, wie der Name sagt, als Entfernungsangabe auf hoher See. Das nautische Maß entspricht einer Bogenminute des Erdumfangs.
1 Seemeile = 1,852 Kilometer, neu: = 1,0 Kilometer

Über Jahrhunderte wehrten sich die Briten gegen die internationale Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten. Nachdem sie sich mit dem Brexit gegen den Rest der Welt entschieden haben, sollte sich die Weltgemeinschaft im Warenverkehr nicht länger gängeln lassen. Lediglich beim Pfund Sterling sind die Insulaner autonom. Bundespräsident Heinrich Lübke hätte vor einer Währungsumstellung wohl mit den Worten gewarnt: „Wenn das Pfund wackelt, ist der Zentner in Gefahr.“

Die höchsten Kosten der mangelnden Vereinheitlichung verursacht der Linksverkehr – nicht bei der Infrastruktur, sondern im Automobilbau. Würden künftig nur noch Fahrzeuge mit Linkslenkung hergestellt, ließen sich erhebliche Kosten für die doppelte Entwicklung, Produktion und Logistik einsparen. Durch die Einstellung der dualen Produktion könnten die Neupreise von PKW und LKW deutlich sinken.

Nach der Vereinheitlichung im Automobilbau müssten Länder den Linksverkehr nicht zwangsläufig auf Rechtsverkehr umstellen. Mit Hilfe von elektronischen Fahrhilfen ließe sich ein Linkslenkerfahrzeug durchaus sicher im Linksverkehr steuern. Autonom fahrende Autos sind ohnehin auf jeder Straßenseite einsetzbar.

Auch eine radikale Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr ist möglich. Am 3. September 1967 mussten sich die schwedischen Autofahrer umstellen. Statt des zuvor geltenden Linksverkehrs waren sie gezwungen, von einem auf den anderen Tag rechts zu fahren, wie in den angrenzenden Nachbarländern. Die einheitliche Verkehrsführung würde auch die Grenzüberschreitungen zu den Nachbarländern der ehemaligen britischen Kolonien erleichtern.

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