Westfalen – Die Uniformen der Hitlerjugend oder die fließenden Roben einer Zarah Leander – sie gelten als typisch für die Zeit des Nationalsozialismus. Aber wie sah die Kleidung der 1930er und 40er Jahre wirklich aus? Antworten gibt die Ausstellung Glanz und Grauen – Mode im ‚Dritten Reich‘, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) noch bis 1. November 2015 in seinem TextilWerk Bocholt präsentiert.

Typisch für Sekretariat und Werkbank: Arbeitskleidung der 1940er Jahre – Fotos: Jürgen Hoffmann, LVR-Industriemuseum
Die Schau stammt aus dem LVR-Industriemuseum und wurde für die Präsentation in Bocholt um Objekte aus der Sammlung des LWL-Industriemuseums erweitert. Mehr als 100 originale Kleidungsstücke und 500 weitere Objekte aus der NS-Zeit geben darüber Auskunft, wie das Regime auch scheinbar einfache Kleidung mit politischer Bedeutung auflud.
Zu sehen gibt es Kleidung aus dem Alltagsleben, die Uniformen des Bund deutscher Mädel und der Hitlerjugend, aber auch die „Kluft“ der widerspenstigen Jugendlichen, der Swings und der Edelweiß-Piraten. Daneben werden die Vorbilder vorgestellt, an denen sich die Mode orientierte: die Frauen-Zeitschriften, die Eleganz der Welt des Kinos und die NS-Prominenz.
Die Ausstellung “Glanz & Grauen” macht deutlich, wie die nationalsozialistische Diktatur den Konsum und die Herstellung von Kleidung – jenseits der Klischees von Dirndl, Lederhose und Uniform – für den Umbau der Gesellschaft und die Sicherung der eigenen Macht instrumentalisierte.
Einfluss hatten nicht nur Spar-Appelle des Regimes und Materialknappheit. Es war nicht bloß “Resteverwertung”, die die Alltagsmode jener Zeit prägte. Vielmehr sorgte ein komplexes System von “Dresscodes” – neben anderem – für Teilhabe an oder Ausgrenzung von der sogenannten “Volksgemeinschaft”.
LWL-Industriemuseum /TextilWerk Bocholt / Spinnerei / Industriestraße 5 / 46395 Bocholt
Telefon 02871 – 21611 -0
www.lwl-industriemuseum.de
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