Ludwig Poullain ist tot

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Westfalen – Er war trotz seines Alters bis zu letzt ein scharfsinniger Analytiker und jemand, der kein Blatt vor den Mund genommen hat. Der ehemalige Banker und Chef der WestLB Ludwig Poullain ist am Dienstag, den 10. Februar mit Alter von 95 Jahren in seinem Haus in Münster gestorben. Gerade erst war der durchaus streibare Mann in Münster einmal wieder an die Öffentlichkeit getreten und hatte zu den drohenden Kunstverkäufen aus dem Besitz der Portigon AG, jener Nachfolgegesellschaft seiner einstigen WestLB Stellung bezogen. Wie immer waren seine Kommentare von einer entwaffnenden Klarheit und Direktheit.

Ludwig Poullain ist tot. Bis ins hohe Alter war er auch in Münster wegen seiner klaren Worte und seiner Meinungen gefragt. nIm Herbst des vergangenen Jahres war er öffentlich bei einer Podiumsdiskussion der Stadt aufgetreten und hatte aus seinem bewegten Leben berichtet - Foto: Jürgen Peperhowe/Presseamt Münster

Ludwig Poullain ist tot. Bis ins hohe Alter war er auch in Münster wegen seiner klaren Worte und seiner Meinungen gefragt. nIm Herbst des vergangenen Jahres war er öffentlich bei einer Podiumsdiskussion der Stadt aufgetreten und hatte aus seinem bewegten Leben berichtet – Foto: Jürgen Peperhowe/Presseamt Münster

Poullain war von 1969 bis 1977 Chef der WestLB also der nordrhein-westfälischen Landesbank, die es heute nicht mehr gibt, weil sie nach einer Serie von Milliardenverlusten abgewickelt werden musste. Vor diesem Hintergrund mag man sich kaum mehr daran erinnern, dass die WestLB in den 1970er Jahren einmal die große Gegenspielerin der Deutschen Bank war. Poullain war der Mann, der die Bank aufgebaut und entwickelt hat, gegen mancherlei Widerstände und gegen viel Skepsis. Die WestLB war zu seinen Zeiten eine starke und anerkannte Bank, die sich vor allem für den Mittelstand eingesetzt hat.

Poullain fiel allerdings bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Ungnade, nicht zuletzt weil er sich immer wieder selbstbewußt und kritisch geäußert hatte. Das Ende seiner beachtlichen Karriere kam als aufgedeckt wurde, dass er in seiner Zeit als Banker von einem Finanzdienstleister ein Millionen-Honorar bekommen hatte. 1977 trat er deswegen zurück. Vor Gericht gab es allerdings einen klaren Freispruch. Der Vorwurf der Untreue musste zurückgenommen werden.

Noch im Oktober des vergangenen Jahres war Ludwig Poullain zusammen mit Katja Lange-Müller im Rathausfestsaal von Münster bei einer Podiumsdiskussion aufgetreten. “Große Geschichte – kleines Leben?” lautete das Thema. Es war eine Diskussion in der städtischen Veranstaltungsreihe Dialoge zum Frieden. Ludwig Poullain erzählte damals aus seinem bewegten Leben.

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