Westfalen – “Internationale Künstler der Galerie” unter diesem Motto präsentiert die Rudifredlinkegalerie in Münster-Wolbeck vom 20. April bis zum 9. Juni: 24 Künstler aus 9 Nationen mit 120 Kunstwerken. Die Besucher werden abstrakte Gemälde zu sehen bekommen, darüberhinaus realistische, ja sogar foto- und hyperrealistische Arbeiten. Sie werden Bilder sehen, die eher der Popart zugeordnet werden können und andere, die ganz offensichtlich vom Informel inspiriert wurden oder die mit experimentellen Techniken entstanden sind. Da werden Acrylfarben mit Buntstiften und Bleifstiften zusammen genutzt, Fotos übermalt, da werden Farben mit Sand vermischt und auf die Leinwand gebracht, um einen plastischen Effekt zu erzielen.
Hinter dieser Mischung steht zuereinmal die Offenheit und Neugierde des Galeristen Rudi Fred Linke, der sich von vielen Eindrücken, vielen Künstlern und ihren Arbeiten begeistern läßt und der hier nichts weniger aber auch nicht mehr als seine persönlichen Favourites präsentiert.
Die Liste der “Internationalen Künstler der Galerie” bildet ein Künstler-ABC. Der Bogen spannt sich von A wie Otmar Alt bis Z wie Alexander Zakharov. Dabei treffen unter anderem Pablo Picasso auf Salvador Dali und Sergio Bustamante auf Peter Holdsworth. Bei der Vernissage am 20. April waren einige der Künstlerinnen und Künstler anwesend: Anne Espenkott, Dirk Gross, Angelika Jelich, Theora Krummel, Gamal Kalil und Helmut Luckmann.
Ganz neu im Kreis der Künstlerinnen und Künstler der Galerie ist Elke Fontein aus Münster. Von ihr sind vier Arbeiten zu sehen – sie sind ein schöner Vorgeschmack auf eine Ausstellung mit Arbeiten von ihr, die im November dieses Jahres bis zum Januar des nächsten Jahres gezeigt wird.
Ein kleiner Gruss aus den Niederlanden ist eine plastische Arbeit der Künstlerin Jacky Stappers. Sie wird im Sommer mit mehreren Porzellan-Arbeiten bei der Sylt-Ausstellung vertreten sein. Jacky Stappers hat sich auf kesse Frauenfiguren spezialisiert, von denen sie selber sagt: “Sowohl meine Figuren aus Bronze, als auch in meinen Keramiken, stehen Frauen ganz im Mittelpunkt. Sie verkörpern Stärke, pure Lebensfreude, Selbstbewußtsein und ihre Fähigkeit, mit weiblichen Reizen zu bezaubern.”
Die ausgestellten Arbeiten von Sigfried Zademak sollen auf eine Ausstellung mit seinen surrealistischen Arbeiten neugierig machen. Zademack gehört zur Gruppe der „Neuen Meistern“, von der im Herbst letzten Jahres in der Rudifredlinkegalerie eine Ausstellung mit Arbeiten von Gerd Bannuscher gezeigt wurde. Die Ausstellung mit den fantastischen und surrealistischen Arbeiten von Zademack wird am 31. August eröffnet und läuft dann bis zum 10. November.
Außerdem sind drei neue Werke von Alexander Zakharov zu sehen. Diese sind ebenfalls ein Vorgeschmack auf eine Ausstellung, die im kommenden Jahr gezeigt werden soll. Und damit ist auch gleich das Thema gesetzt: Im Frühjahr nächsten Jahres gibt es einen Zyklus mit erotische Gemälden. Der Künstler arbeitet bereits fleissig an diesem erotischen Reigen.
Ein Kabinett der mittleren Etage ist dem Künstler Rudi Fred Linke gewidmet. Hier wird ein Zyklus “en Rouge” ausgestellt: Acrylarbeiten, auf denen die Farbe Rot dominiert, die Farbe der Liebe, der Leidenschaft und des Lust. Es sind Gemälde, die starke Emotionen auslösen. Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss. Außerdem dreht sich hier alles im wortwörtlichen Sinne um das Leben. Nebenan sind in einer kleinen Kabinettausstellung Arbeiten des Beuys Meisterschülers Hartmut Ritzerfeld zu sehen. Die Farbigkeit seiner Bilder könnte passender kaum sein: Ritzerfeld nutzt fröhliche, leuchtende Farben, die einen an das Frühjahr und den Sommer erinnern.
Die obere Etage der 600 Quadratmeter großen Galerie ist einem Bildhauer gewidmet: Richard Brixel ist einer der berühmtesten und bekanntesten Bildhauer in Schweden. Er ist die schwedische Antwort auf den schweizer Bildhauer Alberto Giacometti. Seine einzigartigen Plastiken und Skulpturen aus Bronze sind international geschätzt. Seine Arbeiten wurden unter anderem während der Olympiaden in London und in Bejing (China) gezeigt. In Deutschland ist er bislang noch unentdeckt.
Richard Brixel bringt in unnachahmlicher Weise Bewegungen, Spannungen und Leidenschaft in eine Form, schafft Monumente von unbeschreiblicher Kraft und herber Schönheit. Wenn Brixel einen “Golfspieler” mit seiner Dicken Berta just in dem Augenblick größter kontemplativer und selbst-vergessener Konzentration bei seinem Schwung in eine Statue gießt, so sieht man bereits den imaginären Golfball in einer Ideallinie gen Horizont fliegen. Oder wenn der Künstler von Shakespears Klassiker “Sommernachtstraum” inspiriert, ein Liebespaar im entrückten Liebestaumel zeigt, springt die verzückte Erotik und Spannung dieses exstatischen Momentes sofort auf den Betrachter über.
Wenn man die Arbeiten von Richard Brixel intensiver betrachten, dann fällt einem vielleicht als das sie verbindende Element auf, dass in ihnen jeweils ein ganz besonderer Moment festgehalten ist – die Plastiken erscheinen fast wie die Blitzlichtaufnahme einer Aktion. Denn Brixel hält Bewegung fest, er bannt damit pure Emotion. Eigentlich ist das ein Paradoxon. Doch es ist bei ihm wie am Ende eines Pendelschwunges. Da, wo die Vorwärtsbewegung eines Pendels in eine Rückwärtsbewegung einmündet, gibt es einen winzigen Augenblick des Verweilens. Dieser kurze und höchst flüchtige Moment ist eingebunden in die Bewegung und untrennbar mit ihr verbunden. Er ist ihr Ziel sowie ihr Höhepunkt und zugleich ein metaphysischer Moment der Ruhe und des Stillstandes.
Der Künstler zeigt Bewegungen, in denen Mensch oder Tier, hier in der Ausstellung sind es wilde Pferde, gewissermaßen abzuheben scheinen ganz so wie die Tänzer aus “Carmen”, die sich von aller Schwerkraft entledigt am Ende einer Pirouette befinden oder der “Philosoph”, der selbstvergessen auf einer wilden Welle seinen Gedanken hinterhersurft. Auch wenn diese Figuren in Bronze gegossen festgestellt und reglos sind, die Bewegung scheint sich vor unserem inneren Auge fortsetzen zu wollen. Sie sind Ausdruck von ungemeiner Kraft und Energie. Wenn der “Mann, der den Blitz einfängt” mit dem Lichtstrahl in der Hand zu tanzen und fliegen scheint, so vernimmt man innerlich bereits den krachenden Donner. (Jörg Bockow)
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 12.00 bis 17.00 Uhr
Rudifredlinkegalerie / Mühlendamm 1-3 / 48167 Münster-Wolbeck www.rudifredlinkegalerie.de
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