Westfalen – Das Kunstmuseum Ahlen zeigt am 24. Februar bis zum 5. Mai eine Retrospektive des Malers Eduard Micus.
Eduard Micus (1925-2000) ist ein Grenzgänger zwischen informeller und konstruktiver Kunst. Mit seinen “Kontrastkompositionen” hat er einen einzigartigen Beitrag zum Kunstgeschehen der deutschen Nachkriegszeit geleistet. Die Retrospektive im Kunstmuseum Ahlen unternimmt mit rund 100 Exponaten eine umfassende Würdigung seines Œuvres. Gezeigt werden Malerei, Arbeiten auf Papier und Objekte aus allen Schaffensphasen.
Nach anfänglicher Auseinandersetzung mit impressionistischen und expressionistischen Gestaltungsgrundlagen in den 1940er Jahren löst sich Micus als Schüler von Willi Baumeister an der Kunstakademie Stuttgart (1948-1952) von tradierten Bildvorstellungen und gelangt zu abstrakten Formulierungen. Bereits Anfang der 1950er Jahre findet Micus das für ihn charakteristische Prinzip der Bildteilung, das er über alle Schaffensphasen beibehält und variiert. Micus konzentriert sich dabei zunächst auf eine weitgehende Reduktion der Form zugunsten überwiegend weißer Bildflächen. 1962 folgen die so genannten “Coudragen”, monochrom weiße Leinwände, die durch eine senkrechte Naht deutlich sichtbar miteinander verbunden werden. In der Folge konzipiert Micus die so genannten “Kontrastkompositionen”:
Einer leeren Bildhälfte steht, meist rechts, eine mit Formen angefüllte Bildseite gegenüber. Beide Hälften sind formal miteinander verbunden und bilden im Kontrast eine Einheit. Als Mitglied der Künstlergruppe SYN (1965-1970), zu der Klaus-Jürgen Fischer, Erwin Bechtold, Bernd Berner und Rolf-Gunter Dienst gehörten, strebt Micus eine Verbindung der gegensätzlichen Ausdrucksweisen von informeller und konstruktiver Kunst an.
Nach Jahren des angewandten Schaffens für namhafte deutsche Zeitschriften und Verlage siedelt Micus 1972 mit seiner Frau nach Ibiza über. Dort experimentiert er mit unterschiedlichsten Materialien und bildnerischen Mitteln, so dass im unermüdlichen Schaffen ein facettenreiches Werk entsteht. Phasen zurückhaltender, eher konstruktiver Bildlösungen wechseln mit solchen, in denen eine überbordende, zur Auflösung tendierende Gestaltung überwiegt. In den letzten Jahren vor seinem Tod entstehen Holzmontagen, die in ihrer konstruktiven Reduktion auf die frühe, von Willi Baumeister geprägte Formensprache verweisen.
Im Kontext der Kunst nach 1945 ist die Position von Eduard Micus herausragend; er gehört zu den ersten Künstlern, die Anfang der 1950er Jahre rahmenlose, objekthafte Bilder geschaffen haben. Bemerkenswert ist auch die überaus frühe Auseinandersetzung mit der Farbe Weiß noch vor Piero Manzoni, Günther Uecker oder Robert Ryman. Die komplexe Verschränkung informeller und konstruktiver Bildauffassungen und die Synthese einander kontrastierender Bildhälften zeichnen das Werk von Eduard Micus aus, auch hinsichtlich einer produktiven Abgrenzung von der Gruppe SYN.
Eduard Micus, geboren 1925 in Höxter (Weser), kam Mitte der 1940er Jahre durch den Kollwitz-Schüler Reinhard Schmidhagen, Marburg, zur Malerei. 1948-1952 Schüler von Willi Baumeister an der Akademie in Stuttgart. 1972 Übersiedlung nach Ibiza, wo er 2000 stirbt. Sein Werk wurde auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, u.a. 1961 Recklinghausen “Junger Westen”, 1966 Kunsthalle Bern “Weiß auf Weiß”, 1982 Wilhelm-Hack-Museum, Wilhelmshaven (EA), 1987 Kunsthalle Hamburg und Karl-Ernst-Osthaus Museum Hagen (EA), 1988 Kunsthalle Mannheim (EA), 1991 Muséo de Arte Contemporáneo Ibizia, 1996 Schloss Morsbroich, Leverkusen (EA), 2000 Muséo de Arte Contemporáneo Ibiza (EA), 2001 Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau (EA), 2005 Schloss Corvey, Höxter (EA).
Kunstmuseum Ahlen / Museumsplatz 1 / 59227 Ahlen www.kunstmuseum-ahlen.de
Abstrakte Malerei erfuhr von Anfang an neben begeisterter Aufnahme und Verteidigung auch polemische und ernsthafte Kritik. Selbst bedeutende Künstler und Kunsthistoriker standen ihr kritisch bis ablehnend gegenüber.
Die Abstrakte Malerei hatte es schwer, vom Publikum, aber auch von der Kunstkritik aufgenommen und akzeptiert zu werden. Sie stieß aufgrund ihrer Abweichung vom etablierten Kunstbegriff und durch ihren Verzicht auf die gegenständliche Abbildung beim breiten Publikum auf Missfallen. Es wurde geäußert, dass es sich nicht um Kunst handle und weder künstlerische Begabung noch handwerkliches Können zu Ihrer Erstellung notwendig seien. Die oben erwähnten Beispiele von malenden Schimpansen wurden häufig von Kritikern der Abstrakten Malerei in polemischer Weise angeführt. http://www.ma-nuela.de