Hier arbeiten zum Lobe Gottes: Eine eigene Ausstellung im Sandstein-Museum in Havixbeck widmet sich gewissermaßen parallel zur Wiedereröffnung des Doms nach erfolgreicher Restaurierung mit dem Wiederaufbau des Paulus-Doms von 1946 bis 1956.
Für die Bomberpiloten des II. Weltkriegs war der Paulus-Dom die “Zielscheibe” Münsters. Wenn sie ihn anvisierten, konnten sie sicher sein, die Innenstadt zu treffen. Schon der erste Tagesangriff am 10. Oktober 1943 hinterließ schwere Schäden, die Brandbomben im Frühjahr 1945 machten den Dom zur Ruine. 70 Prozent der Bausubstanz war zerstört. Nicht nur für die Städter, sondern für die Menschen im ganzen Münsterland war der Wiederaufbau des Doms eine Herzensangelegenheit. “Obwohl es an allen Ecken und Enden fehlte und viele selbst kein Dach über dem Kopf hatten, spendeten sie Geld für die Rekonstruktion”, erklärt Museumsleiter Dr. Joachim Eichler.
Die aktuelle Sonderausstellung im Baumberger-Sandstein-Museum in Havixbeck widmet sich diesem Thema. Sie wirft einen Blick auf die Arbeit der Steinmetzen in der Dombauhütte. Mit vielen Fotos und Texten wird der Wiederaufbau von 1946 bis 1956 nachgezeichnet. Wegen der Finanznot standen moderne elektrische Geräte nicht zur Verfügung. Handarbeit war angesagt und eine Rückbesinnung auf die uralten Traditionen des Steinmetz-Handwerks aus der Zeit des Mittelalters.
Verwendet wurden Holzgerüste, “die längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren”, wie Eichler erläutert. Die riesigen Steine wurden nicht mit einem Gabelstapler, sondern der “Eidechse” transportiert: einem Gefährt mit eisernen Achsen und Rädern, einem Holzaufbau und langer Deichsel. Auch der “Steinwolf”, mit denen die Steine in die Höhe gezogen wurden, war eine praktische Erfindung des 13. Jahrhunderts. Die Steinmetze machten aus der Not eine Tugend: In den Kopfbedeckungen und Umgangsformen suchten sie die uralten Traditionen des Steinmetz-Handwerks zu beleben: „Zurück ins Mittelalter“, so lautet auch die Titel der Ausstellung.
Die Ausstellung basiert zu einem großen Teil auf Interviews, die Museumsleiter Eichler 1995 und 1996 mit Hans Jockisch und Paul Onertz führte, die bis zuletzt in der Dombauhütte als Steinmetzen tätig waren. Beide sind mittlerweile verstorben. Die Ausstellung erweckt die Leistung der Handwerker zum Leben. Nicht nur für Jockisch und Onertz war der Dom ein ganz besonderer Arbeitsplatz. “Dankt Gott, dass Ihr hier arbeiten dürft”, sagte der 1953 verstorbene Bildhauer Alois Röhr. Er war der älteste in der Truppe der vielen Handwerker und Künstler, die stolz darauf waren, hier arbeiten zu dürfen und am Wiederaufbau eines so einzigartigen Bauwerks mitwirken zu können. Dies zeichnet die Ausstellung nach. Originalwerkzeuge der Dombauhütte und Inszenierungen von Arbeitsschritten illustrieren die handwerklichen Leistungen.
Auf dem Ludgerusweg kann man der Spur der Steine von den Baumbergen nach Münster übrigens sehr schön zu Fuß folgen.
Baumberger-Sandstein-Museum, www.sandsteinmuseum.de
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