Ein Meister der Serie

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Westfalen – Passend zur dunklen Jahreszeit feiert Marta Herford im Herbst ein Fest der Farbe. Das Museum widmet dem bedeutenden norwegischen Künstler Olav Christopher Jenssen die erste umfassende Einzelausstellung seit zehn Jahren in Deutschland.

Olav Christopher Jenssen: Anekdote, 1987 – Foto: Hermann Kiessling

Olav Christopher Jenssen: Slavinnens Imperium, 1986/87 – Foto: Hermann Kiessling

Neben einem umfassenden Werküberblick sind gleich zwei neue Serien des documenta-Künstlers (1992) zu sehen. Jenssen gehört mit seinem 25 Jahre umfassenden Schaffen international zu den Stars der Kunstszene, während er in Deutschland fast noch als Geheimtipp zählt. “Ich weiß genau, was ich tue, und verstehe es zugleich überhaupt nicht”, sagt Olav Christopher Jenssen. Aber weil Olav Christopher Jenssen ganz genau weiß, was er tut aber vielleicht nicht immer genau warum, ist er zum Serientäter geworden. Nicht nur, dass er zeitgleich an oft mehr als zehn Bildern arbeitet, er kehrt auch immer wieder zu Serien zurück, lässt bis zu sechs Jahre vergehen, bis er ein Bild für fertig erklärt, stellt selbst verwundert fest, dass ein Werk manchmal bis zu neun Farb- und Bild-Schichten enthält und entwickelt als logische Konsequenz daraus eine weitere Serie, in denen diese Schichten nebeneinander statt übereinander stehen.

Olav Christopher Jenssen: Appointment/Primula, 2004, Courtesy Galleri Susanne Ottesen, Copenhagen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Meisterhaft der Tradition der Abstraktion verbunden, will Jenssen “nicht etwas aussagen, freut sich aber wenn in seinen Werken etwas entdeckt wird”. Die opulente Ausstellung im Marta Herford folgt daher auch keinem chronologischen Prinzip, sondern lädt zu einem besonderen Bildertreffen ein. Einzelne Serien werden in ihrem “familiären” Umfeld gezeigt, Wahlverwandtschaften erschließen sich dem Besucher ganz unmittelbar. Skulptur, Zeichnung und Malerei gehen in den imposanten Räumen des Gehry-Baus enge, inspirierende Verbindungen ein und verdichten sich zu abstrakten Erzählungen zwischen Erinnerung, Eroberung und Assoziation. Enigma – das Rästel – stellt sich dabei als heitere Spurensuche voller Licht, Farben und Aufbrüche heraus, als die Suche nach der inneren Notwendigkeit der Bilder.

Olav Christopher Jenssen ist in den wichtigsten Sammlungen weltweit vertreten. Das MoMa in New York, die Collection Centre Pompidou in Paris, das Moderna Museet in Stockholm, das Nasjonalmuseet in Oslo, das KIASMA in Helsinki oder das British Museum in London besitzen Werke von ihm genauso wie wichtige deutsche Institutionen. Von den zahlreichen Privatsammlungen sei stellvertretend nur die der Königin Norwegens genannt, die mit ihrer Leihgabe einen strahlenden Beitrag zu dieser Ausstellung leistet.

Die erste retrospektive Ausstellung in Deutschland zeigte das Kunstmuseum Bonn 2003, das Haus am Waldsee stellte 2008 drei Schaffensjahre Jenssens dem Publikum vor. 1992 war Jenssen teilnehmender Künstler der von Jan Hoet geleiteten documenta 9. 1996 folgte er Sigmar Polke auf den Lehrstuhl an der Hochschule für Bildende Künste und seit 2007 lehrt er als Professor für Malerei an der Hochschule der Künste in Braunschweig.

MARTa Herford / Goebenstraße 2–10 / 32052 Herford׀
Telefon 05221 – 99 44 30-0
www.marta-herford.de

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