Reisen mit William Turner

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Westfalen – Er gilt als einer der bedeutendsten englischen Maler des 19. Jahrhunderts: William Turner. Die Städtische Galerie in der Reithalle Paderborn widmet ihm eine sehenswerte Ausstellung, die noch bis zum 15. Juli zu sehen ist.

Ehrenbreitstein, 1832, Aquarell, Bury Art Gallery, Museum + Archives, Lancashire

Zwischen 1807 und 1819 schuf Joseph Mallord William Turner eine Folge von 71 Mezzotintoblättern, die er im “Liber Studiorum” zusammenfasste. Mit diesem Mappenwerk, das den künstlerischen Ertrag seiner zahlreichen Reisen in Großbritannien, Frankreich, Italien, in der Schweiz und vor allem auch in Deutschland enthält, gelang dem genialen Maler und Zeichner ein Hauptwerk aus dem Geist englischer und europäischer Romantik, dessen Faszination sich auch heutige Betrachter kaum entziehen können.

Als William Turner, geboren 1775 in London, kurz nach Ende der ersten Weltausstellung am 19. Dezember 1851 starb, war er der berühmteste Maler Englands – so celebrated, dass man ihm in der Kathedrale von St. Paul’s beisetzte.

Turners künstlerischer Weg begann früh, begleitet von einer außerordentlichen akademischen Karriere: Bereits als 13-Jähriger lernt er bei einem Architekturzeichner, ist wenig später Student der Royal Academie of Arts, wird mit nur 24 Jahren ihr jüngstes Mitglied und 1907 schließlich zum Professor für Perspektive berufen. Mit der klassischen Perspektivlehre eines Leonardo da Vinci bricht Turner indes radikal. Sein Interesse gilt dem Licht, der Luft, dem Wetter, den atmosphärischen und zugleich affektiven Erscheinungen einer Landschaft, einer Naturszenerie. Er malt, wie John Ruskin schreibt, “nie den Ort selbst, sondern dessen Eindruck auf ihn und das Ganze als
dauerhaftes Prinzip”.

“Was an einem Tag gleichmäßig von einer Ursache beeinflusst scheint, ist am nächsten Tag von einer unbeständigen Atmosphäre zerstört. In unserem veränderlichen Klima, wo an einem Tag alle Jahreszeiten erlebt werden können, wo all die dunstigen Turbulenzen das Gesicht der Dinge verändern.” William Turner

Kaum ein zweiter Künstler seiner Zeit war derart reisefreudig wie Turner – immer unterwegs zu neuen Zielen, nicht nur im eigenen Land. 38 Mal überquerte er den Ärmelkanal, begab sich zu Fuß, per Kutsche oder Schiff nach Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland, in die Schweiz und nach Italien. Das Gesehene hielt er vor Ort in Skizzen fest, die Umsetzung in Öl oder Aquarell erfolgte im Atelier.

Ein außergewöhnliches Dokument dieser Reiselust ist das zwischen 1807 und 1819 erschienene Liber Studiorum, ein Mappenwerk mit 71 Mezzotintoradierungen von ungemein malerischer Wirkung. Unterschiedlichste Topographien und Landschaftscharaktere sind hier vereint: von der schottischen Küste bis zum Sankt-Gotthard-Pass, vom überwältigenden Naturschauspiel bis zur pastoralen Idylle. Turner sieht alles mit neuem Blick, macht es zum Stoff einer höchst subjektiven Bilddramaturgie, die den Betrachter unwillkürlich in Bann zieht.

Das Liber-Studiorum gilt heute “als ein zentrales Werk in Turners OEuvre und als wegweisende Stellungnahme zur zentralen Bedeutung der Landschaft im kulturellen Bewusstsein Europas”. (Gillian Forrester) Die Ausstellung zeigt die gesamte Folge sowie eine Reihe thematisch verwandter Aquarelle aus überwiegend britischem Museumsbesitz.

Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr

Städtische Galerie in der Reithalle / Paderborn-Schloß Neuhaus / Im Schloßpark 12 / 33104 Paderborn
Telefon 0 52 51 –  88 10 76
www.paderborn.de/kultur

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