Kiepenkerl-Blog: Betriebswirtschaftslehre

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Die Betriebswirtschaftslehre ist die Leere von der Betriebswirtschaft. Das jedenfalls behauptet André Kostolany sinngemäß, wenn er feststellt: „Das viele Studieren und Lernen von Betriebswirtschaft und ähnlichen Pseudo-Wissenschaften ist überflüssig.“ Der Börsenaltmeister hat nicht ganz Unrecht, denn die Ausbildung codiert ihre Absolventen für den Einsatz in Großunternehmen und eröffnet keinen direkten Weg in Inhaber-, Familien- und Mittelstandsunternehmen.

Audimax der WU Wien am 20. Februar 2015. Foto: GBW.at https://www.flickr.com/photos/130747748@N02/16034560664/

Das ausschweifende System der Wissensvermittlung an den Hochschulen, sagt William Deresiewicz, früher Professor an der Yale University, bringt die Studenten um eine sinnvolle Ausbildung. Er weist nach, wie der Drill verlorene Existenzen produziert, die ihre Neugier einbüßen, weil sie durch das Studium gleichförmig gemacht werden.

Die Absolventen sind toll in dem, was sie tun. Aber sie haben absolut keine Idee, warum sie es tun. Seine Bilanz: „Das Studium bremst selbstständiges Denken aus und verstellt den Weg zu eigenständigen Leben.“ Der gepaukte Stoff muss schnell rein und in der Prüfung in der richtigen Reihenfolge schnell wieder raus.

Vielen Kindern wurden früher die Geschichten von Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist vorgelesen. Heute büffeln sie als BWL-Studenten die tausendseitige „Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“ von Günter Wöhe. Diese Schluckimpfung des Standardwerks aus dem Jahr 1960 prägt die DNA ganzer Professoren- und Studentengenerationen. Wichtiger wäre, dass Berufseinsteiger zusammenhängende Gedanken formulieren können und sich so ausdrücken, dass es ins betriebliche Umfeld passt.

Der Mittelstand ist für BWLer angesagt, denn in Großbetrieben passen zwischenmenschliche Beziehungen und hierarchische Kommunikation immer weniger in austauschbare Systemlandschaften, die wie Maschinen funktionieren. Konzerne haben Mittelständler lange als irrationale Komponente der Volkswirtschaft belächelt. Doch langsam begreifen auch Multis, dass gutes Betriebsklima häufig ein solideres Fundament für quantitatives und qualitatives Wachstum bildet als pure Unternehmensgröße.

Gute Mitarbeiter mit geschultem Erfahrungspotential, das nicht gern enttäuscht wird, gehören zur wertvollsten Software, die in hohem Maße kompatibel einsetzbar ist und Kommunikationsverluste minimiert. Aber Pflichterfüllung ist nicht bilanzierbar, obwohl sie in vielen kleinen Betrieben einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt. Fragt man einen Konzernfuzzi, was an der Konzern-Organisation gut ist, wird er zahlreiche Argumente vortragen, die sich überzeugend anhören – aber nur für Konzernfuzzis.

Aus der Verwaltung des Handelsblatt-Verlages kam schon vor Jahren die Nachricht: „PowerPoint-Präsentationen sind auf internen Meetings unerwünscht“. Und der Vorstand von Volkswagen verfügte: „Papiere, die Mitarbeiter bei den Firmenchefs abliefern, bitte nicht in PowerPoint – und nicht mehr als drei Seiten, in durchformuliertem Text!“ Diese Beispiele weisen einen wichtigen Weg zur selbständigen Arbeit mit dem Verständnis für die Zusammenhänge.

Im Mittelstand kann man freiwillig kommunizieren und wird nicht bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zu Koordinations- und Motivationsveranstaltungen zusammengetrieben – von einer höheren Gewalt, die die Angst beflügelt. Das Zauberwort gegen Angst ist die Delegation von Verantwortung. Das geschieht in Sitzungen oder über ausschweifende Verteiler, bis letztlich kein Verantwortlicher mehr auszumachen ist.

Die Angst, einen nachweisbaren Fehler zu machen, ist in Großunternehmen schlimmer, als gar nichts zu tun. Wer aber angesichts der Verantwortungslosigkeit aufgibt, der hat bereits verloren. Wer hingegen selbst in schwierigen Situationen weiterkämpft, gibt zumindest dem Glück eine Chance.

Unternehmen müssen nicht nur funktionieren, sie müssen auch faszinieren, so wie ihre Produkte. Dann lassen sich selbst ungerechtfertigte Autonomieansprüche oder mangelnder Durchblick von Vorgesetzten besser ertragen. Eine Lösung sind generalisierende Macher mit Pragmatismus, die nahe am Geschehen sind. Solche Mitarbeiter/innen entwickeln Loyalität zum Unternehmen und verkaufen ihre Leistung nicht an den, der am besten bezahlt. Geldverdienen ist nicht Sinn des Lebens, sondern nur der Maßstab für wirtschaftlichen und persönlichen Erfolg.

Nicht selten haben Manager zwar Visionen aber keinen Durchblick. Dann sehen sie die Lösung in der Beauftragung einer Unternehmensberatung, um die Verantwortung loszuwerden. Egal, ob die ihnen ein Konzept verkauft, das nicht zum Problem passt. Schließlich verfügen Berater nicht über die Fähigkeit von Rumpelstilzchen, aus Stroh Gold zu machen.

Das BWL-Langstreckenstudium ist für die Unternehmenspraxis nur bedingt tauglich. Quereinsteiger gehen davon aus, dass für die Erfüllung der Unternehmensaufgaben ein fachbezogenes Kurzprogramm reicht, in dem die wichtigen betrieblichen Zusammenhänge herausgearbeitet werden. Einen entsprechenden betriebswirtschaftlichen Intensivkurs für den Führungsnachwuchs bietet beispielsweise das Managementzentrum Malik an. In drei Wochen werden die für die Unternehmeraufgaben wichtigsten Zusammenhänge herausgearbeitet.

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