App führt durch Paderborn

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Paderborn – Die Geschichte von Paderborns Kulturgütern direkt vor Ort mithilfe einer App entdecken und dabei erforschen, wie neue technische Verfahren die Spuren der Vergangenheit „les- und sichtbar“ machen: Das ist das Ziel der ‚Historisches-Paderborn‘-App, die Dozenten der Universität Paderborn gemeinsam mit ihren Studierenden entwickeln. Das Projekt steht im Kontext der Digital Humanities – der Durchdringung von Informatik und Kulturwissenschaften – und ist ein Beispiel für die Bündelung der Fächer Informatik, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Dafür wurde es mit dem Forschungspreis der Universität ausgezeichnet.

Das Projektteam: v.l.n.r. hinten Björn Senft, Nicole M. Wilk, Simon Oberthür, Markus Greulich, v.l.n.r. vorne Nicola Karthaus, Ariane Schmidt und Kristina Stog. - Foto: Carsten Roth

Das Projektteam: v.l.n.r. hinten Björn Senft, Nicole M. Wilk, Simon Oberthür, Markus Greulich, v.l.n.r. vorne Nicola Karthaus, Ariane Schmidt und Kristina Stog. – Foto: Carsten Roth

Im Sommersemester 2014 gestartet, zielt die interfakultäre und interdisziplinäre Kooperation darauf ab, mithilfe einer mobilen Anwendung die Geschichte Paderborns erleb- und erfahrbar zu machen. Und zwar direkt an Ort und Stelle des jeweiligen Bau- oder Kunstwerkes. Die einzelnen Stationen sind dabei in Form von Rundgängen organisiert. Aktuell werden bereits Touren zu den Oberthemen Liborius, Kaiser Karl der Große und Bischof Meinwerk sowie zu Straßen- und Ortsnamen erarbeitet. Das Projekt wurde vonMittelbauvertretern und -vertreterinnen der Universität Paderborn, basierend auf einer Idee von Dr. Markus Greulich, initiiert und umgesetzt:Dr. Katrin Bourrée (Geschichte), Dr. Markus Greulich (Germanistische Mediävistik), Dr. Nicola Karthaus (Geschichte), Dr. Simon Oberthür (Informatik), Ariane Schmidt M.A. (Kunstgeschichte), Björn Senft M.Sc. (Informatik), Kristina Stog M.A. (Germanistische Linguistik) und Jun.-Prof. Dr. Nicole M. Wilk (Germanistische Linguistik). Der Prototyp wird voraussichtlich im Mai dieses Jahres vorgestellt.

Raum als Ressource: Die HiP-App macht Geschichte erlebbar - Foto: Ariane Schmidt

Raum als Ressource: Die HiP-App macht Geschichte erlebbar – Foto: Ariane Schmidt

Mithilfe der App wird ein historisches Objekt ‚gescannt‘, anschließend werden Informationen auf dem Bildschirm sicht- bzw. hörbar. Historische Prozesse werden so visualisiert und damit erlebbar gemacht.

Ein Beispiel: Der HiP-App-Nutzer steht am Paderborner Dom vor dem Paradiesportal und möchte mit seinem Smartphone oder Tablet mehr über die geschichtlichen Hintergründe erfahren. Er öffnet die App und ‚scannt‘ das Werk, das durch die Anwendung digital erfasst wird. Der Nutzer erhält dann Informationen zum Objekt – beispielsweise als Text oder Bild, als Audiodatei oder Video. Durch Augmented Reality wird der Wahrnehmungseindruck mittels historischer Ansichten ergänzt, Elemente treten hervor oder werden in neue Sequenzen eingesetzt. „Gerade in Paderborn ist das Stadtbild heterogen, und es sind viele Verfahren denkbar, die räumliche Kopräsenz verschiedener Zeitschichten zu veranschaulichen“, so Jun.-Prof. Dr. Nicole M. Wilk.

Die Informatik entwickelt und betreibt die Software hierbei nicht im klassischen Sinne, d. h. anhand von zu Projektbeginn definierten Anforderungen, sondern evolutiv in enger Kooperation mit den Kulturwissenschaftlern, erklärt Dr. Simon Oberthür, Projektkoordinator Informatik: „Wir wollen neue Technologien, wie beispielsweise die Augmented Reality, in der HiP-App zur Anwendung bringen. Die Identifikation sinnvoller Einsatzmöglichkeiten und deren konkrete Ausgestaltung in unserem Kontext kann zu Beginn eines Projektes jedoch noch nicht spezifiziert werden. Das ist nur in eng verzahntem Arbeiten und Experimentieren der unterschiedlichen Disziplinen und auch der späteren Nutzer möglich.“

Eine weitere Besonderheit des HiP-App-Projekts ist, dass es Forschung, Lehre und Praxis miteinander vereint. Bereits im Anfangsstadium lernen die Studierenden, selbstständig mit Forschungsthemen umzugehen, wissenschaftlich zu arbeiten, zu recherchieren, Daten aufzubereiten und sie zu präsentieren. Dabei bietet die Kooperation einen hohen Bezug zur Praxis. Auch ist die Entwicklung der Software an Prozesse aus der Industrie angelehnt und bereitet die Studierenden der Informatik damit besonders gut auf ihre zukünftige Berufstätigkeit vor.

Künftig soll das Pilotprojekt mit Vorbildcharakter auch für andere historische Epochen weiterentwickelt und mit kunst- und kulturhistorischen Inhalten gespeist werden, die nicht zuletzt die (Re-)Konstruktionsaufgaben der historisch interpretierenden Wissenschaften bewusst machen. Eine Kooperation mit der Stadt Paderborn ist ebenfalls angedacht.

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