Kirche als Institution ist vielen durchaus supekt. So auch dem Kiepenkerl. Er hinterfragt. Der französische Philosoph und Theologe Alfred Loisy (1857 – 1940) kam zu der Erkenntnis: „Jesus verkündete das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“ Das hat seine Gründe.
In biblischen Zeiten war Jesus mit seinen Jüngern unterwegs auf der Wanderschaft durch Galiläa und das Land Israel. Ihre Aufgabe bestand darin, das Evangelium zu verkünden, Kranke zu heilen und Ausgestoßene wieder in die Gemeinschaft zu integrieren. Es galt aber auch, Anhängerinnen und Anhänger zu gewinnen, die die Gemeinschaft durch Spenden, Kost und Logis unterstützen.
In der modernen Gesellschaft ist diese Lebensweise allenfalls etwas für Aussteiger. Eine sesshafte Gemeinschaft braucht mit einer festen Organisationsstruktur und Verantwortungsbereichen Menschen, die zuständig sind.
Die katholische Kirche als Weltkirche
Die katholische Kirche, auch römisch-katholische genannt, ist die größte Kirche innerhalb des Christentums. Ihre Zentrale ist der Vatikan. Sie umfasst 23 Teilkirchen und ist mit 1,13 Milliarden Mitgliedern die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Zu ihr gehören unzählige Teilorganisationen, Mitarbeiter und Helfer. Ihr gehört ein nicht genau einzuschätzendes gigantisches Vermögen an Ländereien, Immobilien und Finanzmitteln.
An der Spitze steht seit dem 13. März 2013 Papst Franziskus. Auch wenn der Vatikan noch weitgehend italienisch bzw. europäisch geprägt ist, so lebt inzwischen die Mehrheit der Katholiken auf anderen Kontinenten.
Die katholische Kirche in Deutschland ist eine der 23 Teilkirchen. Sie hat 20,4 Mio. Mitglieder und besteht aus 27 Diözesen. Die Diözesen einer Region sind zu einer Kirchenprovinz zusammengefasst. Zu den 27 Bistümern zählt auch noch das Militärbischofsamt bzw. die Militärseelsorge.
Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der römisch-katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 62 Mitglieder (Stand: Juli 2024) aus den 27 deutschen Erzdiözesen und Diözesen an.
Ein Projekt der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Synodale Weg. Ziel ist es, die katholische Kirche in Deutschland zu reformieren.
Der Synodale Weg wurde 2019 ins Leben gerufen, um Antworten auf die erschütternde Wahrheit über sexuelle Gewalt und geistlichen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland und weltweit zu finden. Mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Strömungen in der Weltkirche hat der Papst die Forderungen des Synodalen Wegs noch nicht umgesetzt. Oder er will es nicht, da er Unruhe in der Kirche verhindern möchte.
Die Forderungen des Synodalen Wegs lauten: Zulassung von verheirateten katholischen Priestern, Zulassung von Frauen als Diakoninnen, Segnung von homosexuellen Paaren durch die katholische Kirche, Modernisierung des kirchlichen Arbeitsrechts, um die Diskriminierung oder Kündigung von homosexuellen kirchlichen Mitarbeitenden zu vermeiden, Klärung von klerikalem Machtmissbrauch, Aufzeigen von Wegen zum Machtabbau in der katholischen Kirche, Änderungen in der Lebensform der Bischöfe und Priester, um die innere Freiheit aus dem Glauben und die Orientierung am Vorbild Jesu Christi zu zeigen.
Reformation
Der Mönch Martin Luther gilt als “Vater” der kirchlichen Reformation. Durch seine 95 Thesen und seine reformierte Kirchenlehre kam es im 16. Jahrhundert zur Spaltung der Kirche in die römisch-katholische und die lutherisch-evangelische Kirche, die sich über ganz Europa erstreckte.
Der Augustinermönch und Theologieprofessor wandte sich gegen missbräuchliche Praktiken in der Kirche. Er wollte die Kirche reformieren, also erneuern. Er wollte die Kirche nicht spalten. Luther wandte sich zunehmend gegen die Autorität des Papstes und der Kirche.
Evangelische Kirche in Deutschland
Martin Luther begründete den Protestantismus in Deutschland. Der Mönch und Reformator übersetzte im Winter 1521/22 auf der Wartburg die Bibel, genauer das Neue Testament, vom Griechischen ins Deutsche und ist damit auf der ganzen Welt bekannt – auch für seine 95 Thesen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)wurde 1945 gegründet. Sie ist eine Gemeinschaft von lutherischen, unierten und reformierten Kirchen in Deutschland. Zur EKD zählen 18,6 Millionen Menschen (Hochrechnung, Stand: 31.12.2023). Sie sind in ihren Kirchengemeinden zuhause. Die Gliedkirchen haben mit der EKD ihre übergreifende institutionelle Organisation gefunden. Das evangelische Kirchenwesen ist auf allen Ebenen föderal aufgebaut.
Jede Gemeinde gehört einer der 20 evangelischen Gliedkirchen an, die gemeinschaftlich die EKD bilden. Das Leitungsgremium der EKD ist der Rat. Die zentrale Verwaltungsbehörde der EKD, das Kirchenamt, befindet sich in Hannover-Herrenhausen. Ihre Rechtsform ist die einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Seit November 2024 hat Kirsten Fehrs den Vorsitz im Rat der EKD.
Die EKD unterstützt die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der sie mit anderen protestantischen, anglikanischen, orthodoxen Kirchen und der Altkatholischen Kirche aus nahezu allen Ländern Europas angehört. Sie ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).
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