Der Bürgerpreis Münster 2024 wurde in dieser Woche an drei münsteraner Vereine und Organisationen verliehen: Die Stiftung Bürger für Münster zeichnet in diesem Jahr die “Flüchtlingshilfe Roxel” mit ihrem Hauptpreis aus.
Großer Bahnhof im historischen Rathaus: Am 26. November wurde zum 19. Mal der traditionelle Bürgerpreis der Stiftung Bürger für Münster verliehen. Mehr als 150 Gäste erlebten im Festsaal des historischen Rathauses eine hochkarätige Veranstaltung, die wie in jedem Jahr das vielseitige Ehrenamt in der Stadt sichtbar machte und in besonderer Weise würdigte. Beim Festakt wurden drei herausragende Projekte mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet.
Unter dem Thema „Brücken bauen – Miteinander Füreinander“ waren Vereine, Organisationen und Initiativen in Münster aufgefordert, Projekte einzureichen, die sich in besonderer Weise für gegenseitige Verständigung und Vermittlung einsetzen. „Wir wollen mit unserem Bürgerpreis Initiativen auszeichnen, die in diesen herausfordernden Zeiten in vorbildlicher Weise Trennendes überwinden und die die Vielfalt der Gesellschaft vor allem als Chance und Bereicherung verstehen“, erklärte Wilhelm Weischer der Vorstandsvorsitzende der Stiftung in seiner Begrüßung. „Es geht darum, in gegenseitigem Respekt und voller Wertschätzung Brücken zwischen verschiedenen Kulturen, Religionen, Generationen, Meinungen und unterschiedlichen Positionen zu bauen.“
Die Festveranstaltung zum Bürgerpeis wurde durch den Bürgermeister Klaus Rosenau eröffnet, der sich für das herausragende Engagement der Stiftung Bürger für Münster bedankte und hervorhob, wie wichtig das Ehrenamt für die Stadt ist. „Mit dem Bürgerpreis erfahren die vielen Freiwilligen und ehrenamtlich Tätigen in dieser Stadt eine besondere Wertschätzung“, erklärte Klaus Rosenau. „Machen Sie mit Ihren Projekten weiter. Ihr Engagement wird gebraucht.“
In der Festveranstaltung wurde ein ganz neues Projekt der Stiftung Bürger für Münster vorgestellt, das in diesem Jahr von der Stiftung in Münster auf den Weg gebracht wurde. Das neu geschaffene FörderForum soll Kindern und Jugendlichen als “Experten in eigener Sache” eine Stimme in Münster geben. Unterstützt wird die Stiftung dabei durch den Bürgerstiftungsfond der DZ Hyp AG.
Im FörderForum kommen Kinder und Jugendliche in einem Beirat zusammen, der die Stiftung bei der Vergabe von Fördergeldern berät. Erst wenige Tage vor dem Bürgerpreis hatten sieben Kinder und Jugendliche, die in der Jury des Kinder- und Jugendbeirates zusammengekommen waren, ihre Förderempfehlung für die Unterstützung von acht Kinder- und Jugendprojekten in Münster ausgesprochen. In der Veranstaltung wurde feierlich verkündet, wer eine Förderung zwischen 100 und 1.500 Euro erhält. Insgesamt wurden 6.000 Euro vergeben.
Die jungen Leute hatten sich, nachdem ihnen die Projekte vorgestellt und erläutert worden waren, intensiv beraten. Nach dem Willen der Schülerinnen und Schüler bekommt der “Schulhund Pepe” eine Förderung, damit er weiter in Schulen kommen kann. Außerdem wurden mit Förderungen bedacht: Karibunis musikalische Märchenreise um die Welt, das Projekt KIM-Zeit des Kinderschutzbundes Münster, der Verein sozial-integrative Projekte, die Spachtel-Leeze des Ernährungsrates Münster e.V., die Gartenwerkstatt der Kinder- und Jugendhilfe Mauritz e.V., der “Zaun der Ideen” der Kulturinitiative Coerde e.V. und das Projekt Bouldern und Klettern der Kinderkrebshilfe Münster e.V.
Thematisch führte Sharon Fehr, Ehrenvorsitzender der jüdischen Gemeinde mit seinem Impulsvortrag in das diesjährige Thema des Bürgerpreises ein. Er machte deutlich,wie wichtig es sei, „Brücken zu bauen und für gegenseitigen Respekt und Verständnis untereinander zu sorgen“. Dabei hob er vor allem das ehrenamtliche Engagement der Stiftung Bürger für Münster bei der Überwindung von gesellschaftlichen Gegensätzen hervor. Mit zwei rabbinischen Anekdoten gelang es Sharon Fehr die Botschaft der Stiftung Bürger für Münster und das besondere Anliegen des Bürgerpreises auch aus jüdischer Sicht anschaulich darzustellen.
Sharon Fehr ging in seinem Beitrag auch auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzung und den terroristischen Anschlag der HAMAS auf Israel sowie den Krieg in der Ukraine ein. Er spannte einen großen Bogen zu den aktuellen Spaltungstendenzen in der Gesellschaft und den wachsenden Rechtsruck in unserer Gesellschaft, die ihm besonders Sorgen machten. Vor diesem Hintergrund begrüßte er den Bürgerpreis und dessen Intention ganz besonders. All die Projekte, die dafür sorgen Brücken zu bauen, könne man in ihrer Bedeutung kaum überschätzen.
Das Geheimnis um die Vergabe der Preise wurde erst gelüftet, als die Laudatoren die Umschläge öffneten, die den Namen des jeweiligen Preisträgers preisgaben. Der Moderatorin des Abends, Eva-Maria Jazdzejewski, führte launig durch die Veranstaltung. Ihr gelang es jeweils die Spannung bis zuletzt aufrechtzuerhalten, indem sie ein bisschen die Atmosphäre der jährlichen Oscar-Preisverleihung nach Münster holte. Jeder der drei Preisträger wurde mit einem sehr eingängigen und emotionalen Video vorgestellt. Das Publikum war spürbar bewegt.
Der mit 1.000 Euro dotierte Bronzepreis geht an die Kulturinitiative Coerde e.V. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Angebot im Stadtteil Coerde zu erweitern und versteht sich auch als Impulsgeber. Einen Aspekt, den Friederike Schulze-Schwienhorst, die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Bürger für Münster in ihrer Laudatio besonders zu würdigen wusste. Anschaulich leitete sie aus dem Bild der Brücke die verschiedenen Herausforderungen weiter und vermittelte, welche Wirkung die Preisträger mit ihrer Arbeit im Stadtteil haben.
Eine ebenfalls bewegende Würdigung hielt Prof. Dr. Ursula Tölle von der Katholischen Hochschule NRW für den mit 2.000 Euro dotierten Silber-Preisträger, den Kinderschutzbund Ortsverband Münster e.V. für das Projekt „Nummer gegen Kummer“. In dem Projekt engagieren sich rund 100 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater am Kinder- und Jugendtelefon sowie am Elterntelefon, um jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen eine verlässliche und vertrauliche Anlaufstelle zu bieten. Ursula Tölle bewertete die hohe Verantwortung der Gesprächsteilnehmer am Telefon und zeigte auf, auf was es in der jeweiligen Gesprächssituation besonders ankomme. Im Mittelpunkt stünde, in wenigen Augenblicken das Vertrauen der jungen Gesprächpartner zu gewinnen und mit großer Offenheit auf die jeweilige Krisensituation zu antworten. “Beide bewegen sich gewissermaßen auf einer Brücke aufeinander zu. Die Kinder, die anrufen beweisen viel Mut und zeigen damit, was ihnen auf der Seele brennt.”
Die Rede auf den Gold-Preisträger hielt wie in jedem Jahr der Vertreter des Hauptsponsors Dietmar Dertwinkel, Vorstandsmitglied der Volksbank im Münsterland eG. Er lobte das vorbildliche und selbstlose Engagement des Vereins Flüchtlingshilfe Roxel e. V. Der Verein gestaltet mit 35 Ehrenamtlichen das Integrationsprojekt im Stadtteil Roxel sehr vielfältig und versteht die Integration von geflüchteten Menschen als langfristige Aufgabe, um eine funktionieren Brücke in unserer Gesellschaft für die Hilfesuchenden zu bauen. Vor allem das Vermitteln der deutschen Sprache und Unterstützung bei den unterschiedlichen Herausforderungen werden durch den selbstlosen Einsatz der Ehrenamtlichen geleistet. Das hat auch die Jury überzeugt und daher entschieden den Goldpreis mit den 5.000 Euro Preisgeld „mehr, als verdient zu vergeben“. Dietmar Dertwinkel war wie er am Anfang seiner Laudatio erklärte noch “sehr angefasst von dem Videobeitrag über das Projekt ‘Nummer gegen Kummer’. Er spendete spontan 1.000 Euro für den Kinderschutzbund Münster, damit der seine Arbeit weiter professionalisieren könne.
Wilhelm Weischer bedankte sich abschließend auch bei den weiteren Finalisten der Ausschreibung für deren Bewerbungen und für deren ehrenamtliche Arbeit. “Für uns sind Sie ebenfalls Gewinner und sollen daher ebenfalls geehrt werden.” Anschließend wurden die Vertreter der Initiativen auf die Bühnen gerufen, wo sie eine Urkunde bekamen: Anti-Rost Münster e.V., Kalinen de Luxe e.V. 1. Damenkorps der Stadt Münster, Kulturliste Münster e.V. und die Youngcaritas Münster.
Den musikalischen Rahmen der Festveranstaltung Bürgerpreis gestaltete die Formation Jazz Force One, die mit einer starken Bläsergruppe für einen satten, mitreißenden Sound und gute Laune sorgte.
Nach der Preisverleihung fand im Foyer vor dem Festsaal ein Empfang statt, mit dem die Preisträger beim diesjährigen Bürgerpreis gefeiert wurden und in einen Austausch mit den vielen Gästen kommen konnten.
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