Bad Oeynhausen – Heute gilt Sneakers statt Smoking. Das Casino Bad Oeynhausen hat vor 25 Jahren von mondän auf modern umgestellt und sich in OWLs größtem Einkaufszentrum neu erfunden.
Dreimal die Sieben: Kreuz, Karo, Pik. Schauspielerin Christine Neubauer (62) reißt die Arme in Höhe: “Gewonnen”. Mit zahlreichen TV- und Showgrößen hat das Casino Bad Oeynhausen sein 25-jähriges Standortjubiläum gefeiert. Direkt neben dem Werrepark, dem größten Einkaufszentrum in Ostwestfalen-Lippe öffneten sich vor einem Vierteljahrhundert die Türen eines Entertainment-Centers, in das auch die Spielbank einzog. „Im nächsten Jahr feiern wir zudem 45 Jahre Casino in der Kurstadt“, erklärt, David Schnabel, Geschäftsführer der Merkur Spielbanken NRW.
Die ostwestfälische Merkur-Gruppe aus Espelkamp betreibt seit 2013 Spielbanken und bekam 2021 den Zuschlag für die Übernahme der nordrhein-westfälischen Westspiel-Casinos. Das Merkur Casino in Bad Oeynhausen ist eine von fünf staatlich konzessionierten Spielbanken in NRW. 105 Mitarbeitende kümmern sich dort um rund 125.000 Gäste im Jahr. Gespielt werden kann an 16 Spieltischen. Es gibt vier Roulettetische und zwölf Poker und Blackjack-Plätze. Hinzu kommen 154 Automaten auf insgesamt 2.300 Quadratmetern Fläche.
Erste Spielbank der Welt öffnete im Jahr 1638 in Venedig ihre Pforten
Die erste Spielbank der Welt öffnete im Jahr 1638 in Venedig ihre Pforten. Auf die geschichtsträchtige “Ridotto” folgten binnen kürzester Zeit zahlreiche weitere Spielbanken. Allein in der italienischen Lagunenstadt hießen binnen kurzer Zeit über 100 weitere Casinos ihre Gäste willkommen. Hierzulande setzte sich das Casino-Konzept jedoch erst knapp hundert Jahre später durch. Vorreiter ist das Casino in rheinland-pfälzischen Bad Ems, das erstmals im Jahr 1720 im lokalen Kurhaus seine Tore öffnete. Es begann die große Zeit der Spielbanken. Doch die Blüte währte nicht lang. Mit der Krönung des preußischen Kaisers Wilhelm I. und der deutschen Reichsgründung war es mit der Herrlichkeit des Laissez-Fair vorbei.
Preußen verbietet 1872 Glücksspiel im ganzen Land
Das Glücksspiel wurde 1872 im ganzen Land verboten. Wer es sich leisten konnte, fuhr zum Spielen ins Fürstentum Monaco, dessen Reichtum maßgeblich auf diesem preußischen Dekret gründet. Es waren schließlich die Nazis, die Glücksspiel in Deutschland wieder erlaubten. Bad Oeynhausen ist erst spät auf den Casino-Zug aufgesprungen. Schauspieler Gert Fröbe, damals bekannt als Bösewicht in dem James-Bond-Film “Goldfinger”, warf 1980 die erste Kugel in den Roulette-Kessel von Bad Oeynhausen. 19 Jahre blieb das Casino an diesem altehrwürdigen Standort. Mit eher mäßigem Erfolg. Statt es aufzugeben, wurde ein neuer Plan geschmiedet. Schluss mit dem historischen Flair. Modern statt mondän, lautete das neue Konzept. Das Casino Bad Oeynhausen sollte eine Spielbank im amerikanischen Las-Vegas-Style werden.
Vor 25 Jahren, im August 1999, verließ das Casino das historische Kurhaus und bezog den modernen Neubau am Werrepark mit vielen Parkplätzen direkt vor der Tür. “Der Umzug war damals durchaus umstritten”, erinnert sich Casinodirektor Pollock. Heute weiß man, es war die genau richtige Entscheidung. Glitter statt Glamour und Sneakers statt Smoking. „Im Bad Oeynhausen bieten wir unseren Besuchern ein Casino des American Way of Life”, betont Spielbankchef Pollok.
Umsatz und Besucherzahlen haben sich am Standort im Einkaufszentrum seither nahezu verdoppelt. Das freut auch die Stadt, die im Jahr rund 1,3 Millionen Euro aus der Spielbankabgabe erhält.
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