Freundschaft ist eine Grundstruktur der menschlichen Gesellschaft. Sie spielt in unserem Leben von der Geburt an eine zentrale Rolle, denn wir wollen uns zugehörig fühlen und zugehörig sein.

Auf einen Freund kann man sich verlassen und bekommt Hilfe und Unterstützung, wenn man Hilfe benötigt – Foto Pixabay
Bereits Kleinkinder suchen im Krabbelalter die Nähe und den Kontakt zu anderen Kindern. So entdecken sie Zuneigung zu Menschen außerhalb der Familie.
Freundschaft ist nicht einfach da – sie benötigt Zeit. Zeit für Annäherungen, gemeinsame Erfahrungen und die Entwicklung von Vertrautheit. Man spricht miteinander, startet gemeinsame Aktivitäten, entwickelt gemeinsame Interessen und beachtet gewisse Regeln. Wichtig ist auch, dass man die Eigenarten des anderen akzeptiert und weiß, dass man von den andere einen ebenfalls geschätzt und so angenommen wird, wie man ist.
Freundschaft gründet auf Sympathie und Wertschätzung. Auf einen Freund kann man sich verlassen und bekommt Hilfe und Unterstützung, wenn man Hilfe benötigt. Man wünscht sich, dass er sich in die Situation einfühlt und bereit ist das zu tun, was getan werden muss. So entsteht Vertrauen und es festigt die Freundschaft dauerhaft.
Allerdings müssen Freundschaften eine gewisse Zeit zurückstehen, wenn junge Männer und Frauen eine Familie gründen oder es die berufliche Karriere erfordert.
Alte Freunde und Freundinnen beschreiben immer wieder das Gefühl, dass ihre Freundschaft nicht unter einer räumlichen oder zeitlichen Distanz gelitten hat und lebendig geblieben ist. Man knüpft an die alten Beziehungen ohne Übergang wieder an.
Freundschaften befriedigen nicht nur wichtige menschliche Bedürfnisse, sondern wirken sich auch positiv auf alle Bereiche der Persönlichkeit aus. In umfangreichen Befragungen fand man heraus, dass Freundschaften nicht nur zufriedener und glücklicher machen, sondern auch die körperliche und seelische Gesundheit fördern. Wer seine Freunde häufiger traf, fühlte sich wohler und hatte ein stabileres Selbstwertgefühl.
Für unser seelisches Wohlbefinden sind nicht nur die Freunde, sondern auch die Zugehörigkeit zur Familie von Bedeutung. Beide Gruppen bilden ein Netz, in dem man sich sicher und akzeptiert fühlen kann.
Das Rollenverständnis von Mann und Frau sowie die Bedeutung von Individualität und Unabhängigkeit in der Partnerschaft verändern sich im Laufe der Jahre. Junge Erwachsene haben oft Schwierigkeiten, sich in einer Partnerschaft zu binden oder für Kinder zu entscheiden. Das ließ sich am Rückgang der Geburtenrate nach dem Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ablesen.
Soziologen vermuten, dass Freunde in der Zukunft immer häufiger Familie und Partnerschaft ersetzen werden. Junge Erwachsene, die lange Zeit in überwiegend freundschaftlichen Lebensformen gelebt haben, gründen seltener oder deutlich später eine eigene Familie. Das gilt für Wohngemeinschaften ebenso wie das Wohnen im Hotel Mama.
In jedem Fall bleiben Freundschaften ein hoher Wert im menschlichen Miteinander. Deshalb kann man mit den „Comedian Harmonists“ das berühmte Lied anstimmen:
„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“
Heute kann man – bedingt durch das Internet – mit vielen Menschen Kontakt haben. Man kann sich verabreden, gemeinsam etwas unternehmen oder Partys feiern. Doch meist sind diese Kontakte unverbindlich und austauschbar.
Obwohl Freundschaften auf Dauer angelegt sind, können sie zerbrechen. Beispielsweise wenn Missverständnisse nicht ausgeräumt werden, wenn Geben und Nehmen oder das Gleichgewicht von Distanz und Nähe nicht mehr stimmen.
Da diese Bedürfnisse bei jedem Menschen vorhanden sind, muss das richtige Maß von Distanz und Nähe gefunden werden.
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