Detmold – Der Christian-Dietrich-Grabbe-Förderpreis für ein innovatives dramatisches Bühnenwerk in deutscher Sprache ist ein wichtiger Preis in der Theaterliteratur. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre von der Grabbe-Gesellschaft in Verbindung mit dem Landestheater Detmold verliehen. Erstmals kann in diesem Jahr das westfälische Publikum in und außerhalb von Detmold online entscheiden, wer den Grabbe-Förderpreis erhalten soll.
Möglich ist das bis zum 7. April per Online-Voting. Über die Homepage des Landestheaters (www.landestheater-detmold.de/de/digitalestheater) werden Ausschnitte aus den Stücken der drei Kandidatinnen gezeigt. Nominiert sind die Autorinnen Henriette Seier, Johanna Kaptein und Hannah Zufall.
“Karla sagt” von Johanna Kaptein
In Johanna Kapteins Stück »Karla sagt« reflektieren Cellistin Carla, der als Security-Beamte jobbende Komponist August, ein namenloser Reicher und Immobilienmaklerin Claudia während der Pandemie über Sinn des Lebens und Last des Broterwerbs. Johanna Kaptein, 1974 in Hamburg geboren, verfasst Dramatik, Hörspiele und Prosa. Auf das Studium des Szenischen Schreibens an der Universität der Künste Berlin folgten Einladungen an das Royal Court Theatre in London, das Burgtheater Wien und das Badische Staatstheater in Karlsruhe. Sie erhielt das Thomas-Bernhard-Stipendium des Landestheaters Linz und den Leonhard-Frank-Preis des Würzburger Mainfranken Theaters und der Leonhard-Frank-Gesellschaft.
“Drama für den Kopf” von Henriette Seier
Henriette Seier hält in “Drama für den Kopf” der Institution Theater selbst einen Spiegel vor. Zu erleben sind die Nöte einer Schauspielerin, die in Persona auftretenden Stimmung abhängig ist sowie einem launischen Publikum, das mitreden will. Henriette Seier wurde 1993 in Rostock geboren und arbeitet derzeit als Regieassistentin am Hessischen Landestheater Marburg. Sie studierte Theaterwissenschaft in Leipzig, wo sie sich in verschiedenen Bereichen der Theaterarbeit, von der freien Szene bis zum Stadttheater, ausprobierte. “Drama für den Kopf” ist ihr erstes Bühnenstück, das sie anschließend im Rahmen ihres Masterstudiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen schrieb.
“Schwarz Rot Golden” von Hannah Zufall
In Hannah Zufalls Einakter “Schwarz Rot Golden” meistern drei befreundete junge Heldinnen ihren Alltag in einer deutschen Großstadt mit allem, was dazugehört. Hannah Zufall arbeitet als freie Autorin für Theater, Oper und Film. Sie erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen für ihre Texte, zuletzt wurde sie bei dem Deutschen Preis für Nature Writing 2022 gewürdigt. Ihre Stücke werden am Deutschen Theater Berlin, Schauspielhaus Graz, Deutschen Theater Göttingen, Landestheater Schwaben, am Zimmertheater Tübingen, an der Kammerphilharmonie Bremen sowie an der Oper Leipzig gespielt. 2021 hat sie an der Fernsehserie “Warten auf’n Bus” des RBB mitgeschrieben.
Minensucherin in Afghanistan
Welche Autorin den diesjährigen Grabbe-Förderpreis erhält, verkündet das Landestheater im Rahmen der Uraufführung “Quälbarer Leib – Ein Körpergesang“ von Amir Gudarzi am Freitag, 19. April. Amir Gudarzi ist der Gewinner des Grabbe-Hauptpreises von 2022. Der 1986 in Teheran geborene Autor erzählt in “Quälbarer Leib” von einer Minensucherin, die in Afghanistan einen Kollegen verliert und in Tadschikistan neue Kolleginnen rekrutieren soll; von roten, schwarzen und weißen Flüssen als Metaphern für sowjetische, islamistische und westliche Mächte in Afghanistan; von Odysseus und Dädalus; von Mauern und Selbstmordanschlägen; von patriarchal sanktionierten Körpern und dem eigenen traumatisierten Leib des Erzählers.
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