Löcher wollen gestopft werden – findet der Kiepenkerl

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Löcher wollen gestopft werden: Das liegt in ihrer Natur. Der Kiepenkerl denkt über die soziologische Psychologie der Löcher nach.

Löcher wollen gestopft werden - findet der Kiepenkerl

Überall auf der Welt beklagen Regierungen die mehr oder weniger großen Löcher in ihren Haushalten – Foto Pixabay

Wer sich angesichts der Bundeshaushalte 2023 und 2024 fragt, was eigentlich mit einem Finanzloch passiert, stellt überrascht fest, dass es nur dazu dient, es mit einem anderen Haushaltsloch zu stopfen. Löcher wollen schließlich gestopft werden.

Vor dieser Frage stand bereits Kurt Tucholsky. Von ihm ist nämlich die Glosse überliefert „Zur soziologischen Psychologie der Löcher“. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Zugegeben, das Lachen kann einem vergehen, wenn man daran denkt, dass Politiker die Haushaltslöcher vorsätzlich oder aus Schlamperei verursachen.

Früher haben Politiker Finanzlöcher als „Deficit spending“ bezeichnet und zur Ankurbelung der Wirtschaft genutzt. Doch dafür gibt es inzwischen im Grundgesetz klare Regeln. Diese Erfahrung musste die Bundesregierung machen, weil sie im Jahr 2023 das nicht benötigte Sondervermögen zur Bewältigung der Corona-Krise in den normalen Bundeshaushalt übertragen hatte.

Würden man selbst versuchen, ein Loch im Portemonnaie auszugeben, sähe man ganz schön alt aus. Schließlich ist ein Loch da, wo etwas nicht ist.

Doch der Mensch kann ohne Löcher nicht leben, die Maus auch nicht. Ein Loch ist jedoch nicht immer gut.

Ist ein Loch/eine Regelungslücke beispielsweise im Einkommensteuergesetz, so kann das dazu führen, dass gleiche Tatbestände bei der Erhebung der Kapitalertragsteuer missbräuchlich genutzt werden. Dann ist der Staat der Verlierer. Das führte bis zum Jahr 2008 dazu, dass dem Staat durch CumEx-Geschäfte mindestens 10 Milliarden Euro gestohlen wurden.

CumEx-Geschäfte sind ein Verwirrspiel mit Aktien, bei denen Aktienpakete um den Tag der Dividendenzahlung so hin- und hergeschoben werden, dass der Staat die Körperschaftsteuer mehreren Akteuren erstattete, obwohl sie von der Aktiengesellschaft nur einmal gezahlte wurde.

Das Loch in der Wirecard-Bilanz war das größte Bilanz-Loch in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es handelt sich dabei um den spektakulärsten Bilanzbetrug in Deutschland.

Wirecard war als internationales Zahlungs- und Kreditkartenunternehmen einer der wenigen deutschen Vorzeige- und Weltkonzerne.

Der Zahlungsdienstleister brach im Sommer 2020 zusammen, nachdem der Vorstand einräumen musste, dass die angeblich auf Treuhandkonten in den Philippinen verbuchten 1,9 Milliarden Euro nicht existieren.

Obwohl Bankbelege jahrelang fehlten, testierten Wirtschaftsprüfer die Bilanzen des Unternehmens. Als der Betrug aufflog und der Vorstandsvorsitzende Jan Marsalek untergetaucht war, sausten die Aktienwerte in den Keller und Wirecard war innerhalb weniger Tage pleite.

Die Aktionäre haben beim Insolvenzverwalter Forderungen von über 7 Milliarden Euro angemeldet.

Aber auch andere Gegenstände können durch ein Loch entwertet werden. Da an einer Stelle von ihnen etwas nicht mehr ist, ist das Übrige nichts mehr oder weniger wert. Man denke nur an Luftballone, Fahrkarten, Führerscheine oder Jungfrauen.

 

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