Faszinierende Ikonenkunst im Kloster Dalheim

Print Friendly, PDF & Email

Dalheim – Das Museum Kloster Dalheim präsentiert 30 Ikonen aus fünf Jahrhunderten. Ikonen sind nach festen Regeln auf Holztafeln gemalte Heiligenbilder, die vor allem in den Ostkirchen verbreitet sind. Von ihnen geht eine faszinierende Wirkung aus. Man spricht bei Ikonen auch gern von Fenstern zur Ewigkeit. Der LWL als Träger will mit der Ausstellung aber auch Solidarität mit der Ukraine demonstrieren.

Kiewer Höhlenkloster

Die älteste in Dalheim ausgestellte Ikone aus der Zeit um 1600 zeigt Johannes den Täufer.- Foto Ikonen-Museum Recklinghausen/Jürgen Spiler

Das Kiewer Höhlenkloster gilt als bedeutendstes Kloster der osteuropäischen Orthodoxie. Heute ist das UNESCO-Weltkulturerbe – wie viele andere Kulturgüter der Ukraine – vom Krieg bedroht. Ausgehend von der Bedeutung und der Geschichte des Kiewer Höhlenklosters begibt sich die Studio-Ausstellung “Faszination Kiew. Ikonen, Mönche, Heilige” im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur im Kloster Dalheim zu den Ursprüngen der orthodoxen Kultur im osteuropäischen Raum. Im Zentrum der Schau, die die Stiftung Kloster Dalheim in Kooperation mit dem Ikonen-Museum Recklinghausen zeigt, stehen rund 30 Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten. Die Ausstellung läuft bis zum 7. Januar 2024.

Kunst- und kulturhistorisch von Bedeutung

Die LWL-Kulturdezernentin und Vorsitzende der Stiftung Kloster Dalheim Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger unterstreicht die Relevanz der Schau: “Die Präsentation ist nicht nur kunst- und kulturhistorisch von Bedeutung. In einer Zeit der konkreten Bedrohung für die Ukraine bringt sie den Museumsgästen die Kultur unserer europäischen Nachbarn nahe und fördert Verständnis und Solidarität.”

Kuratorin ist aus der Ukraine geflüchtet

Die Schau entstand vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine als Kooperationsprojekt der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur und des Ikonen-Museums Recklinghausen. Erarbeitet hat sie die ukrainische Historikerin Iryna Kostrub, die vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet ist. Das Projekt wurde begleitet vom Leiter des Ikonen-Museums Recklinghausen, Dr. Lutz Rickelt, und von Dr. Helga Fabritius, wissenschaftliche Referentin der Stiftung Kloster Dalheim. “Zusammen ist es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelungen, eine Schau zu konzipieren, die die einzigartige Wirkung und Schönheit sakraler Kunst mit einem politischen Anspruch verbindet”, so Rüschoff-Parzinger. Mit dem Kiewer Höhlenkloster nimmt die Dalheimer Ausstellung nicht nur einen spirituellen Ort in den Blick. “Das Kiewer Höhlenkloster ist für das ukrainische Volk das wichtigste orthodoxe Zentrum und zugleich ein Symbol der geistlichen und politischen Autonomie”, erläutert Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. Die eindrucksvolle Anlage trotze seit fast 1.000 Jahren den Stürmen der Zeit.

Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau

Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1051 am rechten Ufer des Dnipro und ist eng verknüpft mit der Glaubensgeschichte des gesamten ostslawischen Raums: Dem Beispiel der Eremiten Antonij und Feodosij folgend, siedelten sich in den natürlichen Höhlen am Fluss die ersten Mönche an. Von hier aus verbreitete sich der christliche Glaube in der “Kiewer Rus” – jenem mittelalterlichen Großreich, das als Vorläuferstaat der Ukraine sowie Russlands und von Belarus gilt. 1920 schloss das atheistische Sowjet-Regime das Höhlenkloster. Erst die Politik der Perestroika ermöglichte ab 1988 erneut klösterliches Leben und Gottesdienste am Ort. “Die fortwährende Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau macht das Kiewer Höhlenkloster für die Ukrainer zu einem Zeichen der Hoffnung”, sagt Grabowsky.

30 Ikonen aus 5 Jahrhunderten

Im Zentrum der Schau stehen rund 30 Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten. Sie stammen aus den Ikonenschulen Griechenlands, Russlands und der Ukraine. Die goldglänzenden Schätze beeindrucken durch die Vielfältigkeit und Detailgenauigkeit ihrer Darstellung ziehen ihre Betrachterinnen und Betrachter in den Bann der orthodoxen Spiritualität und Heiligenverehrung. “Ikonen sind das Gesicht der orthodoxen Frömmigkeit”, berichtet die Historikerin Iryna Kostrub: “Für orthodoxe Christen ist mit einer Ikone das Göttliche selbst sichtbar und real anwesend.”

Kuratorin Kostrub betont das verbindende Element der Ikonen: Es unterscheide sich zwar die Form der Verehrung, nicht aber ihr Gegenstand. So zeigt die älteste in Dalheim ausgestellte Ikone aus der Zeit um 1600 mit Johannes dem Täufer einen der sowohl in der Ost- als auch in der Westkirche bedeutendsten Heiligen. Weitere Ikonen bis ins 20. Jahrhundert stellen zahlreiche auch im Westen bekannte Heilige und Mönchsväter vor, darunter die Gottesmutter Maria, aber auch Antonios den Großen oder den Heiligen Nikolaus. “In politischen Zeiten der Zerrüttung und Entzweiung lenkt die Ausstellung damit den Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Kulturgeschichte”, so Kostrub.

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr. Am 24., 25. sowie 31.12. geschlossen.

Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur im Kloster Dalheim beim Lichtenau ist eines der 18 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Deutschlands einziges Landesmuseum für klösterliche Kulturgeschichte. Es wird gemeinsam vom LWL und der Stiftung Kloster Dalheim getragen und ist beheimatet in dem rund 800 Jahre alten ehemaligen Kloster Dalheim. Ausgehend von der eigenen Geschichte lädt das Haus ein, die Welt der europäischen Klosterkultur zu entdecken.

Speak Your Mind

*