Droste Festival 2023 erfolgreich zu Ende gegangen

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Das Droste Festival 2023 war ein voller Erfolg: Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL) blickt auf ein erfolgreiches Droste Festival 2023 zurück. Unter dem Motto „Wo ist Allmende?“ erforschten am Wochenende vom 30. Juni bis 2. Juli 2023 mehr als 90 beteiligte Künstler und Akteure das Thema Gemeingut und die Frage, welche Allmenden uns heute umgeben.

Droste Festival 2023 erfolgreich zu Ende gegangen

2. Im Rüschhaus-Garten kamen etwa 600 Menschen zusammen, um über Allmende nachzudenken – Foto Ute Friederike Schernau

Nach einer stimmungsvollen Eröffnung mit Grußworten von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Schirmherrin des Festivals, und Dr. Georg Lunemann, Landesdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Vorsitzender des Kuratoriums der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, erlebten 600 Besucher auf dem Gelände von Haus Rüschhaus an drei Tagen ein vielfältiges Programm mit Lesungen, Konzerten, Gesprächen, Performances, Installationen, Filmen und Workshops.

Droste Festival 2023 erfolgreich zu Ende gegangen

1. Das Rüschhaus samt Garten war drei Tage lang Festivalgelände, auf dem Performances, Lesungen, Diskussionen und Konzerte stattfanden – Foto Ute Friederike Schernau

„Drei Tage lang haben wir Allmende gesucht und sie hat uns im Rüschhaus-Garten gefunden“, sagt die Kuratorin des diesjährigen Droste Festivals Jennie Bohn, „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit den Besuchern ein Wochenende voller kreativer Begegnungen, konstruktiver Gespräche und inspirierender Ideen erlebt haben.“ Ausgehend von der der historischen Allmende als Wirtschaftsform ging es um die Frage, wo und wie wir heute und zukünftig etwas gemeinschaftlich nutzen und erhalten. Schwerpunkte lagen auf den Bereichen Sprache, Natur, Internet und Körper.

Besucher auf dem Droste Festival spielten das Rollenspiel „A devoured hedge burrows deep (Eine zerfressene Hecke gräbt tief)“ von Eloïse Bonneviot und Anne de Boer, das vor Ort von Sarah Giese als Spielemeisterin angeleitet wurde. Sie verwandelten sich in parasitäre, invasive oder gleichgültig symbiotische Wesen aus der Tier- und Pflanzenwelt wie „Lilly the Chilly“ oder „Edgy-Ein-Tages-Viech“ und sammelten Elemente, tauschten Spielkarten und veränderten mit ihren Eigenschaften den virtuellen Garten von Haus Rüschhaus.

Droste Festival 2023 erfolgreich zu Ende gegangen

Performerin Sarah Giese animiert und erklärt das Rollenspiel „A devoured hedge burrows deep/Eine zerfressene Hecke gräbt tief“, das die Besucher über den gesamten Festivalzeitraum spielten – Foto Ute Friederike Schernau

Die Installation „Intelligente Allmende“ von Sebastian Altermatt, Fabian Raith, Leoni Voegelin, Franziska Winkler im Gartenhäuschen ist noch bis zum 13. August zu sehen und visualisiert eindrücklich ein Beziehungsgeflecht von Natur, (Gebärdensprach-)Poesie und Technik.

Julius Metzgers bot an seiner Bar „Heilsame Drinks“ auf Basis von Wasserkefir, Kombucha und Kwass an, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Bei der Performance „Mimis Altwaren“ von Miriam Michel wurden mehr als 30 Objekte und viele berührende Geschichten geteilt. Das morgendliche Ritual „Verbarium“ und die Sprachspiele von Stefanie Wenner entführten die Teilnehmenden in andere kosmologische Welten, bei der auch die nichtmenschlichen Teile Akteure sind.

Besonders berührend auf dem Droste Festival waren die installative Hommage und die musikalische Lesung in Gedenken an Wilm Weppelmann. Carsten Bender, Christoph Otto Hetzel, Manfred Kerklau, Karin Mayer und Gudula Rose, Manfred Kerklau erinnerten an den verstorbenen Münsteraner Künstler in einer poetischen Begegnung, bei der auch seine 30 Ausrufe rezitiert wurden, die er 2014 von seinem Mikrohaus im Aasee aus gerufen hat: „Tag 28: was glaubst du zu wissen was weißt du zu glauben kein mensch schaut hinter den menschen was glaubst du zu wissen sicher zu wissen vom anfang und ende zu glauben“

In der essayistischen Performance „Forever Allmende“ schufen Hauke Heumann, David Pallant und Stéphanie Morin von Costa Compagnie unter der künstlerischen Leitung von Felix Meyer-Christian einen persönlichen Zugang zum Thema „Allmende“, verknüpften die eigenen Erinnerungen mit historischen Fakten und weltpolitischen Ereignissen und sangen, begleitet vom Akkordeon, die „Ballade vom Verlust der Allmende“ in der Tenne des Rüschhauses.

Droste Festival 2023 erfolgreich zu Ende gegangen

6. Am Samstagabend brachte die Band What Are People For? das Publikum mit energetischer Musik zum Tanzen – Foto Ute Friederike Schernau

Über die gesamte Dauer des Festivals haben 48 Autoren, darunter Enis Maci, Ilija Matusko, Kathrin Passig und Monika Rinck, nach Anweisungen eines Algorithmus einen gemeinsamen Text geschrieben. Insgesamt sind bei der Schreibperformance „New Beginnings“ 300 Seiten Text entstanden: „ich habe mich gefragt, wie das eigentlich mit chatgpt ist, ob das programm wir alle sind, unsere summe. die menschheit, die in der maschine mündet. alles, was jemals passiert, gesagt, gedacht, geträumt wurde, fließt in den algorithmischen körper,“ formuliert ein Schreibender zu Beginn des 48-stündigen Marathons. Zum Abschluss des Festivals lasen Jörg Albrecht, Andreas Bülhoff, Daniel Falb und Nele Müller Passagen aus dem Text, der auf der Digitalen Burg (https://digitale-burg.de) in Kürze vollständig verfügbar ist.

Beim Workshop „Edit-a-Thon“ trafen beim Droste Festival mehr als zwei Dutzend Interessierte zusammen, um über Wikipedia, dessen Mechanismen und redaktionelle Hürden zu sprechen. Es wurden Einträge für FLINTA (Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender*) bearbeitet und redigiert. Das Droste Festival trug so dazu bei, Perspektiven von FLINTA sichtbarer zu machen. Auf dem Festival-Campus tauschten sich Studierende aus Berlin, Bochum Dresden, Hildesheim, Köln, Leipzig Marburg, Münster, München, Paderborn und Wien in Workshops über das Thema Gemeingut aus.

Über Körper, Zuschreibungen und Erwartungshaltungen ging es bei der Performance von Sabotique (Heike Geißler und Anna Lena von Helldorff), bei der Lesung und dem Film-Screening mit Amanda Lee Koe und Kirsten Tan und auch beim sonntäglichen Kaffeekränzchen mit Lesung „Enjoy Schatz“ von Autorin Jovana Reisinger und Schauspieler Benjamin Radjaipour. Mit elektroakustischen Harfen und der Unverschämtheit unangepasster Körper verzauberte Hans Unstern das Publikum am Freitagabend. Samstagabend verwandelten What Are People For? den Rüschhaus-Garten in eine dystopisch-poetische Tanzlandschaft.

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