Das Atomzeitalter in Westfalen

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“Das Atomzeitalter in Westfalen. Von der Zukunft zur Geschichte” heißt eine neue LWL-Wanderausstellung zum Thema Kernenergie. Gestartet ist sie im Warburger Museum im Stern, wo sie bis zum 13. August zu sehen ist.

Thema Kernenergie

Bergebehälter für kontaminiertes Material der Feuerwehr. – Foto LWL/ Kainulainen

Deutschland ist  nach langem Hin und Her aus der Stromproduktion durch Kernenergie ausgestiegen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt aus diesem Anlass die Wanderausstellung “Das Atomzeitalter in Westfalen. Von der Zukunft zur Geschichte”. Sie bietet eine historische Rückschau auf die Geschichte der Atomkraft mit Fokus auf Westfalen-Lippe wie auch einen Blick auf aktuelle Debatten und die Zukunft. Die Ausstellung ist bis zum 13. August  im “Museum im Stern” in Warburg  zu sehen und wandert danach durch sieben weitere westfälische Museen.

Das Thema Kernenergie beschäftigt die Bundesrepublik Deutschland fast seit ihrem Bestehen. Gesellschaft, Politik, Unternehmen und Forschung ringen seitdem um Wahrheit und Zukunftsgestaltung. Die Ausstellung geht dem Thema Kernenergie in drei Kapiteln nach. “Hier kommen Menschen zu Wort, deren Leben durch ihre Arbeit und ihr Engagement mit der Geschichte der Kernkraft verbunden ist. Sie berichten aus ihrer Perspektive und bewerten ihre eigene Rolle darin”, erklärt Kuratorin Sarah Pfeiffer vom LWL-Museumsamt für Westfalen.

Rund die Hälfte der Leihgaben wurde von den Akteuren selbst zur Verfügung gestellt. Die Exponate stammen von Initiativen und Einzelpersonen der Anti-AKW-Bewegung, aus der Nuklearbranche, aus Politik und Verwaltung. Alle beschäftigen sich thematisch auf unterschiedliche Weise mit Kernenergie. Präsentiert werden etwa Kleidungsstücke wie Unterwäsche für den Kontrollbereich von der Hochtemperatur-Kraftwerk GmbH, der feuerrote Lautsprecherwagen, der die Initiative “Kein Atommüll in Ahaus e.V.” lange Zeit auf Demonstrationen begleitete, die Atomkraftwerk-Dampfmaschine R200 der Lüdenscheider Firma Wilesco und ein Bergebehälter für kontaminiertes Material der Feuerwehr Münster. Mit Loriots “Weihnachten bei Hoppenstedts” ist auch ein Klassiker aus dem westdeutschen Fernsehen zu sehen, der die Atomkraft thematisiert.

Dem Rückblick auf die Vergangenheit zum Thema Kernenergie widmet sich der zweite Teil der Ausstellung, mit den vier westfälischen Atomstandorten Würgassen (Kreis Höxter), Hamm, Gronau und Ahaus (beide Kreis Borken) im Zentrum. Der Brennstoff steht dabei immer im Mittelpunkt, denn er ist sowohl Grundlage der Stromerzeugung als auch Ursache des gesellschaftlichen Konflikts um die Kernenergie. Anhand der vier Atomstandorte in Westfalen geht die Ausstellung der Frage nach, wie er hergestellt wird und was während der Stromproduktion und danach mit ihm passiert: In der Uranreicherungsanlage der “Urenco” in Gronau wird das Brennmaterial bearbeitet, im Atomkraftwerk Würgassen und in Hamm-Uentrop kam es in unterschiedlicher Form zum Einsatz. Im Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus wird der abgebrannte Brennstoff untergebracht, bis 2031 ein Standort für das Endlager feststehen und dieses bis 2050 eingerichtet werden soll.

“Klimawandel, der Beschuss des ukrainischen Kernkraftwerkes Saporischschja durch das russische Militär, Energieknappheit und Laufzeitverlängerung – lange wurde das Thema Atomkraft nicht mehr so kontrovers diskutiert wie in den letzten anderthalb Jahren”, sagt Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL-Museumsamtes Westfalen. Im dritten Teil der Ausstellung wird diesen aktuellen Debatten nachgegangen. Welche Auswirkungen hatten sie auf die Menschen und ihre Haltung? Hierzu können sich Besuchende in der Ausstellung äußern. Außerdem geht es um die Frage, was von der Geschichte der Kernenergie in Deutschland übrigbleibt. Innerhalb der interaktiven Station “Wissen bewahren zu Westfalen” können Besucherinnen und Besucher ortsbezogen Wissen hinterlassen und so gemeinsam Geschichte schreiben.

Zur Ausstellung wird in Kürze ein etwa 150-seitiger Katalog erscheinen, mit zahlreichen Abbildungen und weiterführenden Textbeiträgen. Er vertieft und erweitert die Themenbereiche und zeigt ausgewählte Ausstellungsobjekte. Der Katalog wird im Buchhandel und an den Ausstellungsstationen erhältlich sein. Darüber hinaus gibt es ein museumspädagogisches Begleitprogramm mit Führungen.

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