Kunstakademie Münster – Rundgang 2023

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Kunstakademie Münster lädt am 15. Juni zum diesjährigen Rundgang durch die Klassen. Dabei gilt das Motto: Auch der Weg ist ein Ziel!

Kunstakademie Münster – Rundgang 2023

Zum Rundgang durch die Klassen der Kunstakademie werden wieder tausende Besucher erwartet – Foto Kunstakademie Münster

Am 15. Juni startet der diesjährige Rundgang an der Kunstakademie Münster. Zur großen Jahresausstellung, auf dem sich die Klassen und Studierenden mit Gruppen- und Einzelarbeiten präsentieren, kommen jedes Jahr um die 10.000 Kunstinteressierte. Für einige Studierende sind die Vorbereitungen auf das große Ereignis dieses Mal aber noch etwas aufregender als sonst, denn sie verantworten in diesem Jahr die Kuratierung der Ausstellungsflächen außerhalb der Klassen.

Ein Rundgang für das ganze Haus

Schon zweimal gab es in den vergangenen Jahren rein studentische Kuratoren-Teams. In diesem Jahr aber haben sich die Studierenden besondere Ziele gesetzt: „Uns war es wichtig, dass ein Rundgang für das ganze Haus entsteht und möglichst viele Gruppen einbezieht“, berichtet Micael Gonçalves Ribeiro. Transparenz und Teilhabe waren dabei wichtige Stichwörter, die durch einen aufwendigen und offenen Organisationsprozess mit Leben gefüllt wurden. Dieser begann bereits im Herbst letzten Jahres mit einer großen Vollversammlung.

Kunstakademie Münster – Rundgang 2023

Ein Kuratorenteam konnte die freien Plätze bespielen und festlegen wer darauf ausstellen kann – Foto Kunstakademie Münster

Eine erste Gruppe von Studierenden versuchte dann, die Ideen, Kritiken und Wünsche in ein Konzept zu gießen. Die Organisation einer solchen Großausstellung besteht aber nicht nur in der Auswahl und Setzung von Arbeiten. Es bedarf vieler Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse. Schließlich kristallisierte sich ein festes Team von 16 Studierenden heraus, die sich dieser Herausforderung stellen wollten.

Großausstellung als offener Lernprozess – 150 Einzelpositionen

„Diese Erprobung, eine Großausstellung zu kuratieren und zu organisieren, ist ein ganz großer Lernprozess und eine große Chance für uns aber auch für alle Studierenden“ sagt Gonçalves Ribeiro. Lisa Nachtmans, ebenfalls Teil des Teams ergänzt: „Der Rundgang ist eben nicht nur eine Prestigeveranstaltung der Hochschule, die sich nach außen richtet. Der Weg dorthin und die internen Prozesse sind für alle Beteiligten mindestens ebenso wichtig.“

Kunstakademie Münster – Rundgang 2023

Der Ausstellungsraum der Klasse Löbbert zum Rundgang 2022 – Foto Kunstakademie

In einem ersten Schritt konnten sich alle Studierenden mit Arbeiten für die kuratierten Flächen bewerben. In mehreren Kolloquien wurden dann die Bewerbungen gemeinsam vom Organisations-Team und den Bewerbern diskutiert. „Es ging dabei nicht um Bewertungen, was ist gut, was ist schlecht und wir haben auch nichts rausgeschmissen“, erläutert Nachtmans, „sondern es ging zum Bespiel darum, was kann wie am besten realisiert werden, welche Arbeiten passen gut zusammen, um gemeinsam das Beste aus den Ideen herauszuholen.“ Ein Punkt mit großem Konfliktpotenzial ist in jedem Jahr die Frage, wer welche Fläche bekommt. Das Kuratoren-Team machte auch diesen Prozess transparent und bot den Studierenden Möglichkeiten zur Teilhabe. „Es können nicht alle ihre Wunschplätze bekommen, aber wir haben versucht, für alle eine gute Lösung zu finden. In manchen Fällen waren Studierende am Ende mit unseren Vorschlägen sogar glücklicher, als mit ihrem ursprünglichen Wunsch.“

Am Ende umfasst der Plan des Teams etwa 150 Positionen. „Das ist wirklich eine Menge“, sagt Ribeiro, „aber wir glauben, dass wir eine Setzung gefunden haben, die zu einer runden Ausstellung führt, in der die einzelnen Arbeiten immer noch den Raum haben, den sie brauchen. Sicher wissen wir es aber erst, wenn alles steht.“

Kunstakademie: Einblicke, Geheimnisse und Führungen

Noch ist vieles im Prozess, aber ein paar Einblicke in weitere Planungen des Teams gibt es dennoch: Auf den Außenflächen wird es in diesem Jahr mehr zu sehen geben, als noch im letzten Jahr, beim ersten Sommer-Rundgang der Akademie. Etwa 12 Arbeiten werden rund um die Akademie präsentiert, dazu kommen zwei Container, in denen Videos gezeigt werden. Auf dem Vorplatz des Casinos soll eine mobile Bühne Raum für ein tägliches „musikalisches und performatives Programm“ bieten. Dazu wurden auch befreundete externe Bands und Künstlern eingeladen; auch das gehört zum Verständnis des Teams, den Rundgang offener zu gestalten. Im Innenhof erwartet die Besucher „Skulpturales und Performatives“ und im neuen Filmstudio der Akademie soll ein „Kinoprogramm“ laufen mit abendlichen Künstlerengesprächen.

Eine Teilgruppe des Organisations-Teams wird zudem Kurator*innen-Führungen am Samstag und Sonntag jeweils um 11, 13 und 15 Uhr anbieten. Treffpunkt ist das Foyer im Hauptgebäude, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kunstakademie Münster – Rundgang 2023

Der Ausstellungsraum der Klasse Völker beim Rundgang 2022 – Foto Kunstakademie Münster

Wie bereits im letzten Jahr wird es auch einen „Soli-Flohmarkt“ gegeben organisiert von der Klasse Schmidt. Die Einnahmen werden an einen Fond der Freunde der Kunstakademie gespendet, mit dem dieser das Projekt “Art Students at Risk” unterstützt. Das Programm der Kunstakademie Münster ermöglicht es geflüchteten Personen ein künstlerisches Studium aufzunehmen bzw. ein solches fortzuführen.

Kunstakademie: Die Klassen

Die 13 Künstlerklassen der Kunstakademie zeigen in ihren Klassenateliers wie gewohnt entweder Einzelarbeiten ihrer Mitglieder oder konzeptuelle Gruppenarbeiten:

Die Klasse von Keren Cytter, Nachfolgerin von Daniele Buetti, präsentiert sich mit einer kuratierten Ausstellung von Einzelarbeiten.

„How to be human?” fragt sich die Klasse für Film, Video und neue Medien von Andreas Köpnick beim morgendlichen Blick in den immerhin noch analog verstaubten Spiegel: „Bin ich nichts anderes als ein CO2-freisetzender Miesling, der sich nur im eigenen Tinder-Profil in die Augen sehen kann oder ist das rettende Upgrade mittels biomorphischer Selbstoptimierung inklusive zuckersüßem K.I.-Voiceover und automatisch generierten Untertitel schon vollbracht?“

Die Klasse Cornelius Völker wird ausgewählte Malereien aus den letzten zwei Semestern präsentieren, kombiniert mit einer reduzierten Bodengestaltung, die dem Raum und der Hängung eine spezifische Atmosphäre verleiht.

Der Boden spielt auch in der Klasse von Michael Sistig, Vertretungsprofessor in der ehemaligen Klasse van Ofen, eine besondere Rolle. Die Klasse hatte sich in einem Workshop mit Fragen zur Klassengemeinschaft und zur gesellschaftlichen Relevanz von Kunst beschäftigt. Beim Rundgang zeigt sie nun eine gemeinschaftlich entstandene, flächendeckende Bodenmalerei, die mit ausgewählten Malereien korrespondieren wird. Im Zentrum steht der „Klassentisch“ als skulptural/installativ gestaltetes Objekt.

Die Klasse von Mariana Castillo Deball arbeitet aktuell an einem Projekt zusammen mit dem Archiv des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln und der Kuratorin Agustina Andrioletti. Während des Rundgangs wird sie eine erste Annäherung an die Sammlung des Museums präsentieren, in Form eines Labors und eines Kommunikationskanals. Über letzteren kann das Publikum Botschaften an die gelagerten Objekte senden und wahrnehmen, wie eine ethnographische Sammlung archiviert wird. In einem Versuch, das Museum zu dekolonisieren, soll seine innere Struktur untergraben und die Lücken dazwischen geöffnet werden.

Um Ausflüchte aus dem bzw. innerhalb des Alltags geht es in der Klasse „Kooperative Strategien“ von Irene Hohenbüchler. Ausgangspunkt des Projektes „EXIT“ ist „der irritierende Fluchtweg des Klassenraums über den Zwischenraum eines Fensters“.

Als loses Kollektiv befragt die Klasse von Aernout Mik die Erinnerung und ihre Verzerrungen. Materialbearbeitungen wie zu Bildern geknüpfte Wolle oder Fäden sowie beschriebener Stoff, produzieren neue „Core-Memories“. Darüber hinaus soll es noch „kleine Spiel- und Kampfperformances“ geben.

Die Klasse von Maik und Dirk Löbbert wird durch Bauzäune untergliedert werden; die Künstler reagieren mit ihren Arbeiten auf diese Situation.

Auch in der Klasse von Marieta Chirulescu wird es eine besondere Raumstruktur geben. Mit Tape abgeklebte Parzellen unterteilen die Klasse und werden von den Künstler*innen individuell bespielt.

Nach diversen gemeinschaftlichen Projekten in den letzten Jahren zeigt die Klasse Klaus Weber beim Rundgang 2023 wieder Einzelpositionen der Studierenden. Zwischen klassischer Bildhauerei, Fotografie und Film finden sich außerdem Rauminstallationen, Malerei, Text- und Audioarbeiten.

Um den erweiterten Malerei-Begriff geht es der Klasse von Julia Schmidt, weshalb es dort in diesem Jahr u.a. großformatige Textilarbeite zu sehen gibt.

Videos, Soundarbeiten, Performances und Installationen zeigt die Klasse von Nicoline van Harskamp.

Die Klasse von Suchan Kinoshita lässt sich noch nicht in die Karten schauen, aber sowohl für sie als auch für den Rundgang insgesamt gilt: Am besten live vor Ort selbst entdecken!

 

Bildlegende: 01: Aushang der Projekte/arbeiten und Raumplan; 02-04: Teil des kuratorischen Teams

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