Das Beffchen als Erkennungszeichen

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Das Beffchen ist zum Erkennungszeichen geworden: Zur bürgerlichen Tracht von Männern gehörte ab 1680 eine Halsbinde mit zwei auf die Brust herunterhängenden, nur wenige Zentimeter breiten Leinenstreifen. Das war jedoch nicht die Amtstracht eines lutherischen Pfarrers im Gottesdienst.

Das Beffchen als Erkennungszeichen

An dem speziellen Halskragen kann man den protestantischen Priester erkennen – Foto Pixabay

Erst seit dem 20. März 1811 gehört der Halskragen zum Dresscode der protestantischen Geistlichen. Das hat König Friedrich Wilhelm III. von Preußen per Erlass bestimmt. Ziel war es, dass Pfarrer, Rabbiner und Richter einheitliche Gewänder tragen und daran auch erkannt werden. Für evangelische Pfarrer hieß das: Dunkle Robe und weißer Halskragen. Mitgeliefert wurden damals sogar Schnittmuster für die Robe. Die orientierten sich an historischen Vorlagen, also an Gemälden von Martin Luther und Johannes Calvin. Zu tragen war die Robe (der Talar) bei Gottesdiensten und Amtshandlungen.

Teil der Amtskleidung war der prägende Halskragen. Der Name (lateinisch “biffa”) bedeutet zu Deutsch „Halsbinde”. Daraus hat der Volksmund das Beffchen gemacht. Ursprünglich waren die Beffchen so breit wie ein Lätzchen und als Schutz des Talars vor dem gepuderten Bart gedacht. Dieser Grund ist zwar entfallen, doch das Beffchen ist gekommen um zu bleiben.

Das liturgische Gewand eines evangelischen Pfarrers oder einer Pfarrerin ist durchaus auffällig. Am bodenlangen schwarzen Talar ist er oder sie schon von weitem als Amtsperson zu erkennen. Doch auch in den Details spricht dieses schlichte Gewand eine deutliche Sprache. Der weiße Kragen zum Talar, das sogenannte Beffchen, signalisiert inzwischen die Glaubensrichtung der kirchlichen Amtsperson.

Diesen „Geheimcode” der protestantischen Amtstracht kennt nicht jeder. Das weiße Beffchen ist in der reformierten, der lutherischen oder unierten Kirche unterschiedlich geschnitten.

Reformierte (link) tragen das liturgische Accessoire geschlossen, lutherisch (Mitte) ist der Kragen von oben bis unten geteilt und die unierte Tracht (rechts) liegt genau dazwischen, zur Hälfte geschlossen, zur Hälfte getrennt.

An diesem kleinen Stückchen Stoff ist erkennbar, mit welcher Glaubensrichtung man es zu tun hat. Um zu verstehen, was das bedeutet, sollten die geschichtlichen Hintergründe bekannt sein.

Die Lutheraner sind in ihrem Denken und Glauben den Reformatoren um Martin Luther und ihren Bekenntnisschriften verpflichtet, während sich die Reformierten auf Ulrich Zwingli und Johannes Celvin berufen. Die Unierten sind als drittes Bekenntnis aus dem Bemühen von Friedrich Wilhelm III. hervorgegangen, der in Preußen eigentlich Lutheraner und Reformierte vereinen wollte. Das ist ihm nicht gelungen. Stattdessen entstand ein unierter Stramm, der sich auf beide Bekenntnistraditionen beruft.

Am Beffchen hängt eine lange Geschichte. Es ist nicht nur ein Merkmal der inner-evangelischen Kirche, sondern zeigt zugleich die inner-evangelische Vielfalt.

In Teilen der Nordkirche (Hamburg, Lübeck und Stralsund) tragen viele Pastoren und Pastorinnen das weiße Wagenrad bei Gottesdiensten zum Talar. Diese Halskrause (Mühlsteinkragen) besteht aus etwa 200 kleinen Schleifen. Die Anschaffung und die Reinigung sind gegenüber einer schlichten Halsbinde deutlich teurer.

Römisch-katholische Priester und Diakone nutzen statt eines Beffchens das Kollar (lateinisch collare: Halsband). Das Kollar, auch römischer Kragen, Römerkragen oder Piuskragen genannt, ist der weiße, ringförmige Stehkragen, der von Klerikern getragen wird. Bei der Soutane wird das Kollar hinten zugeknöpft zu einem kragenlosen Hemd im schwarzen Kragen der Soutane getragen.

Das Kollar verselbständigte sich mit der Zeit zum Erkennungszeichen für katholische Geistliche.

Seit die Soutane den römisch-katholischen Priestern nicht mehr durchgängig als Alltagskleidung dient, kann stattdessen ein Kollarhemd zusammen mit schwarzer oder dunkler Kleidung getragen werden.

In der römisch-katholischen Kirche sind die Kleriker zum Tragen einer „geziemenden kirchlichen Kleidung“ verpflichtet. Die Deutsche Bischofskonferenz hat festgelegt, dass auf ihrem Gebiet in der Regel Oratorianerkragen oder das römische Kollar als kirchliche Kleidung der Geistlichen gelten.

Der Oratorianerkragen ist ein weißer gespaltener, spitzer Hemdkragen, der über eine schwarze knopflose Weste ragt. Der Name geht zurück auf die Priestergemeinschaft der Oratorianer im 16. Jahrhundert. Die Hausgemeinschaften des Oratoriums unterstützen in der Seelsorge, und mit engagierten Gläubigen versuchen sie, die Nöte der Menschen zu erkennen und das Nötige zu tun.

In Deutschland pflegen die regionalen Gemeinschaften des Oratoriums einen freundschaftlichen Kontakt untereinander. Zudem haben sie die Deutsche Föderation des Oratoriums gegründet. Diese Föderation dient der intensiveren Zusammenarbeit und organisiert regelmäßige Treffen der Mitglieder. Dabei bleibt jede Kongregation rechtlich selbstständig und regelt ihre Belange eigenverantwortlich. Es gibt weder einen Provinzial noch einen Generaloberen.

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