Der Kirchturm von St. Lamberti ist eine Kopie

Der Kirchturm von St. Lamberti in Münster aus dem Jahr 1888 ist eine Kopie des Turms vom Freiburger Münster. Der Neubau ersetzte einen baufälligen älteren Turm.

Der Kirchturm von St. Lamberti ist eine Kopie

Ein markanter Blick über den Prinzipalmarkt bis zu St. Lamberti – Foto Presseamt Münster/ MünsterView

Das mittelalterliche Freiburger Münster ist kunsthistorisch ein architektonisches Vorbild von großer Bedeutung. Vor allem im 19. Jahrhundert diente er als Vorlage für eine Vielzahl von neugotischen Turmvollendungen oder Turmneubauten.

Ein Münster (lat. Monasterium) ist dem Ursprung nach eine klösterliche Niederlassung. Der Begriff wurde später umgangssprachlich auch für größere gotische Kirchen genutzt, die kein Bischofssitz waren, sondern ein Dom.

Im Fall des Freiburger Münsters hat sich der Begriff Münster nach der Dom-Werdung durch die Einrichtung eines Bischofsitzes im Jahr 1827 als der Gebräuchlichere erhalten. Genau genommen ist das Freiburger Münster also seit 1827 ein Dom.

Für die St. Lamberti-Kirche stellt sich die Dom-Frage nicht, denn in Münster gibt es für die Bischöfe bereits seit dem Jahr 805 einen Dom.

Der Kirchturm von St. Lamberti ist eine Kopie

Der Kirchturm des Münsters in Freiburg ist gleich mehrfach kopiert worden – Foto Pixabay

Der Kirchturm des Freiburger Münsters, und damit seine Kopien, haben nahezu quadratische Grundrisse. Ihre Mauern sind fast ohne Durchbrüche. Sie werden ungefähr oberhalb des ersten Drittels der Gesamthöhe von der zwölfeckigen Sterngalerie umgeben.

Oberhalb der Galerie setzten sich die Türme als Achteck fort. Der achteckige Teil geht über in die sogenannte Laterne, die auch begehbar ist. Auf dieser Höhe sind die Türme bereits vielfach durchbrochen. Von deren acht hohen Spitzbogenfenstern geben vier den Blick über die Stadt und das Umland frei. Über der Laterne befindet sich der ebenfalls achteckige, filigrane und vielfach durchbrochene Turmhelm. Die Rippenbögen sind mit Krabben besetzt. Nach Fertigstellung des 116 Meter hohen Turms im Jahr 1330 gehörte er zu den höchsten Kirchtürmen der Welt.

Seine Ausdruckskraft gewinnt der Kirchturm durch die architektonisch vollendeten, wie spielerischen Übergänge von der viereckigen über die zwölfeckige zur achteckigen Form in den Turmhelm bis zur Kreuzblume auf der höchsten Spitze. Als Hauptbaumaterial wurde in Münster Baumberger Sandstein verwendet.

Mit dem Plagiat bewiesen die Münsteraner Geschmack. Allerdings hängen seit 1536 am Kirchturm von St. Lamberti drei Eisenkörbe, in denen die Leichen der Wiedertäufer-Anführer Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting ausgestellt waren.

Der Kirchturm von St. Lamberti ist eine Kopie

Der erste Türmerin auf St. Lamberti in Münster: Martje Salje –  Foto Münsterview/Tronquet

Ihre Zurschaustellung war nach der grausamen Hinrichtung als Mahnung „gegen den Abfall von der allein seligmachenden Kirche“ gedacht.

Am Kirchturm der St. Lambertikirche am Prinzipalmarkt rankt sich seit dem 3. September 2022 die 36 Meter hohe „Himmelsleiter“ der Künstlerin Billi Thanner empor. Dadurch ist Münsters Innenstadt um ein spektakuläres Kunstwerk reicher: Das bisher am Wiener Stephansdom zu bestaunende eindrucksvolle Kunstwerk, wird im Rahmen des münsterschen Schauraum-Festivals „Kunst und Kultur“ bis zum Herbst 2023 gezeigt, denn es soll auch den Weg durchs Friedensjahr weisen.

„Das filigrane goldene Gebilde lockt den Blick der Betrachter vom Prinzipalmarkt nach oben in den Himmel. Damit gibt es ihnen Raum für Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen“, so die Intention der Künstlerin.

Der Kirchturm von St. Lamberti ist eine Kopie

Aktuell ziert ein Kunstwerk, die sogenannte Himmelsleiter den Turm von St. Lamberti – Foto Presseamt Münster ( Tilmann Roßmöller

Die 33 Sprossen, die in den Himmel hinaufführen, sollen laut der in Wien geborenen Künstlerin für Tugenden wie Glaube, Liebe, Achtsamkeit und Dankbarkeit stehen. Insbesondere in Zeiten der Krise stelle die Himmelsleiter ein Symbol der Hoffnung dar, außerdem symbolisiere sie die Verbindung von Himmel und Erde.

Die Leiter sorgt für Staunen bei den Passanten – insbesondere, wenn sie bei Dunkelheit festlich leuchtet.

In der Turmstube auf dem Kirchturm von St. Lamberti versehen seit vielen hundert Jahren Türmer ihren Dienst. Erstmals urkundlich erwähnt wurde ein solcher Turmwächter 1383.

Seit Januar 2014 arbeitet die erste Frau auf diesem Posten. Die Türmerin Martje Thalmann hat Musik und Geschichte studiert. Die Münsteraner sind stolz auf ihre Türmerin und die lange Türmer-Tradition.

Der Berufszweig des Türmers entstand in den Städten des Hochmittelalters. Er entwickelte sich schnell zu einem eigenständigen Ausbildungsberuf. Die Hauptpflicht des Türmers war der Brandschutz, denn die Brandgefahr in den mittelalterlichen Städten war wegen der engen Bebauung besonders hoch. Das lag vor allen an der überwiegenden Holzbauweise sowie der Benutzung offener Feuer in Werkstätten, Küchen und zum Heizen. In diesem Umfeld waren die Türmer menschliche Feuermelder. Sie mussten durch Glockenläuten und ein Signalhorn auf Gefahren aufmerksam machen. Bei Feuer hängten sie eine rote Fahne in die Richtung, in der das Feuer brannte, nachts taten sie das mit einer Laterne.

Die Turmwächter wurden und werden traditionell von der Stadt und nicht der Kirche angestellt. Das gilt auch für Martje Thalmann Auch heute gehört es noch zu ihren Aufgaben, aus 75 Metern Höhe vom St. Lamberti-Kirchturm nach Bränden Ausschau zu halten und gesichtete Feuer sofort der Feuerwehr zu melden. Dieser Aufgaben kommt wegen des verbesserten Brandschutzes und der elektronischen Infrastruktur in der Altstadt kaum noch Bedeutung zu.

Die Hauptaufgabe der Türmerin ist das weit hörbare nächtliche “Tuten” mit dem Türmer-Horn. Zwischen 21 Uhr und Mitternacht erklingt es täglich jede halbe Stunde – außer dienstags. Das eingesetzte Türmer-Horn, ist, ein Nachbau des altehrwürdigen Horns aus dem 16. Jahrhundert. Das Zeitsignal wird in die vier Himmelsrichtungen getutet.

 

Comments

  1. Walter Eink meint

    Das Signal wird nur in drei Himmelsrichtungen geblasen, nach Osten nicht.

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