Hattingen kümmert sich ums echte Nett

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Hattingen und das Adjektiv „nett“ haben es seit dem 23. Juni 2023 offiziell ganz dicke miteinander. Gemeinsam mit der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist die Stadt erstmalig eine Wort-Partnerschaft eingegangen. Mit allem was dazu gehört: Feierliche Ansprache, Schild-Enthüllung, akademische Weihen.

Offizielle Schild-Enthüllung mit Bürgermeister Dirk Glaser, Hattingen Marketing Chef Georg Hartmann und Pressereferentin Susanne Wegemann - Foto Stadt Hattingen"

Offizielle Schild-Enthüllung mit Bürgermeister Dirk Glaser, Hattingen Marketing Chef Georg Hartmann und Pressereferentin Susanne Wegemann – Foto Stadt Hattingen”

Aus heiterem Himmel kam das nicht. Stadtverwaltung und Hattingen Marketing sind seit 2021 mit der Kampagne „Nettes Hattingen“ unterwegs. Dass daraus auch eine unterstützende Initiative wird, die sich der guten, positiven Bedeutung des Wortes nett verschreibt, ist nicht ganz so alltäglich, aber notwendig. So sehen es zumindest die Hattinger Initiatorinnen und Initiatoren.

Zitat aus der offiziellen ‘Bekanntgabe unserer Wort-Partnerschaft’: „In Zeiten von Höher, Schneller, Weiter sieht sich das Wort nett immer stärker in die Ecke gedrängt – mal diffamiert als kleine Schwester von „Sch…”, mal abgestempelt als Synonym für langweilig, fristet es ein trostloses Dasein. Offenbar reicht es heute nicht mehr, nur freundlich, verständnisvoll oder sympathisch zu sein. Insbesondere im Marketing wird propagiert, dass wir mehr wollen sollen. Mehr Wow, mehr Show, mehr große Geste. Nur, stimmt das? Im Grunde ist nett doch genau das, wonach wir uns alle sehnen. Wir möchten nette Menschen treffen, nette Orte entdecken, es uns einfach nett machen.“

Bürgermeister Dirk Glaser erläutert: „Mit der Wort-Partnerschaft zwischen der GfdS und der Stadt Hattingen möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die positive Bedeutung des Wortes nett wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Wir möchten, dass wir, wenn wir nett sagen, auch nett meinen.“

Symbolisch besiegelt wurde die Partnerschaft durch die Enthüllung eines provisorischen Schildes im Gewerbe- und Landschaftspark Hattingen vis á vis des LWL-Industriemuseum Henrichshütte. Dort steht das erste von zehn Schildern. Sie sollen die Wort-Partnerschaft in der ganzen Stadt sichtbar machen. Für Bewohnerinnen, Bewohner und natürlich auch Gäste. Gerade an touristisch netten Hattinger Flecken gibt es was Nettes über „nett“ zu lesen.

Nettes Gebäck, unter anderem für nette Hattinger Gäste - Foto Strzysz

Nettes Gebäck, unter anderem für nette Hattinger Gäste – Foto Strzysz

Das regt natürlich auch zum netten Philosophieren an, zum Beispiel über Wortbedeutungen und ihren Wandel. Dr. Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache zur wissenschaftlichen Begleitung der Hattingen Initiative: „Als uns die Anfrage erreichte, eine Expertise zur Herkunft und Verwendung von nett zu verfassen, freuten wir uns sehr darüber. In der Sprachberatung werden wir oft gefragt, ob man bestimmte Wörter noch ohne Bedenken verwenden kann. Die Tatsache, dass Hattingen dem Wort so eine große Aufmerksamkeit gewidmet hat, führte zur Wort-Partnerschaft. Wir zeichnen nun den Bedeutungs- und Sprachwandel nach, denn Worte entwickeln und verändern sich aufgrund gesellschaftlicher Ereignisse.“

Hattinger Schild mit offiziellem "Nett"- Statement - Foto Strzysz

Hattinger Schild mit offiziellem “Nett”- Statement – Foto Strzysz

An so einem Bekanntgabetag darf natürlich etwas ehrlich nette Euphorie nicht fehlen. Im Bürgermeister-Statement können Suchende fündig werden. Darin heißt es: „… Und wer weiß, vielleicht wird nett mit unserer Hilfe Wort des Jahres.“ So weit ist es noch nicht. Allerdings haben die Hattinger in Sachen nett schon was vorzuweisen. Die Kampagne „Nettes Hattingen“ ließ im Spätsommer letzten Jahres eine Wanderbaumallee durch die Stadt touren. Die Begrünung und Sitzgelegenheit diente zum Treffen und Verweilen. Um die Wanderbäume herum initiierten Bürgerinnen und Bürgern viele kleine Aktionen, an die sie sich gern erinnern, weil’s nett war und gut fürs Gemeinschaftsgefühl.

Fürs nette Pausieren: Handlicher Hattinger Liegestuhl - Foto Strzysz

Fürs nette Pausieren: Handlicher Hattinger Liegestuhl – Foto Strzysz

Der Sommer 2022 steht im Zeichen der „Netten Samstage“. „Die werden“, erläutert Georg Hartmann von Hattingen Marketing, „von den Ideen der Hattinger Händler und Gastronomen getragen. Zu drei festen Terminen überlegen sie sich kreative Aktionen und kleine Aufmerksamkeiten für ihre Kunden.“ Den Auftakt gab es am 18. Juni. Die nächsten „Netten Samstage“ sind am 13. August und 17. September. Das soll beim örtlichen Handel gegenseitige Unterstützung stärken und „im Handel neue Impulse zur Belebung der Innenstadt“ entstehen lassen.

Dass es die in Hattingen und anderswo braucht, ist eine nicht ganz so nette Tatsache in Zeiten voranschreitender digitaler Veränderungen. Da muss man sich was einfallen lassen. Hattingen geht da entschlossen nett zu Werke. Mehr zum Thema gibt es online bei www.nettes-hattingen.de.

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