Digitalisierung braucht Vielfalt als Erfolgsfaktor

Digitalisierung braucht Vielfalt als Erfolgsfaktor: Ein neuer Online-Check der FH Bielefeld zeigt Unternehmen, wo sie in Sachen Diversity stehen.

Digitalisierung braucht Vielfalt als Erfolgsfaktor

Eine Studie über die Unternehmen in der Region zeigt allerdings den Zusammenhang von Digitalisierung und Vielfalt in der Organisationsstrategie – Foto FH Bielefeld

Ist Vielfalt ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Digitalisierung? Davon sind Fachkräfte in Ostwestfalen-Lippe mehr überzeugt als Führungskräfte.

Eine Studie über die Unternehmen in der Region zeigt allerdings den Zusammenhang von Digitalisierung und Vielfalt in der Organisationsstrategie. „Vielfalt und digitale Transformation gestalten sich nicht von selbst“, sagt Prof. Dr. Swetlana Franken von der Fachhochschule Bielefeld. Sie leitete das Projekt Diversity 4.0, dessen Kern die Befragung bildet, die sich insbesondere an Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe gerichtet hat. Diversity 4.0 ist eins von acht Teilprojekten des it’s OWL Verbundvorhabens AWARE, an dem sechs Unternehmen, fünf wissenschaftliche Partner und eine Gewerkschaft beteiligt waren.

Ihr erster Tipp für Unternehmen für mehr Digitalisierung: „Es gilt, die Beschäftigten aktiv einzubinden und ihre Fähigkeiten bewusst für den digitalen Wandel im Unternehmen zu nutzen.“ Neben Personalerinnen und Personalern, Geschäftsführenden und Diversity- Verantwortlichen waren bei der Studie auch Führungskräfte gefragt, da sie eine besondere Rolle im Zuge der Gestaltung der Digitalisierung einnehmen.

Differenz zwischen Beschäftigten und Führungskräften

„Es ist von Bedeutung, ‚Awareness‘, also ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass im Zuge der sich wandelnden Organisation alle Beschäftigten einen Beitrag zur digitalen Transformation leisten können“, sagt Prof. Dr. Swetlana Franken.

Können ist das Stichwort: Allzu häufig bestehe eine Wahrnehmungslücke zwischen Beschäftigten und Führungskräften, wie die Ergebnisse der Befragung zeigen. Grundsätzlich bestehe eine Zustimmung sowohl bei Fach- als auch bei Führungskräften. Dennoch unterscheiden sich die Aussagen im Durchschnitt.

So denken Führungskräfte eher als Fachkräfte, dass die Organisationskultur von Fairness und Wertschätzung geprägt ist als die Beschäftigten.

Chefs sind weniger von Diversität überzeugt

Gleichzeitig sind Fachkräfte eher davon überzeugt, dass Diversität ein wichtiger Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Digitalisierung ist, als Führungskräfte. Eine solche Diskrepanz in der Wahrnehmung decke sich auch mit den Erkenntnissen aus anderen Studien.

Daher sollten diese Ergebnisse Anlass geben, das Thema Kultur verstärkt in den Fokus zu nehmen. Eine Kultur der Gleichstellung, die auch von allen Beschäftigten als solche erlebt wird, kann aber nur dann erreicht werden, wenn diese Lücke geschlossen wird und das Thema Kultur Führungspriorität erlangt.

Online-Tool als Vielfalt-Check

Prof. Swetlana Franken präsentierte kürzlich mit den Projektmitarbeiterinnen Regina Ihl und Lotte Prädikow aus der an der FH Bielefeld ansässigen „Denkfabrik digitalisierte Arbeitswelt“ die wesentlichen Erkenntnisse aus mehr als zwei Jahren Forschungstätigkeit. Als Kernergebnis stellten sie den „Vielfalt+ Check“ vor. Dabei handelt es sich um ein freizugängliches Online-Tool, welches Unternehmen und anderen Organisationen ermöglicht, eine Selbsteinschätzung in Hinblick auf Vielfalt und Inklusion in der eigenen Organisation vorzunehmen, Handlungspotenziale zu erkennen und bestehende Praktiken zu hinterfragen.

Grundlage des Checks bildet ein im Rahmen des Projekts entwickeltes Modell, das „Haus der Vielfalt“. Es zeigt die wichtigsten Handlungsfelder und deren Zusammenhänge bei der Förderung von Vielfalt auf. Die einzelnen Elemente wie vielfaltsorientierte Strategie und Kultur, Maßnahmen mit Blick auf die unterschiedlichen Beschäftigtengruppen, Personal- und Führungskräfteentwicklung sowie Vielfalt im Innovationsmanagement und bei der digitalen Transformation werden im Vielfalt+ Check abgebildet und durch Beispiele erläutert.

Im Ergebnis sieht man, in welchen Handlungsfeldern die eigene Organisation gut oder weniger gut aufgestellt ist, um die Digitalisierung voranzutreiben. Als weitere Hilfe zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen wurde zudem ein Leitfaden entwickelt, der Impulse, Good Practice- Beispiele und Erläuterungen zu den einzelnen Handlungsfeldern beinhaltet.

Ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung des Vielfalt+ Checks war auch die Verknüpfung der beiden Themen Vielfalt und digitale Transformation. „Die Verbindung stellt eine besondere Erweiterung des Checks gegenüber anderen Tools dar, die sich entweder auf das eine oder das andere Thema konzentrieren“, ergänzt Franken.

Die Projektverantwortlichen hoffen, mit dem Check dazu beizutragen, dass Unternehmen die Themen Vielfalt und digitale Transformation zukünftig gemeinsam denken und gestalten.

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