Sie kommen nicht nur aus Cuba – Cigarren werden auch in Ostwestfalen hergestellt. Der Tabakhandel und die Cigarrenproduktion und sogar der Tabakanbau haben in Westfalen eine lange Geschichte und werden bis heute noch in einigen wenigen Betrieben gepflegt. Auch alte Hansestädte hatten daran ihren Anteil, die Mitglieder der Westfälischen Hanse stehen heute in dieser Tradition.
Eng verbunden mit Tabak ist die Cigarrenstadt Bünde, die als das Zentrum der deutschen Tabakindustrie galt und auch heute die Heimat namhafter Cigarrenhersteller ist. Auch die Städte Herford, Lübbecke, Bad Oeynhausen und Löhne sind für ihre blühende Cigarrenherstellung bekannt gewesen. Aus dem ursprünglich als Heilstoff angesehen Tabak wurde im 19. Jahrhundert ein Genussmittel. Aus kleinen Handwerksbetrieben entwickelte sich binnen weniger Jahr eine globale Massenproduktion.
Hintergrund für diese Entwicklung war ein radikaler Strukturwandel in der Region, der durch die industrielle Fertigung von Geweben in England verursacht wurde. Viele handwerklich geschickte Menschen in Minden-Ravensberg suchten daraufhin dringend neue Erwerbsquellen. Im Vordergrund standen Heimarbeitsplätze, die von der Weberei auf das Drehen von Cigarren umstellten. Es wurden fast ausschließlich Rohtabake aus Übersee verarbeitet für die ostwestfälischen Cigarren – oft wurden jedoch Sumatra-Tabake aus Indonesien oder brasilianische Rohware verarbeitet. Die Import-Tabake konnten von Bremen günstig über die Weser hierher geliefert werden. Tabak aus deutschem Anbau wurde und wird von den ostwestfälischen Zigarrenproduzenten eher weniger eingesetzt.
1842 nahm begann Georg Meyer in Bünde mit der Cigarrenproduktion. 1843 folgte Tönnies Wellensiek, der allgemein als der Begründer der Bünder Cigarrenindustrie gilt. Schnell bildeten sich immer mehr Fabriken. Während der Blütezeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein Großteil der Bünder Bevölkerung in der Zigarrenindustrie beschäftigt. Ab Anfang der 50er Jahre setzte eine Zeit des Niedergangs für die Zigarrenindustrie ein. Heute produzieren das 1807 gegründete Unternehmen Arnold André und die 1909 gegründete August Schuster GmbH & Co KG noch in der einstigen Cigarrenmetropole das aromatische Rauchwerk.
Wie sich die Cigarrenherstellung in Westfalen entwickelte und wie es heute um ihn bestellt ist, lesen Sie in einem ausführlichen Artikel auf der Website der Westfälischen Hanse und in der Titelgeschichte der Westfalium-Herbstausgabe 2002. Einige wenige Exemplare dieses Heftes sind noch verfügbar – jetzt bestellen im Westfalium-shop
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