Honoré Daumier – Die menschliche Komödie

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Münster – Unter dem Titel „Die menschliche Komödie“ präsentiert das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster vom 2. Februar bis zum 28. April 2019 erstmals ausgewählte Grafiken Honoré Daumiers, die das Museum im September 2018 vom Münchner Sammlerehepaar Brigitte und Wolfgang Kames geschenkt bekommen hat. Hierunter befinden sich Szenen zum politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen, sowie Blätter aus den beliebten Serien der „Bänker“ und „Juristen“, die Daumier wie kaum einen anderen Berufsstand regelmäßig auf‘s Korn genommen hat. Den Abschluss des Ausstellungsparcours bildet die Grafikfolge „Antike Geschichte“, in denen Daumier die griechischen Götter und Helden vom Olymp auf die Erde herunterholt.

(von links nach rechts): Prof. Dr. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe und Kuratoriumsvorsitzende der Sparkassenstiftung Kunstmuseum Münster, Sammlerehepaar Walter und Brigitte Kames, Andrea Hagemann, Kaufmännische Leiterin des Picasso-Museums, und Museumsleiter Prof. Dr. Markus Müller mit der Lithografie „Honoré Daumier“ (1862) – Foto: Jürgen Peperhowe

Honoré Daumier (1808-1879) gilt als der wohl humorvollste Chronist des modernen Massenzeitalters. Mit der spitzen Feder des Karikaturisten beschreibt er überzeitliche, menschliche Schwächen, die heute ebenso aktuell sind wie im 19. Jahrhundert. Schon früh hat man Daumier das ruhmreiche Prädikat eines „Michelangelo der Karikatur“ verliehen. Über 40 Jahre lang veröffentlichte er seine Karikaturen in den französischen Satirezeitschriften „La Caricature“ und „Le Charivari“. So entstand über Jahrzehnte der fast täglichen zeichnerischen Auseinandersetzung mit dem politischen und kulturellen Geschehen ein fulminantes Gesamtwerk gigantischen Ausmaßes von 231 Gemälden, 826 Handzeichnungen und fast 4.000 Lithografien. Daumier wurde dabei zu einem „Künstler für Künstler“, einem von den Meistern der Moderne äußerst geschätzten Maler und Zeichner. Vincent van Gogh, Edgar Degas, Camille Pissarro und nicht zuletzt Pablo Picasso waren große Bewunderer und Sammler seiner Werke.

Honoré Daumier, Robert Macaire, Gespräch zweier Börsianer, 1840er Jahre, handkolorierte Lithografie

Gleichzeitig war Daumier nicht nur ein herausragender Künstler, sondern auch ein scharfzüngiger Kritiker der französischen Tagespolitik. Er wird zum pointierten Kommentator der Julimonarchie unter Louis-Philippe und des Zweiten Kaiserreichs unter Napoleon III., der 1848 den Thron besteigt. Daumier selbst war überzeugter Republikaner und seine an die Tausende zählenden Arbeiten gelten der Freiheit des Geistes und der Meinungsäußerung. Er bezog im politischen und sozialen Leben seiner Zeit Stellung und gab dem Aufschrei des Bürgertums eine Stimme. Der Künstler musste dabei schon früh den Preis für seine Ideale zahlen: Im Jahr 1832 wird er wegen Majestätsbeleidigung zu einer Geldstrafe und mehreren Monaten Gefängnishaft verurteilt. In einer Karikatur hatte er den „Bürgerkönig“ Louis-Philippe als monströsen, Geldsäcke verschlingenden Gargantua dargestellt.

Kunstmuseum Pablo Picasso Münster / Picassoplatz 1 / 48143 Münster
www.picassomuseum.de

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