Münster: Hintersinnige Gedanken eines Galeristen

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Der Autor, Claus Steinrötter, ist in Münster ein „weltberühmter Galerist“ und anerkannter Kolumnist. Als bekennender Spät-68er und notorischer Zweifler gibt er in seinen Kolumnen, Kommentaren und Kunstgeschichten Antworten auf schmerzlich fehlende Gesellschaftsfragen. Gerade erst hat Claus Steinrötter sein neuestes Buch im Verlag Coppenrath Münster veröffentlicht: “Der Vater des Erfolges war meine Mutter”. Darin sind seine schönsten Geschichten und blitzgescheiten Gedanken versammelt, die er als Zeitungskolumnist in den vergangenen Jahren veröffentlich hat. Eine ebenso erheiternde wie anregende Lektüre.

Gerade erst erschienen “Der Vater des Erfolgs war meine Mutter” von Claus Steinrötter

Wunderbar auch die Auswahl von Gedankensplitter, die er in unregelmäßigem Abstand bei Facebook zum Besten gibt. Dort hat er bereits eine vielköpfige Fangemeinde, die den verdrehten und doch zutreffenden Ideen begeistert folgt und sie genüßlich kommentiert. So beschreibt er: “Eine Mauer hat zwei Seiten” und stößt damit ein Nachdenken über ein Phänomen an, das aktuell überall auf der Welt eine Renaissance zu haben scheint. Mauern und Grenzen haben Hochkonjunktur. Oder wie wäre es mit der überraschenden Erkenntnis: “Wer an Höhe verliert gewinnt an Tiefe!”

Galerist Claus Steinrötter in der aktuellen Ausstellung mit ausgewählten Kunstwerken aus der Deilmann- Stiftung – Foto: Jörg Bockow

Claus Steinrötter ist ein exzellenter Beobachter, der die Phänomene unserer Zeit mit frappierender Klarheit und brillanten Formulierungen beschreibt. Seine Zeitgenossen nimmt er gerne beim Wort und spießt ihre Verhaltensweisen auf wie ein Schmetterlingssammler seine Fundstücke. Bei seinen Beschreibungen nimmt er kein Blatt vor den Mund. Präzise, unverblümt und doch herrlich verdreht sind seine Formulierungen. Aus seiner Ablehnung des Mannes mit dem urinfarbenen Haarschopfes macht er keinen Hehl: Beim Thema Politik teilt Claus Steinrötter mit klarer Kante aus.

Als Kolumnist weiß Claus Steinrötter sich mit seiner Sprache zu beschränken. Er ist ein Meister des kurzen Formates. Da ist kein Wort zu viel. Er folgt dem Ratschlag eines jeden Stillehrers: “In der Kürze liegt die Würze”. In seinem Kurzvorwort gibt er denn auch dem Leser den Ratschlag mit auf den Weg: Man könnte bei seinen Gedanken auch an einen Suppenwürfel denken, den man beliebig aufgießen und mit Zutaten versehen kann. Eine Kraftbrühe sind sie allemal.

Das liebevoll ausgestattete Buch mit seinem knallrotem Vorsatz und einem roten Lesebändchen ist wie eine Collage angelegt, die dem Leser überraschende Assoziationen bietet und ihn zum Mit- und Weiterdenken ermutigt. Die skurrilen Zeichnungen des Künstlers Carsten Weitzmann sind weniger Illustrationen denn fantasiereiche Kommentare. An dieser Mixtur mag man sich kaum sattsehen und die philosophisch angehauchten Geschichten eignen sich zum Vorlesen, Nachdenken und zum erneuten Nachlesen. Undbedingt empfehlenswert!

Und ein persönliches Geschenk zu Weihnachten ist das Buch allemal. Man kann es überall dort beziehen, wo es gute Bücher gibt oder es direkt in der Galerie Claus Steinrötter erwerben. Dann gibt es unter Umständen sogar eine sinnige Widmung vom Autor selbst. Nebenwirkungen bei den Gedanken mit Hintersinn und kleinen Widerhaken sind dabei allerdings nicht auszuschließen! (Jörg Bockow)

Claus Steinrötter: Der Vater des Erfolgs war meine Mutter – Kolumnen, Kommentare, Kunstgeschichten, Coppenrath Verlag, Münster 2018, 16,80 Euro

 

 

 

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