Meppen – Auch im Zeitalter von Massenware und 3-D-Druckern faszinieren viele Menschen noch die alten Handwerkskünste. Vor der industriellen Revolution im Mittelalter bestimmten diverse Zünfte das Wirtschaftsleben – heute sind viele dieser Handwerksberufe so gut wie ausgestorben. Im Emsland in der deutsch-niederländischen Grenzregion gibt es noch einige Menschen, die das alte Traditionshandwerk aufrechterhalten – sei es die Kunst des Blaudrucks, das Binden von Büchern oder auch das Schmiedehandwerk. Margret Heinicke, Heide Suhl und Frauke sowie Peter Lucas ist dabei eines gemeinsam: Die Freude daran, ihren Beruf oder ihr Hobby als Berufung zu sehen. Unter www.emsland.com finden sich Informationen zu den kunsthandwerklichen Betrieben in der Grenzregion.
Leidenschaft in weiß-blau
Ganz klein fing es an bei Margret Heinicke in Aschendorf: Auf einem Flohmarkt erstand sie 1999 für fünf D-Mark das erste Model, ein von einem Formenstecher oder Holzschneider hergestellte Schablone für den Blaudruck. Diese Technik für den Stoffdruck kam im 16. Jahrhundert aus Indien über die Niederlande und Belgien nach Deutschland. Das aufwändige Verfahren brachte nach mehreren Arbeitsschritten kunstvolle weiße Muster auf blauem Hintergrund hervor. Früher wurden daraus meist Frauenkleider genäht; heute stellt Margret Heinicke Tischdecken, Kissenbezüge oder Lavendelsäckchen her. Im Positivdruckverfahren bedruckt sie vorzugsweise Leinen, ganz nach alter Tradition.
Allerdings benutzt sie neben dem klassischen Blau weitere Farben, passend zur Jahreszeit. Auf Kundenwunsch fertigt die gelernte Schneiderin gerne Stoffe an. In der Werkstatt hat sich mittlerweile eine regelrechte Sammlung an Modeln angehäuft – einige bekam sie im Laufe der Zeit von Freunden geschenkt, einige ließ sie nach ihren Vorstellungen anfertigen. Auch ist sie immer noch gerne auf Flohmärkten unterwegs. Ihre Werke können auf Märkten in ganz Niedersachsen – wie zum Beispiel beim „Advent auf Schloss Clemenswerth“ – bewundert und erworben werden; auch gibt sie Kurse. Übrigens: Das Blaudruckerhandwerk wurde von der UNESCO für Deutschland im Jahr 2016 in die Liste des „Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen. Wer sich nach den Aussteller-Terminen auf Märkten erkundigen oder einen schönen Stoff erwerben will, erreicht Margret Heinicke unter Tel.: 04962-862.
Altes Handwerk des Buchbindens
Heide Suhl aus Hüven ist Buchbinderin aus Leidenschaft. 2005 hat sie sich mit ihrer Werkstatt in einem Holzhaus gegenüber der Kirche in Hüven selbstständig gemacht. Wie sie zu dem heute eher ungewöhnlichen Beruf kam? „Ich wollte etwas handwerkliches, aber keinen der gängigen Berufe machen“, erzählt sie. „Bei der Recherche bin ich auf Buchbinderin gestoßen.“ Im Frühjahr steht das Prägen von Namen in Gebetbüchern für Kommunionkinder an, außerdem lassen Rechtsanwälte, Steuerberater oder auch Uniabsolventen Fachzeitschriften, Gesetzesblätter oder ihre Bachelorarbeit zu Büchern binden. „Ich komme dann ins Spiel, wenn es um Einzelstücke und Kleinstauflagen geht. Zum Beispiel bei Reparaturen von alten Büchern. Oder bei Sonderarbeiten wie Gästebücher“, erklärt die Buchbinderin, deren Beruf auch geliebtes Hobby ist. So probiert sie oft in ihrer Freizeit alte Techniken aus. Ein Projekt: ein Beutelbuch, also ein in einem Lederbeutel eingearbeitetes Buch mit einer Schlaufe, die früher von Mönchen am Gürtel getragen wurden. Ein Großteil der Kunden bringt die Bücher direkt bei ihr vorbei, gerne unter vorheriger Kontaktaufnahme unter Tel.: 05952-9681283.
Jedes Stück ein Unikat
Frauke und Peter Lucas, Goldschmiedegesellin und Goldschmiedemeister, betreiben eine Schmiede in Beesten. Seit vielen Jahren werden hier Edelmetalle gestaltet und in die schönsten Formen gebracht. Ein Fokus liegt auf der Herstellung von Messern und Objekten, beispielsweise Schmuck für den Garten. In eigener Werkstatt geschmiedet, mit Elementen aus Holz und Glas, entstehen Rosenbögen, Rankgitter, Gartentore, Feuerkörbe und vieles mehr. In der kleinen Messermanufaktur werden neben feinen Taschen- und Sammlermessern auch Gebrauchsmesser mit Jagdklingen oder Schnitzmesser gefertigt, auf Wunsch mit handgeschmiedeten Damastklingen, besonderen Hölzern und Edelsteinen. Auch Schmuck stellen Frauke und Peter Lucas her. Jedes Stück ist ein liebevoll und sorgfältig hergestelltes Unikat. Seminare werden auf Anfrage gerne gegeben (www.lucas-schmiede.de).
Über das Emsland
Das Emsland erstreckt sich über 2.880 Quadratkilometer von der nordrhein-westfälischen Landesgrenze bei Rheine bis zur Grenze Ostfrieslands bei Papenburg und ist damit flächenmäßig größer als das Bundesland Saarland. Rund 1.000.000 Urlauber verzeichnet das Emsland jährlich, die meisten von ihnen sind Radwandertouristen und Familien. Die Region bietet mit über 3.500 Kilometern ein ausgeprägtes Radwegenetz entlang der Flussläufe von Ems und Hase, Moore und Wälder, aber auch zahlreiche Bauern- und Ferienhöfe, die als besonders familienfreundlich zertifiziert sind.
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