Geschichte eines großen westfälischen Klosters

Print Friendly, PDF & Email

Paderborn – Am 14. Februar 1016 konnte der Paderborner Bischof Meinwerk die erste Kirche eines neuen Klosters weihen. Der Bischof hatte König Heinrich II. 1014 zur Kaiserkrönung nach Rom begleitet.  Auf dem Rückweg nimmt er einen Umweg über Burgund und wirbt im größten Kloster der Christenheit in Cluny um Mönche zur Gründung eines Benediktinerklosters in Paderborn. 13 Mönche begleiten den Bischof nach Westfalen. Eine Klosterregel, Gesangbücher und etwas Essen sind der Grundstock für das Vorhaben. Man beginnt mit dem Bau einer Kapelle. Was mit einer winzigen Kirche beginnt, mündet in einem der größten und wichtigsten Klöster Westfalens. Im Jahr 1032 wird eine riesige Klosterkirche nach dem Vorbild der römischen Basiliken geweiht, 1036 wird Bischof Meinwerk dort in der Krypta bestattet. Die Kirche ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Im Paderborner Sprachgebrauch hat sich bis heute aber der Name Abdinghof durchgesetzt, den die Sprachwissenschaftler von „Hof des Abtes“ ableiten, ein Zeichen für die Bedeutung der Güterwirtschaft des Klosters.

Spielzeugpferdchen aus dem Abdinghof, 13. Jh. Stadtarchäologie Paderborn - Foto: LWL/Sven Spiong

Spielzeugpferdchen aus dem Abdinghof, 13. Jh. Stadtarchäologie Paderborn – Foto: LWL/Sven Spiong

Entscheidend für den Aufschwung wird die großzügige Ausstattung mit Gütern durch den Bischof, der in seiner Gründung bereits seine Grablege plant. Meinwerk schenkt Güter aus dem Besitz seiner Familie, erwirbt Schenkungen vom König und von lokalen Adeligen für das Kloster. Die Besitzungen erstrecken sich von den Niederlanden bis nach Niedersachsen.

Die im 12. Jahrhundert verfasste Vita des Bischofs beschäftigt sich intensiv mit den Schenkungen. Die Päpste Eugen und Lucius III. bestätigen die Besitzungen des Klosters und sicherheitshalber fälschen die Mönche 100 Jahre nach dem Beginn eine Gründungsurkunde auf Kaiser Heinrich II.

Im Spätmittelalter erscheint das Kloster reformbedürftig. Die Mönche haben Besitz, eigene Wohnungen sind nicht ausreichend gebildet, alles Dinge, die nicht der Benediktinerregel entsprechen. Nur unwillig schließt sich der Konvent im späten 15. Jahrhundert der Reformbewegung des Klosters Bursfelde an der Weser an, mit einer Rückbesinnung auf die Ideale des Ordensgründers. Nicht nur spirituell sondern auch wirtschaftlich waren diese Reformen erfolgreich. Das Kloster stattet sich neu mit Altären, liturgischen Geräten und zahlreichen liturgischen Handschriften aus, die in der Ausstellung zu sehen sind. Der Abdinghofer Abt Leonard Ruben wird im frühen 16. Jahrhundert Vorsteher des gesamten Verbandes der Bursfelder Kongregation.

Das Turmreliquiar der Benektinerabtei Gerleve. Billerbeck, Benediktinerabtei Gerleve - Foto: P. Bartholomäus Denz OSB

Das Turmreliquiar der Benektinerabtei Gerleve. Billerbeck, Benediktinerabtei Gerleve – Foto: P. Bartholomäus Denz OSB

Im Süden der Kirche lag der Kreuzgang mit der Klausur und großen Klostergebäuden, auf denen sich heute der Neubau der Stadtverwaltung aus der Nachkriegszeit erstreckt. Ein Infirmarium, eine Krankenstation, für die Mönche gehört ebenso dazu, wie ein Hospital für außerklösterliche Patienten. Ein Arzneibuch mit zahlreichen Rezepten aus der Apotheke des Klosters aus der Zeit um 1500 ist erhalten geblieben. Auch wenn nicht jedes Rezept zu empfehlen ist, ein eindrucksvolles Zeugnis der Tätigkeit der Abdinghofer Mönche.

Der wieder eingezogene Wohlstand führt zu zahlreichen neuen Anschaffungen in der Barockzeit. Altarbilder, sakrale Gegenstände wie Kelche, Priestergewände, Gemälde der Äbte, eine Gemäldegalerie mit Bildnissen wichtiger Heiliger für das Kloster wurden in Auftrag gegeben und gekauft.

Die Säkularisation beendet nach 1803 die Klostergeschichte. Preußisches und französisches Militär nutzen die Gebäude.  Die Reformation hatte im Abdinghofkloster kaum Spuren hinterlassen. Mit den Preußen kommen im 19. Jahrhundert evangelische Christen in größerer Zahl nach Paderborn. Sie erhalten 1866 mit Unterstützung des preußischen Königs die Abdinghofkirche als ihr Gotteshaus, das es bis heute geblieben ist. Im frühen 20. Jahrhundert lassen Gemeinde und die Preußen die Kirche vollständig durch den Maler Ernst Christian Pfannschmidt ausmalen.  Die eindrucksvollen, großformatigen Entwürfe des Künstlers haben sich erhalten und sind in einem zweiten Ausstellungsteil in der Abdinghofkirche zu bewundern. Die Zerstörungen des 2. Weltkrieges vernichten auch die Wandbemalungen. Restaurierung und Wiederaufbau erfolgen nach dem Krieg in bewusst schlichten Formen.

Diese Stationen der Abdinghofer Geschichte werden in der  Kooperationsausstellung des Museums in der Kaiserpfalz (LWL) und der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn – Abdinghof, in Zusammenarbeit mit dem Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn beleuchtet.

Speak Your Mind

*