Nach Auffassung der linken Gestaltungsmehrheit im Rat der Stadt Münster genießt der Bau von zwei Hallenbädern höchste Priorität. Der Stadt Münster stand das Wasser finanziell ohnehin schon bis zum Hals und das verheerende Hochwasser 2014 sorgte dafür, dass die Schuldenwoge vollends über den städtischen Haushalt schwappte. Das ficht die Mehrheitsbeschaffer im Rat nicht an. Angesichts der haushaltrechtlichen und klimatischen Bedrohungslagen müssen die Bürger unbedingt schwimmen lernen und Gelegenheit zu wohnungsnahen Nachschulungen bekommen.
Für Rumpelstilzchen wäre die Finanzierung der Hallenbäder kein Problem gewesen, denn es konnte aus Stroh Gold machen. Aber anders als die Müllerstochter, würde die Gestaltungsmehrheit für die Verwirklichung ihrer Träume kein Halsband und keinen Ring opfern, sondern die Clemens- und die Dominikaner-Kirche.
Doch die beiden Kirchen sind unveräußerliches Kulturerbe der Stadt. Was die Nachkriegsgeneration unter großen Opfern wieder aufgebaut hat, darf nicht für ein Linsengericht verscherbelt werden. Die Bibel erzählt eine vergleichbare Geschichte: „Als Esau eines Tages hungrig vom Feld kommt, verkauft er sein Erstgeburtsrecht an Jakob für ein Linsengericht.“ Das war um 1850 vor Christus in Kanaan.
Münster bleibt ein Linsengerichts-Deal erspart, wenn der Rat eine Teilwertabschreibung auf die beiden Kirchen beschließt. Dadurch erhöht sich zwar der ausgewiesene Verlust im Haushalt. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn im Ergebnis führt die Sonderabschreibung zu niedrigeren Zahlungen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs. Das ersparte Geld könnte beispielsweise in den Ausbau der Kitas fließen.
Vielleicht findet der Wirbel ein versöhnliches Ende, wenn der Rat die beiden Kirchen in eine Stiftung oder eine gemeinnützige Zweckgesellschaft ausgliedert. Damit käme über steuerlich abzugsfähige Spenden Geld für die Unterhaltung der Gotteshäuser in die Kasse. Auch wäre eine Kapitalbeschaffung durch den Verkauf von Spenden-Bausteinen denkbar. Mit dieser legalen Vermögensumschichtung ließe sich der Bildersturm auf die Clemenskirche vielleicht doch noch abwenden.
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