Helmut Kohl hat mit dem Journalisten Heribert Schwan mehr als 600 Stunden über sein Lebenswerk gesprochen. Dabei ist er mit Weggefährten schonungslos umgegangen. Wer jedoch mit einer rückhaltlosen Aufklärung der Bimbes-Affäre gerechnet hat, wird bitter enttäuscht. Kohl hatte den Spendern sei Ehrenwort gegeben, dass er ihre Namen nicht nennt. Dieses Versprechen brach er auch in seinen Memoiren nicht.
Für Helmut Kohl gehörten Macht und Geld untrennbar zusammen. Er gründete seine Hausmacht darauf, dass er Gefallen gewährte und zu gegebener Zeit einforderte. Die Gefälligkeiten in Koffern oder Briefumschlägen zu übergeben, war ganz normal. Die unauffälligen Transportmittel erleichterten die Diskretion und die Mobilität der Zuwendungen.
Bereits John Maynard Keynes, der Begründer der Liquiditätstheorie, wusste: „Geld regiert die Welt.“ Für den Alt-Bundeskanzler war es ganz normal, dass führende Politiker zur besseren Wahrnehmung ihrer Aufgaben größere Barspenden benötigen. Ein Grundsatz des obersten CDU-Geldbeschaffers lautete: „Wem so viel Bares widerfährt, dem sei’s ein Ehrenwort wohl wert.“ Dieses Motto verpflichtete ihn nach der Eigengesetzmäßigkeit des Pfälzer Landrechts zu beharrlichem Schweigen. Als Oggersheimer Schweigemönch nahm er in Kauf, dass sich der mit der Aufklärung befasste Bundestagsausschuss und die Bürger verkohlt fühlten. Spätestens seit der Bimbes-Affäre stehen Kohl, Kohle und verkohlen in einem engen Zusammenhang.
Die CDU-Mitglieder wählten „Bimbes“ zum Unwort des Jahres 1999. Dieser Begriff, den Helmut Kohl für die erhaltenen Bar-Spenden verwendete, stammt aus dem Rotwelschen, einer Geheimsprache von gesellschaftlichen Randgruppen. „Rot“ bedeutet „Bettler“ und „welsch“ signalisiert „schwer verständlich“. Entsprechend kauderwelsch klangen die Erklärungsversuche führender CDU-Politiker im Rahmen der Spendenaffäre.
Die externe Prüfung der versehentlich noch vorhandenen Bankbelege ergab, dass das Geld auf der hohen Kante in der Schweiz nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Bimbes-Buchführung (GoBB) nur rudimentär erfasst wurde. Damit wollte sich der Bimbes-Kanzler in der Spendeneinwerbung deutlich von Benefizveranstaltungen abheben, bei denen die Spendernamen am unteren Bildschirmrand eingeblendet werden.
Ein neutraler Wirtschaftsprüfer ermittelte den Erfolg der Sammlungsbewegung per Vermögensvergleich, unter Beachtung des international anerkannten Prinzips der Rechnungs(ver)legung. Danach werden Spenden nach ihrer Verwendung (Aktiva) und ihrer Herkunft (Passiva) unterschieden. In diesem Kraftfeld stellt lediglich der Koffer als Datenträger einen gewissen Unsicherheitsfaktor dar. Der Mut zur Lücke in Millionenhöhe war tolerierbar, weil er erhebliche Strafzahlungen an die Bundeskasse sparte.
Kohls geschasster Biograf Heribert Schwan hat in seinem Buch „Vermächtnis –Die Kohl-Protokolle“ ausgepackt. Doch die Spendernamen bleiben Kohls historisches Geheimnis.
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