Perspektiven für eine bessere Welt

Print Friendly, PDF & Email

Westfalen – Machen wir uns nichts vor! Die Zeichen stehen nicht gut. Mancher meint gar, die Welt sei nicht mehr zu retten: Bevölkerungsexplosion, Klimawandel und Finanzkrise sind die Stichworte, die einem aktuell Angst und Bange machen. Professor Dr. Dr. Franz Josef Radermacher (Vorstand und C4-Professor für „Datenbanken und Künstliche Intelligenz“ an der Universität Ulm) will sich davon allerdings nicht schrecken lassen.

Er sieht mit Verweis auf die technischen Möglichkeiten, die Innovationsfähigkeit sowie die emotionale Intelligenz des Menschen und seiner ethischen Verantwortung gute Gründe dafür, dass es die Welt noch einmal schaffen kann – wenn die Menschen denn die richtigen Schlüsse ziehen und dann auch danach handeln. Konsequent und nachhaltig. Franz Josef Radermacher ist angetreten, seine Zuhörer wach zu rütteln und ihnen zugleich Mut zu machen. Es ist noch nicht zu spät, beteuert Radermacher. Egoismus oder Fatalismus sind aber die falschen Wege. Es gilt Verantwortung zu übernehmen. Hier und Jetzt. Selbst mit kleinen Schritten.

Der Ball liegt bei den Zuhörern, die die Botschaft verstanden haben: Professor Franz Josef Radermacher mit seinen rotarischen Freunden in Coesfeld. Foto:

Der Ball liegt bei den Zuhörern, die die Botschaft verstanden haben: Professor Franz Josef Radermacher mit seinen rotarischen Freunden in Coesfeld. Foto: Anne Steiffoff-Dold

Der bekannte Zukunftsforscher Radermacher war am 8. April geladen, um in der Bürgerhalle Coesfeld “Perspektiven für eine bessere Welt” aufzuzeigen. Gut 500 Zuhörer waren auf Einladung der Rotary Clubs Coesfeld-Baumberge und der Rotary Clubs des Westmünsterlandes gekommen, um sich den Kopf waschen zu lassen und konkrete Hinweise sowie Handlungsanweisungen zu bekommen, was man denn angesichts der Krisensituation auf der Erde tun könne. Gefragt ist jeder Einzelne. Ausreden helfen nicht. Radermacher ist permanent als  Analytiker, Motivator und nicht zuletzt als Prediger unterwegs, um zu erklären: Think global, act local!

In seinen brillanten Vorträgen landet Radermacher vorzugsweise beim von US-Politiker Al Gore initiierten “Global Marshall Plan” („Wege zum Gleichgewicht – Ein Marshall Plan für die Erde“). Dies ist eine wichtige Initiative, die weltweit immer mehr Menschen und Organisationen verbindet. Sie sind unterwegs, um an vielen Stellen etwas zum Wandel zu bewegen und Zeichen der Hoffnung zu setzen. Dabei geht es darum, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In Coesfeld appellierte der Rotarier Franz Josef Radermacher stattdessen an seine rotarischen Freunde, um sie an die konkreten und handfesten Möglichkeiten der rotarischen Bewegung zu erinnern. Er zeigte auf, dass vor allem die Hilfsprojekte der RFPD (Rotarian Action Group for Population & Development) auf einem richtigen Weg sind. Denn an vielen Stellen der Welt ist RFPD  selbstlos und vor allem mit finanziellen Mitteln engagiert, um Gutes zu tun und wirklich etwas zu verändern. “Das sollten wir weiter voran treiben”, rief Radermacher seinen Zuhörern entgegen.

Mit brillanten Überlegungen wusste er seinen Zuhörer zu überzeugen: Die Schere von Arm und Reich darf nicht weiter auseinandergehen. - Foto:

Mit brillanten Überlegungen wusste er seinen Zuhörer zu überzeugen: Die Schere von Arm und Reich darf nicht weiter auseinandergehen. – Foto: Anne Steifoff-Dold

Das größte Übel sieht Radermacher in der sozialen Ungleichheit in der Welt – in der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich. Denn die rasant wachsende Bevölkerung auf unserem Planeten ist eine Folge dieser Kluft und den trostlosen Lebensbedingungen besonders in den ärmsten Ländern der Welt, die ohne unser Engagement nicht besser, sondern eher schlechter werden, nicht zuletzt weil wir diese Länder und die Menschen dort durch unsere Lebensweise und unseren Lebensstandard schlichtweg weiter ausbeuten – gemeint sind vor allem Bangladesch, Pakistan und nicht zuletzt Indien. “Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen dort Bildung und Arbeit bekommen, um die Chance auf eine lebenswerte Zukunft zu bekommen.” Eine Herkulesaufgabe – aber sie ist unabweisbar! Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit oder der Moralität, sondern vor allem eine humanitäre und ökonomische Notwendigkeit, um mittelfristig die Zahl der Menschen nachhaltig wieder zu verringern, kriegerischen Auseinandersetzungen vorzubeugen und auch unsere endlichen Ressourcen nicht weiter auszubeuten. Die Chance ist da: Die Reichen und Superreichen müssen dafür abgeben – viel abgeben (!!!), um die Not zu lindern und vor allem die Armen zu befähigen, selbstbestimmt leben zu können. Übrigens: Hier wie dort. Daran führt kein Weg vorbei.

Im Anschluß an seinen Vortrag, der bei den Zuhörern durchaus die Köpfe rauchen ließ, stellte sich Radermacher einer angeregten Diskussion. Immer wieder glänzte er dabei durch ebenso schlagfertige wie nachdenkliche Antworten, die nur selten dem Publikum nach dem Munde redete. Plattitüden und Gemeinplätze sind seine Sache nicht. Radermacher spricht Klartext.

Radermacher vertrat dabei als Zukunftsforscher, Ökonom und Mitglied des Club of Rome durchaus unbequeme Wahrheiten. Als beispielsweise die Sprache auf den Mindestlohn in Deutschland kam, schlug Radermacher mit brillanten Überlegungen jeder wirtschaftsliberalen Position die vermeintlichen Argumente aus der Hand. Dass es der Markt schon von sich aus und alleine richten werde, entzauberte er als interessengeleitete Position, die den wahren Verhältnissen auf dem Markt Hohn spricht. “Der Mindestlohn muss kommen, damit alle eine auskömmliche Arbeit haben und in Selbstbestimmung und Würde überhaupt am Markt teilnehmen können.”

Aus jedem Anwurf und jeder Frage des Publikum entwickelte Radermacher in schlüssigen Ableitungen seine Kernbotschaft: Alle Menschen haben das gleiche Recht auf Bildung und auskömmliche Arbeit. Wer sich nicht aktiv und mit voller Kraft daran beteiligt, auf der Welt die Ungerechtigkeiten und die Armut zu beseitigen trägt Mitschuld – denn er hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden.

Dass Radermacher nicht nur argumentativ voran ging, kann man auch daran ableiten, dass er sein Honorar der gemeinsamen Sache spendete. So etwas nennt man vorbildlich. Und jetzt sind Sie dran!  (Dr. Jörg Bockow)

www.rfpd.de

 

 

Speak Your Mind

*