Westfalen – Sie sind offen, unverblümt und mitunter provozierend direkt: die neuen Gemälde des russischen Malers Alexander G. Zakharov sprechen eine offene Sprache. Sie entspringen einem „erotischen Sinneswandel“, so auch der Titel der Ausstellung. Vom 8. März bis zum 27. April werden mehr als 40 teils großformatige Arbeiten in der Rudifredlinkegalerie in Münster-Wolbeck ausgestellt.
Die in Mischtechnik entstandenen Werke faszinieren durch ihre stürmischen Farbsensationen. Aus ihnen spricht eine tiefe Sehnsucht. Sie greifen die melancholische Atmosphäre seiner unendlichen Landschaften auf und transzendieren sie in vieldeutige Beziehungsbilder.
Mal prall und drall, mal schlank und rank: Meist posieren selbstbewusste Frauen in kesser Wäsche, in Schwarz, Rot und auf jeden Fall sexy. Ins Auge springen ihre frivolen Dessous, martialisch anmutende Lederstiefel, schwindelerregende High Heels sowie nadelspitze Stilettos. Die Frau in den sinnlichen Gemälden von Alexander G. Zakharov ist vor allem Weib. Selbstbewusst, herausfordernd und verführerisch. Sie weiß, was sie tut – und sie weiß, was sie will.
Zakharov nutzt in seinen Gemälden die Leuchtkraft von Acrylfarben, mischt sie mit Öl- und Tempera-Farben. Mit der Farbe Rot setzt er markante Akzente und löst erotische Signale aus. Wie eine Reminiszenz an die russische Ikonenmalerei nutzt der Maler die Farbe Gold. Mal träufelt er Ketten von Goldfarbe über die Leinwand, um Ohrringe und Geschmeide hervortreten zu lassen, mal gestaltet er prächtige Hintergründe wie bei Ikonen mit echtem Blattgold.
Zakharov malt aus dem Bauch heraus, lässt sich von Gesehenem, aber auch von Erfahrungen und Erlebnissen inspirieren. Ihn interessieren die Emotionen und Sehnsüchte, Leidenschaften und Begierden, die sich gewissermaßen hinter einer Szene zeigen.
„Malen, das ist etwas, das aus mir herauskommt. Ich bin ein Werkzeug. Wie meine Pinsel, Spachtel, Schaber, Ritzer sind auch meine Arme ein Werkzeug“, sagt der Künstler. „Es malt mich. Ich muss malen! Es macht mich malend, es wird in mir gemalt, so malt es mich.“
Der russisch-deutsche Maler Alexander G. Zakharov ist ein Ausnahmetalent. Seit er zu Pinsel und Farbe gegriffen hat, um zu malen, schöpft er aus der Tiefe seines Selbst und seiner Seele wie kaum jemand vor ihm. Seine Gemälde sind einzigartig. Sie scheuen keinen Vergleich wiewohl sie ohne Beispiel und Vorbild, ohne Anlehnung und eben ohne Vergleich sind.Wie ein Seismograph nimmt Zakharov Spannungen und Brüche, Sehnsüchte und Begierden, Ängste und Zweifel wahr und bringt sie mit einer unnachahmlichen Intensität auf die Leinwand. Seine Bildsprache oszilliert zwischen Figurativem und Abstraktem hin und her – ohne sich festlegen zu können. Damit ist er ein stets zweifelnder und heimatloser Grenzgänger zwischen Osten und Westen, zwischen den unermesslichen Weiten Russlands und der Enge in West-Europa.
Der Künstler lebt abgeschieden von aller Betriebsamkeit und zugleich ganz auf sich selbst zurückgeworfen. Er bezieht sich auf keine Vorbilder, schöpft alleine aus sich selbst. Aus Stimmungen, Gefühlen, Fantasien, Träumen, Märchen und Archetypen kreiert er seine Bildwelten. Er schafft sich seine eigenen Mythologien aus archaischen Zeichen und Chiffren, Mythen und Legenden. Sie sind für den Betrachter rätselhaft und vieldeutig. Oft überraschend sogar für ihn selbst.
Zakharov malt mit einer unverwechselbaren Handschrift und mit einer eingängigen Farbensprache. Dafür spielt er virtuos mit einem Mix von Farben und lässt sich auf das Abenteuer ein, wenn Acrylfarben mit Tempera und Ölfarben zusammentreffen. Denn Malen ist für Zakharov ein Erkenntnisprozess.
„Ich mache keinen Zirkus“, sagt der Maler. „Einfach alles bunt zu machen, ist nicht mein Ding.“ Natürlich besitzen seine Bilder eine innere Spannung, sind alleine durch ihren Aufbau voller Anregungen. In der zeitgenössischen Malerei entdeckt er vielfach verzerrte und hässliche Menschen. „Das ist eigentlich ganz einfach“, sagt der Künstler, „Denn Hässliches und Schreckliches auf die Leinwand zu bringen ist simpel.“ So etwas interessiert ihn nicht, ebenso wenig wie reine Schönheit zu malen. Sein Weg ist ein anderer. Alexander G. Zakharov ist eben Künstler, weil er Künstler ist. „Ich gebe mit jedem meiner Bilder einen Einblick in meine Seele.“
Alexander G. Zakharov weiß, dass sein Weg immer eine Herausforderung bleibt, zumal er ihn unbeirrbar mit aller Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gehen will: „Natürlich ist das Leben als Künstler schwer. Zu keiner Zeit war es leicht. Aber heute ist es veilleicht noch etwas schwerer, und für nicht wenige von uns eben besonders. Ich bin nur ein Maler. Das ist wie ein Kamikaze-Flieger. Wenn ich das nicht tue und wenn ich darin nicht erfolgreich bin, dann kann ich nur noch zur Müllabfuhr gehen. Malen ist mein Beruf. Malen ist meine Berufung.“ Wer seine Gemälde sieht, hat daran keinen Zweifel.
Alexander G. Zakharov wurde in Kiew/Ukraine geboren. Eine Ausstellung führt ihn von Kiew nach Bielefeld. Der Liebe wegen blieb er in Deutschland. Seit 1993 lebt und arbeitet er im Münsterland – zuerst in Telgte, seit einigen Jahren in der Nähe von Angelmodde bei Münster. Erfolgreich ausgestellt hat er in namhaften Galerien unter anderem in Chicago, Singapur, Paris, Zürich, Trelleborg, Hong Kong, Seoul, Miami und New York.
Alexander G. Zakharov: „Erotischer Sinneswandel“. Ausstellung vom 8. März bis 27. April 2014
Öffnungszeiten: Sa/So von 12.00 – 17.00 Uhr
Die Vernissage findet am Samstag den 8. März um 17.00 Uhr statt. Der Künstler ist anwesend.
RUDIFREDLINKEGALERIE / Mühlendamm 1-3 / 48167 Münster-Wolbeck Telefon 0171-2849977 www.rudifredlinkegalerie.de
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