Dem Brückenbauer Berthold Beitz

Westfalen – Berthold Beitz wäre am 26. September 2013, 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet das Jüdische Museum Westfalen in Dorsten dem am 30. Juli verstorbenen ehemaligen Krupp-Manager eine Ausstellung mit Malereien aus seiner pommerschen Heimat.

Das Gemälde von Alexander Dettmar zeigt das Geburtshaus Berthold Beitz in Zemmin. Alexander Dettrmar - Geburtshaus Berthold Beitz

Das Gemälde von Alexander Dettmar zeigt das Geburtshaus Berthold Beitz in Zemmin.
Alexander Dettrmar – Geburtshaus Berthold Beitz

Unter dem Titel „Dem Brückenbauer Berthold Beitz“ werden ab Sonntag, 29. September, Bilder des Künstlers Alexander Dettmar ausgestellt, die unter anderem Beitz‘ Geburtshaus in Zemmin zeigen. Ergänzt wird die Schau mit Texttafeln, die das Leben und die Leistungen von Berthold Beitz beschreiben. Im Mittelpunkt stehen dabei seine Rettungsaktionen von jüdischen Zwangsarbeitern, mit denen er mehrere Hundert Menschen vor dem Tod bewahrte.

 Das Bild zeigt die Lange Brücke von Stettin, gemalt von Alexander Dettmar. Stettin war eine der frühen beruflichen Stationen von Berthold Beitz.


Das Bild zeigt die Lange Brücke von Stettin, gemalt von Alexander Dettmar. Stettin war eine der frühen beruflichen Stationen von Berthold Beitz.

Nach Kriegsausbruch sandten ihn seine Arbeitgeber, die Deutsche Shell, in die polnischen Erdölfelder. Als Rüstungsdirektor sollte er die für die deutsche Kriegswirtschaft so wichtigen Rohölreserven ausbeuten. Nach zwei Stationen kam das Ehepaar Beitz im Juli 1941 in Boryslaw, einem Ort in der heutigen Ukraine, an. Dort wurden sie Zeugen brutaler Pogrome. Von Anfang an entschied sich Beitz für einen menschlichen und würdigen Umgang mit den jüdischen Zwangsarbeitern.

Die Dorfkirche von Zemmin, dem Geburtsort von Berthold Beitz, gemalt von Alexander Dettmar im August 2013 Alexander Dettmar- Dorfkirche von Zemmin.

Die Dorfkirche von Zemmin, dem Geburtsort von Berthold Beitz, gemalt von Alexander Dettmar im August 2013: Alexander Dettmar- Dorfkirche von Zemmin.

Als die Deportationen begannen, versuchte er möglichst viele seiner Arbeiterinnen und Arbeiter als unabkömmlich einzustufen und sie so vor der Verschleppung zu schützen bzw. stellte immer wieder neues Personal ein. So gelang ihm die Rettung einiger Hundert Menschen. Für diese Rettungsaktionen, bei denen das Ehepaar Beitz, auch seine Frau half mit, ihre Freiheit und sogar ihr Leben riskierten, ernannte sie die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu „Gerechten unter den Völkern“.

Nach Kriegsende lernte Berthold Beitz Alfried Krupp von Bohlen und Halbach  kennen und wurde in den 1950er Jahren sein Generalbevollmächtigter. Gemeinsam mit ihm baute er den Krupp-Konzern wieder auf und wandelte nach dem Tod Alfried Krupps das Kruppsche Familienvermögen in eineStiftung  um.

Bis zuletzt blieb Beitz ein einflussreicher Industrieller in der Montanindustrie des Ruhrgebiets. Als Testamentsvollstrecker des Krupp-Erbes und Vorsitzender des Kuratoriums der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat er während des Niedergangs der Montanindustrie in nunmehr fünf Jahrzehnten den Strukturwandel im Ruhrgebiet  wesentlich mitbestimmt und den Umbau zu einer Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion mitbetrieben.

Alexander Dettmar hat in den vergangenen Jahren immer wieder in der pommerschen Heimat von Beitz gemalt. Berthold Beitz fühlte sich dieser Region, insbesondere Greifswald und der dortigen Universität bis zuletzt sehr verbunden. Die Ausstellung legt bei der Auswahl der Bilder daher ihren Fokus auf Pommern. Gezeigt werden unter anderem Ansichten aus Stralsund, Greifswald und Szczecin, dem heute zu Polen gehörenden früheren Stettin, und aus Zemmin, dem Geburtsort von Berthold Beitz.

Der Ernst-Berlach-Preisträger Dettmar war vor einem Jahr mit der Idee zu dieser Hommage an das Jüdische Museum Westfalen herangetreten. Dort stieß die Idee sofort auf Zustimmung, hatte doch das Museum von der Krupp-Stiftung und damit von Berthold Beitz mehrfach Unterstützung erfahren. Zudem ist es für das Museum eine ehrenvolle Aufgabe einen „Gerechten unter den Völkern“ mit dieser Hommage zu würdigen. Nach bisherigen Recherchen scheint es sich bei dieser Hommage auch um die einzige Ausstellung zu Ehren von Berthold Beitz zu seinen 100. Geburtstag zu handeln.

Jüdisches Museum Westfalen / Julius-Ambrunn-Straße 1 / 46282 Dorsten
Telefon 02362-951431
www.jmw-dorsten.de

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