Kunstmesse in Iserlohn

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Westfalen – Zwischen dem 2. November und 4. November findet in der Historischen Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn die Kunstmesse ART TO TAKE statt. Acht Künstler bieten im Haus A der Museumsanlage Barendorf Malerei, Graphik und Objekte an. Aus Iserlohn beteiligen sich drei Künstler, weitere Teilnehmer kommen aus Datteln, Hattingen, Menden, München und Münster.

Die Organisatoren der kleinen Kunstmesse sind auch diesmal wieder der Praxis gefolgt, möglichst unterschiedliche Kunststile zu zeigen. Das Konzept setzt auf Veränderung und Wandlung und stößt seit 2003, nicht nur bei anspruchsvollen Kunstliebhabern und Sammlern, auf eine hervorragende Resonanz.

Edgar Eubel (1992 Preisträger der Märkischen Kulturkonferenz e. V., MKK) zeigt eine Auswahl seiner zeichnerischen und malerischen Werke. Verdichtung und Leere, Ordnung und Chaos sind Gegensatzpaare die sich in den unruhigen Linien der Zeichnungen und den monochromen Farbflächen kontrastieren. Es entstehen Bildnisse innerer Zustände, Variationen skurriler Mischwesen in Anlehnung an Formen aus dem Bereich der Flora und Fauna. Mit großer Sensibilität schafft Franz Josef Gärtner vielfältige Verknüpfungen zwischen Figur und Raum. Linien geben Akzentuierung und Rhythmus. Helle Farben vermitteln Unbegrenztheit und Offenheit. Und doch wohnt in seinen Bildräumen etwas Geheimnisvolles, Rätselhaftes, was sich dem schnellen begreifenden Zugriff entzieht.

Als ein durchaus ernstgemeinter Spaßfaktor sind die Objekte voller Unsinn, Sinn, Hintersinn von Walter Gödde zu verstehen. “Dinge, die mir meist zufällig begegnen, bringen mich auf eine Idee. Diese versuche ich dann durch Montage oder ‘Operationen am offenen Scanner’ umzusetzen. Dabei ergänzen sich Objekt und Titel. Meine Arbeiten sollen den Zuschauer erheitern.”

Angelika Herker hat sich ein eigenständiges Repertoire von Ausdrucksformen geschaffen, das wesentlich auf der Verwendung einfachster Verpackungsmaterialien wie z.B. Wellpappe basiert. Transparentpapier oder das Recycle-Material Filzpappe verarbeitet sie zu Collagen mit überraschender Dreidimensionalität. Momentanes Erfassen z.B. einer Landschaft, das Festhalten eines Augenblicks, gibt u.a. den Anstoß für einen malerischen Abstraktions- und Transformationsprozess, in dem die Künstlerin die Struktur des Gesehenen herausarbeitet und gleichzeitig von naturnachahmenden Zwängen befreit.

Mit Ute Lilei-Dorn ist in diesem Jahr wieder eine Keramikerin dabei. Die Rauchspuren ihrer im Naked-Raku- oder Kapselbrandverfahren erstellten Keramiken sind Grundlage für die weitere Gestaltung mit Silber- oder Kupferdraht bzw. mit antiken leonischen Fäden in Gold oder Silber. Die Metallfäden werden miteinander zu reliefartigen Mustern oder dreidimensionalen Gebilden verbunden und gehen als durchscheinende und luftige Drahtgespinste eine Synthese mit der massiven Keramik ein. Köpfe und menschliche Figuren sind wiederkehrendes Thema in den Malereien von Katja Luke. “Idole” betitelt sie häufig die Arbeiten mit Gestalten unbestimmter Art und Gefühlslage. Sie stehenan Toren, Durchgängen und Schwellen und scheinen auf dem Weg zwischen den Zeiten, ja sogar zwischen Leben und Sterben zu sein. Sie stellen sich dem Licht, ohne ihm zu verfallen, sie benennen die Dunkelheit, ohne sich darin zu verlieren.

Fotos: ART TO TAKE 2012

Michael Nouwens, einer der jüngsten Teilnehmer und Schüler bei Prof. Ulrich Erben an der Kunstakademie Münster, zeigt eine kleine Auswahl Studienblätter. Vorbilder wie Mark Rothko, Sean Scully, Ellsworth Kelly sind unschwer erkennbar. In seinen Bildern verbindet er Elemente der Hard Edge Malerei, die den eigenen Duktus und die künstlerische Handschrift einer klaren Struktur unterwirft, mit der freien gestischen Malweise und lyrischen Dimension des Abstrakten Expressionismus. Michael Nouwens Studienblätter dienen als Vorlagen für bislang ungemalte Leinwandarbeiten. Sie sind aber gleichsam autonome Kunststücke, die im kleinen Format das
künstlerische Vokabular auf wunderbare Weise verdichten.

Als Medium der Kunst gewinnen Nadelarbeiten, Stickereien und Strickerein seit den 1990er Jahren zunehmend an Bedeutung. Künstlerinnen und Künstler nutzen traditionelle Handarbeitstechniken und erfinden neue Ausdrucksmöglichkeiten. Wie eine “altmodische” Handarbeit moderne Kunstwerke ausstattet und vom Gestus eines autonomen Künstlersubjekts konterkariert wird, stellt Angelika M. Schäfer vor. Sie arbeitet seit vielen Jahren mit dem textilen Medium und hat 1992 die Nadel als Material entdeckt. Gezeigt werden NadelObjekte: Kombinationen von Nadeln und textilen Materialien.

Wer Kunst in einem etwas anderen Rahmen erleben möchte, sollte diese kleine Messe auf keinen Fall versäumen. Im großen Ausstellungsraum findet jeweils eine Gemeinschaftsausstellung statt. Trotz der unterschiedlichen Richtungen präsentierten sich die Arbeiten in einem angenehmen Spannungsbogen.

In den angrenzenden und oberen Räumen sind kleine Einzelpräsentationen der Künstler zu sehen. Hier ist stöbern durchaus erwünscht.

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr.
Am Sonntag, 4. November liest Walter Gödde um 15.00 Uhr aus seinen literarischen Werken, u.a. von den “Träumen und Abenteuern eines Sauerländers”.
Seine Gedichte und Prosa wurden u.a. auch in den Anthologien zum “Literaturpreis Umwelt des Landes NRW” und zum “Gladbecker Satirepreis” veröffentlicht. Außerdem berichtete der WDR in der Sendereihe “Lyrik in Nordrhein-Westfalen” über ihn. 2011 erschien sein erster Krimi “Mordprojekt”, ein Sauerlandkrimi.

Stadtmuseum Iserlohn / Historische Fabrikanlage Maste-Barendorf / Baarstraße 220-226 / 58636 Iserlohn
Telefon 02371-217/1960
www.art-to-take-online.de

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