Mehr Moore in Münster

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Münster – Drei große Außenplastiken von Henry Moore (1898 – 1986) zeigen auf den beiden Vorplätzen des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster, was die Besucher ab Freitag (11.11.) in der Ausstellung “Henry Moore. Impuls für Europa” erwartet. 120 Arbeiten, darunter Skulpturen, Plastiken und Papierarbeiten, von Moore und 16 weiteren europäischen Künstlern weisen auf die Wechselbeziehungen der Künstler hin: die Inspirationen, die auf Moore einwirkten und die von ihm ausgingen. In einer Serie stellt das LWL-Museum wesentliche Auszüge der Ausstellung vor.

Henry Moore-Plastik empfängt die Besucher zur große Retrospektive - Foto: Jörg Bockow

Henry Moore-Plastik empfängt die Besucher zur große Retrospektive – Foto: Jörg Bockow

Mit der Anlieferung der dritten monumentalen Bronzeplastik macht das Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe eine Woche vor Ausstellungseröffnung neugierig auf Moore und seine Künstlerkollegen. Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Kuratorin der Ausstellung, und Siggi Spiegelburg-Hölker, Vorstandsmitglied der Stiftung Kunst³, sprechen im Interview über dieses schwergewichtige Projekt.

Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Kuratorin der Ausstellung, und Siggi Spiegelburg-Hölker, Vorstandsmitglied der Stiftung Kunst³, vor der Moore-Plastik "Two Piece Reclining Figure No. 5" (1963/64) am LWL-Museum für Kunst und Kultur (v.l.). Foto: LWL/Hanna Neander

Dr. Tanja Pirsig-Marshall, Kuratorin der Ausstellung, und Siggi Spiegelburg-Hölker, Vorstandsmitglied der Stiftung Kunst³, vor der Moore-Plastik “Two Piece Reclining Figure No. 5” (1963/64) am LWL-Museum für Kunst und Kultur (v.l.). Foto: LWL/Hanna Neander

Frau Pirsig-Marshall, die Vorplätze des Museums wirken als hätten sie nur auf diese Plastiken gewartet. Haben Sie sich das schon in der Planung so vorgestellt?

Pirsig-Marshall: Nicht ganz so, aber ich hatte schon ein sehr genaues Bild vor Augen. In der Planungsphase waren viele andere Aspekte neben der Gestalt der Arbeiten ganz wesentlich: Wie lassen sich die Bronzen transportieren? Müssen wir Bodenplatten verlegen, die das Gewicht der Plastiken tragen? Dann kamen mehr und mehr die Fragen nach dem ganz genauen Standort, dem Winkel zur Straße, zum Eingang auf. Vieles lässt sich sehr gut planen. Die allerletzte Ausrichtung erfolgt dann aber vor Ort. Und so haben wir den “Bogenschützen” an der Rothenburg zum Beispiel am Kran hängend leicht in Position gedreht.

Frau Spiegelburg-Hölker, was hat den Stifterkreis des Museums überzeugt, die drei Großplastiken nach Münster zu holen?

Spiegelburg-Hölker: Als das Museum auf uns zukam mit der Idee, waren viele von uns schnell davon angetan. Ich selbst kannte den Bogenschützen von der Neuen Nationalgalerie in Berlin und konnte mir diese wunderbare Bronze gut auf dem Vorplatz vorstellen. Als Stifterkreis des LWL-Museums sind wir darauf angewiesen, dass die rund 30 Mitglieder mehrheitlich einer Förderung zustimmen. Deshalb haben wir rege darüber diskutiert: Passt das Projekt zu unserem Stiftungsprogramm und lässt sich das für uns überhaupt tragen? Moore steht wie kaum ein anderer Bildhauer für Kunst im öffentlichen Raum und hat kontroverse Diskussionen und Reaktionen damit hervorgerufen. Eine Ausstellung zu Moore ohne Werke im Außenraum – das war für uns nicht denkbar. Deshalb also fördern wir diesen wunderbaren Teil der Ausstellung, den das Museum sonst allein nicht hätte stemmen können.

Henry Moore: "Große Liegende" Leihgabe aus Wuppertal - Foto: Jörg Bockow

Henry Moore: “Große Liegende” Leihgabe aus Wuppertal – Foto: Jörg Bockow

Als Modedesignerin ist Stil, Formensprache und Materialität für Sie alltäglich und wesentlich für Ihr eigenes Arbeiten, ähnlich wie für Bildhauer. Inspirieren die Bronzen Moores auch heute noch?

Spiegelburg-Hölker: Alle drei Plastiken zeigen mehr oder weniger abstrakte Darstellungen von Menschen. Die “Große Liegende” aus Wuppertal zum Beispiel unter dem Baum am Vorplatz betont die Ruhe, die Entspannung. Der “Bogenschütze” sprüht vor Energie und Spannung und wirkt fast wie ein Hüter des Platzes an der Rothenburg. Und auch “Two Piece Reclining Figure No. 5” aus Recklinghausen weckt in mir Bilder einer liegenden Person, irritiert durch ihre zwei Teile. In Kombination mit dem Material werden diese Bilder noch um vieles konkreter und bleiben gleichzeitig inkonkret. Das lässt Raum für eigene Ideen, Fragen und Gedanken. Ich freue mich, dass wir zusammen vom Stifterkreis mit dem Museum diese einzigartige Begegnung mit Moore nun allen Passanten ermöglichen.

Henry Moore. Impuls für Europa
11.11.2016 – 19.3.2017

LWL-Museum für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum / Domplatz 10  / 48143 Münster

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