Münster – Im Allwetterzoo in Münster sind zwei Kapverden-Riesengeckos geschlüpft.

Dem Allwetterzoo in Münster ist die Welterstnachzucht von Kapverden-Riesengeckos gelungen. – Foto Allwetterzoo
Sie sind klein, grau und unscheinbar und heben sich kaum vom sandigen Boden ab. Gleichwohl sind die beiden Baby-Riesengeckos in Fachkreisen eine Weltsensation. Dem Allwetterzoo Münster ist möglicherweise eine weltweite Zoo-Erstnachzucht gelungen: Am 23. Juli schlüpften hinter den Kulissen des Artenschutz Campus zwei Jungtiere des Kapverden-Riesengeckos (Tarentola gigas). Diese Gecko-Art gilt als stark bedroht und wird weltweit nur in zwei zoologischen Einrichtungen gehalten.
„Wir gehen aktuell davon aus, dass wir der erste Zoo weltweit sind, dem eine Nachzucht dieser Art gelungen ist“, erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Artenschutz und Forschung. „Von anderens Zoo ist uns bisher keine Nachzucht bekannt – das heißt jedoch nicht, dass sie dort nicht ebenfalls züchten. Klar ist aber: Jede erfolgreiche Nachzucht ist in diesem Fall ein großer Gewinn.“
Kooperation zwischen Zoo und Privathalter
Die Elterntiere stammen aus der Privathaltung von Felix Hulbert, der die Art ebenfalls erfolgreich züchtet. „Die Art ist auch unter Privathaltern extrem selten“, so Wagner. „Umso mehr freut es mich, dass Herr Hulbert unserem Team so sehr vertraut und uns Nachzuchten überlassen hat.“ Diese Zusammenarbeit steht exemplarisch für die erfolgreiche Kooperation zwischen Zoos und Privathaltern im Bereich Artenschutz – eine bewährte Praxis im Allwetterzoo, die sich erneut als zukunftsweisend erwiesen hat.
Extrem kleines Verbreitungsgebiet mit komplexer Bedrohungslage
Tarentola gigas ist endemisch auf den beiden kleinen kapverdischen Inseln Branco und Raso – und selbst dort nicht flächendeckend verbreitet. Das gesamte Verbreitungsgebiet umfasst nur etwa 10 km², was die Art besonders anfällig für Störungen macht.
Neben eingeschleppten Mäusen sind es vor allem menschliche Eingriffe in die Populationen des Kapverden-Sturmtauchers, die dem Gecko indirekt zusetzen. „Die Geckos ernähren sich unter anderem von zerbrochenen Eiern und frisch geschlüpften Jungvögeln dieser Sturmtaucher“, erklärt Wagner. „Wenn der Mensch diese Vogelart durch Jagd oder Störungen dezimiert, verschwindet auch die Hauptnahrungsquelle der Geckos. Auf den kargen Inseln gibt es kaum Alternativen.“
Reservepopulationen als Lebensversicherung für die Zukunft
Die erfolgreiche Nachzucht im Allwetterzoo bietet die Chance, langfristig eine Reservepopulation aufzubauen. Diese kann helfen, das Überleben der Art zu sichern – unabhängig von kurzfristigen Schwankungen oder Störungen im natürlichen Lebensraum. „Solche Nachzuchten sind unglaublich wertvoll“, betont Wagner. „Sie ermöglichen uns, mehr über diese bedrohte Art zu lernen und eine Lebensversicherung für die Zukunft aufzubauen. Mein Team hat hier erneut eine echte Spitzenleistung gezeigt.“
Der Kapverden-Riesengecko (Tarentola gigas) erreicht eine Gesamtlänge von etwa 30 Zentimeter. Es gibt zwei Unterarten: den Tarentola gigas gigas (Raso-Riesengecko) und den Branco-Riesengecko. Beide kommen auf den Kapverdischen Inseln vor. Der Allwetterzoo in Münster ist in der Sommersaison täglich von 9:00 bis 18:30 Uhr geöffnet.
Speak Your Mind