Das Pablo Picasso Museum in Münster hat allen Grund zu feiern: Das Museum begeht einen großen Geburtstag und erfährt zugleich eine besondere Anerkennung. Es ist ein glanzvoller Auftakt zum 25-jährigen Jubiläum des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster: Meret Meyer, die Enkelin von Marc Chagall und Vizepräsidentin des Comité Chagall in Paris, hat dem Museum ein einzigartiges Geschenk gemacht.

Mit einer großen Chagall-Ausstellung wird das Jubiläumsjahr im Picasso Museum Münster gestartet – Foto Kunstmuseum Pablo Picasso
Es ist eine generöse Geste voller Farben und Poesie, über die man sich im Pablo Picasso Museum besonders freut. Die wertvolle Schenkung erweitert den Bestand um einen unermesslichen Schatz. Zum Auftakt der Ausstellung wurde Meret Meyer besonders geehrt und gefeiert. Die Ausstellung wurde am 8. März in ihrem Beisein offiziell eröffnet.
118 Lithografien und zehn Malerbücher ihres legendären Großvaters bereichern künftig die Sammlung des Münsteraner Hauses. Eine großzügige Geste, die nicht nur das Chagall-Werk in Münster um bedeutende Arbeiten erweitert, sondern auch neue Perspektiven auf das Schaffen des Malerpoeten ermöglicht. “Mit dieser Schenkung möchte ich neue Wege für künftige Ausstellungen und Blickwinkel auf Chagall eröffnen”, erklärt Meret Meyer bei der Pressekonferenz im Picasso Museum am vergangenen Freitag (7. März).

Große Freude in Münster: Meret Meyer, die Enkelin von Marc Chagall, hat hunderte von Kunstwerken ihres Großvaters aus ihrem Privatbesitz an das Museum geschenkt – Foto Kunstmuseum Pablo Picasso
Es ist erst das zweite Mal, dass Meret Meyer Werke aus ihrem Privatbesitz einer Institution anvertraut. Nur einmal zuvor hat sie gemeinsam mit ihrer Schwester Bella einem Museum ein Werkkonvolut aus ihrem Privatbesitz vermacht: Das Centre Pompidou in Paris wurde 2022 mit einer größeren Schenkung bedacht. Damit wird das Pablo Picasso Museum auch als eine Institution von internationalem Rang geehrt.
Mit dieser spektakulären Bereicherung beginnt das Pablo Picasso Museum sein Festjahr mit einer großen Ausstellung: „Marc Chagall – Bildsprachen“ (8. März bis 9. Juni 2025). Mehr als 120 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken laden ein, die magische Verbindung zwischen Bildender Kunst und Literatur im Werk des weltberühmten Farbkünstlers zu erkunden. Chagall wurde oft als “Dichter mit den Flügeln eines Malers” bezeichnet. Der Jahrhundertkünstler gilt als der dichtende Maler und zugleich als der malende Dichter. Die Ausstellung im Pablo Picasso Museum zeigt eindrucksvoll, wie sehr seine Bilder und seine Worte miteinander verschmelzen.
Schon in jungen Jahren fängt Chagall an, mit Worten und Farben gleichermaßen zu experimentieren. Seine jiddische Muttersprache ist ihm eine unerschöpfliche Inspirationsquelle, die sich in seinen Gemälden immer wieder widerspiegelt. Der Schriftsteller Leo Koenig bemerkt dazu treffend: “Chagall sieht mithilfe der oder durch die jiddische Sprache.” Bereits mit Anfang 30 schreibt der Künstler seine Autobiografie “Mein Leben” und illustriert sie selbst mit liebevollen, oft humorvollen Darstellungen seiner Kindheit und Familie.
Die glanzvolle Jubiläumsausstellung im Pablo Picasso Museum nimmt den Besucher mit auf eine Reise durch Chagalls kreative Welt, die er in engem Austausch mit großen Literaten seiner Zeit gestaltet. In den 1920er-Jahren illustriert er Gogols “Die toten Seelen” mit poetischer Leichtigkeit, verleiht den Fabeln von Jean de la Fontaine eine erfrischende Bildsprache und erschafft 1968 mit “Poèmes” ein wahres Gesamtkunstwerk aus Dichtung und Holzschnitt. “Ich male vielleicht, weil dies die Worte ersetzt, die mir fehlen”, gesteht Chagall seinem Freund Jean Paulhan.
Ein weiteres Highlight der Ausstellung sind über vierzig bislang unveröffentlichte Entwurfsskizzen, die intime Einblicke in seine künstlerische Arbeitsweise gewähren. In diesem Zusammenspiel zwischen Skizzen und fertigem Kunstwerk wird der mühselige und arbeitsreiche Prozeß der künstlerischen Arbeit nachvollziehbar – was in vielen Ausstellungen kaum zum Ausdruck kommt. Neben diesen Raritäten beeindrucken auch die großformatigen Leinwände in leuchtender Farbigkeit, die Chagalls unverwechselbaren Stil so berühmt gemacht haben.
Der diskrete Charme des Monsieur Tériade
Begleitend zur Chagall-Ausstellung widmet das Pablo Picasso Museum dem legendären Kunstkritiker und Verleger Tériade eine eigene Studioausstellung (8. März bis 9. Juni 2025). Mehr als 70 Exponate von Künstlern wie Picasso, Matisse, Giacometti oder Cartier-Bresson lassen die Welt der Pariser Moderne wiederaufleben. Tériade, ein Meister seines Fachs, veröffentlichte einige der bedeutendsten Malerbücher des 20. Jahrhunderts und prägte mit den Magazinen “Minotaure” und “Verve” die Kunstwelt seiner Zeit.
“Unsere Besucher können sich mit Tériade an einen Tisch im Montparnasse-Café setzen und in die faszinierenden Papierwelten der Pariser Moderne eintauchen”, beschreibt Kurator Alexander Gaude die Idee hinter der Ausstellung.
Die Kombination von Chagalls poetischer Bildwelt mit Tériades verlegerischem Genie verspricht ein kulturelles Highlight, das weit über Münsters Grenzen hinausstrahlt.
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