Höxter – “Eine Kaserne kann nicht einfach schließen”, sagt Oberstleutnant Michael Mosig. Das gilt für ruhige wie für unruhige Zeiten. Dienst ist Dienst. Das ist auch an Heiligabend in der General-Weber-Kaserne in Höxter so.
Hier hat das 800-Kräfte starke Höxteraner ABC-Abwehrbataillon 7 sein Zuhause. Doch das Kasernenareal ist ziemlich leergefegt. Am Mittag sind es noch gut ein Dutzend militärische und zivile Kräfte. Doch bald schon werden Stabsunteroffizier Marc Trenkamp (28), Hauptfeldwebel Tim Kordes (35) und Oberstabsgefreiter Julien Pauquot (30) bis auf das zivile Wachpersonal allein auf dem großen Areal sein.
Auf jeden Ernstfall abgestimmte Informationskette
„Auch wenn wir keine offizielle Bereitschaft haben, gibt es doch eine gut durchorganisierte und auf jeden Ernstfall abgestimmte Informationskette“, erklärt Standortkommandeur Oberstleutnant Michael Mosig (42). Die Kaserne über die Feiertage komplett zu schließen, kommt nicht infrage. „Hier steht hochwertiges militärisches Einsatzgerät und es wäre kein gutes Zeichen nach außen. Die Bundeswehr ist jederzeit einsatzbereit“, sagt Mosig.
Es geht auch gar nicht nur um militärische Einsätze. „Im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit unterstützt das ABC-Abwehrbataillon 7 auf besondere Anforderung von Bund und Ländern auch zivile Hilfskräfte bei der Bewältigung von Katastrophen und besonders schweren Unglücksfällen“, erinnert der Oberstleutnant an den Auftrag des Standorts. Vielen Höxteranern ist die Weser-Weihnachtsflut vom letzten Jahr noch gut in Erinnerung. „Wir sind zwar nicht so schnell wie die Feuerwehr, aber wenn wir gebraucht werden, sind wir zur Stelle“, betont Mosig.
Dankbar für die Einsatzbereitschaft
Der Kommandeur sorgt auch für seine Diensthabenden. Es gib ein richtiges Festmenü mit Suppe, Schweinebraten und Zimteis als Nachtisch. Persönlich bestellt. Sonst wäre die Küche kalt geblieben. „Die ist ja mein erstes Jahr als Kommandeur und ich weiß gar nicht, wie das meine Vorgänger gemacht haben, aber für mich ist es eine Ehrensache, an Heiligabend mit dieser Einladung auch meine Dankbarkeit für die Einsatzbereitschaft auszudrücken“, sagt Mosig.
6,31 Euro nach Erschwerniszulagenverordnung
Dabei rennt er offene Türen ein. Niemand wird zum Weihnachtsdienst verpflichtet. Wer dabei ist, macht es freiwillig. „Für mich ist es schon das zweite Mal, ich habe keine Familie, die auf mich wartet, mir macht der Dienst nichts aus“, erklärt der Oberstabsgefreite Julien Pauquot. Nicht nur, dass der Kommandeur zum Essen einlädt, es gibt auch eine ordentliche monetäre Zulage gemäß Erschwerniszulagenverordnung in Höhe von 6,31 Euro die Stunde. Das wiegt zwar kein Weihnachten mit der Familie auf, ist aber als Anerkennung recht ordentlich. Für den Weihnachtsdienst sind die verschiedenen Züge der fünf Kompanien verantwortlich. Bei über 20 Zügen im ABC-Abwehrbataillon kommt der einzelne also nicht allzu oft dran.
45 Kräfte in Litauen
Anders verhält es sich für die im Auslandseinsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten des Höxteraner Standorts. „Derzeit haben wir 45 Kräfte in Litauen und zwei in Jordanien beziehungsweise im Irak, die natürlich immer im Einsatz sind“, erklärt Kommandeur Mosig. In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar werden die Kräfte aus Litauen zurückerwartet. Ein Auslandseinsatz dauert rund sechs Monate. Der seit 2017 bestehende EFP-Einsatz (Enhanced Forward Presence) der NATO im Baltikum dient der Sicherung der NATO-Ostflanke. Deutschland hat die Führung der Battlegroup in Litauen. Hier sind ständig rund 400 deutsche Bundeswehrkräfte stationiert.
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